Alumni- und Netzwerkstrategie

Zusammenfassung

Die Alumni- und Netzwerkstrategie der Alexander von Humboldt-Stiftung fußt auf der Strategischen Ausrichtung der Alexander von Humboldt-Stiftung und ist eine Ausformulierung des darin formulierten übergeordneten Ziels „Konsequente Weiterentwicklung und stärkere Nutzung des Potenzials im Humboldt-Netzwerk“. Sie operationalisiert die Ergebnisse der Analysen aus der dem Stiftungsrat vorgelegten Netzwerkstudie. Das Humboldt-Netzwerk leistet Beiträge zur Internationalisierung der deutschen Wissenschafts- und Forschungslandschaft sowie Beiträge zur deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik über den Bereich der Wissenschaftskooperation hinaus. Die Strategie legt folgende Handlungsfelder fest: 1. Humboldtianer frühzeitig an das Humboldt-Netzwerk binden; 2. fachliche und persönliche Bindungen im Humboldt-Netzwerk stärken; 3. neue Mitglieder für das Humboldt-Netzwerk gewinnen. Die Strategie soll vorerst eine Gültigkeit bis 2021 besitzen und dann überprüft werden.

1. Einordnung in die Strategische Ausrichtung der Alexander von Humboldt-Stiftung

In der im Dezember 2013 verabschiedeten „Strategischen Ausrichtung der Alexander von Humboldt-Stiftung“ ist als Ziel 3 formuliert: „Konsequente Weiterentwicklung und stärkere Nutzung des Potenzials im Humboldt-Netzwerk“. Seit Gründung der Humboldt-Stiftung vor gut 60 Jahren hat sich das sogenannte Humboldt-Netzwerk als Herzstück und Alleinstellungsmerkmal der Stiftung entwickelt. Doch wie nutzen die Humboldtianer das Netzwerk? Dazu gab es bis vor kurzem keine systematische Untersuchung. Im Mai 2015 legte die Stiftung dem Stiftungsrat die Ergebnisse einer umfassenden Studie vor, die die Ziele ihrer Netzwerkarbeit zum einen durch eine Analyse und Bewertung der einzelnen Alumni-Förderinstrumente überprüfte, zum anderen durch eine explorativ angelegte Untersuchung zur Charakterisierung des Netzwerks beitrug. Auf diesen Ergebnissen sowie auf dem „Nachbetreuungskonzept der Alexander von Humboldt-Stiftung“ aus dem Jahr 1997 und dessen Fortschreibung im Jahr 2002 aufbauend (in den Sitzungen des Stiftungsrats, damals noch Vorstand genannt, vom Mai 1997 und Dezember 2002 verabschiedet) wird nun eine Alumni- und Netzwerkstrategie vorgelegt, die das weitere Handeln der Alexander von Humboldt-Stiftung bei der Weiterentwicklung des Humboldt-Netzwerks leiten soll.

2. Das weltweite Humboldt-Netzwerk: Definition

2.1 Begriffsklärung

Der Begriff „Humboldt-Netzwerk“ umschreibt:

  • im engeren Sinne die Gesamtheit der Geförderten der Alexander von Humboldt-Stiftung in allen Förderprogrammen. Das Humboldt-Netzwerk umfasst über 30.000 Personen aus verschiedenen Herkunftsländern und Fachgebieten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihrer Karriere gefördert wurden. Die Zugehörigkeit zum Humboldt-Netzwerk beginnt mit der Auswahl und hält während des gesamten wissenschaftlich aktiven Lebens an. Dies entspricht dem Motto der Humboldt-Stiftung: „Einmal Humboldtianer, immer Humboldtianer“.
  • im erweiterten Sinne auch das sogenannte „Netzwerk Deutschland“: die wissenschaftlichen Gastgeberinnen und Gastgeber der Humboldt-Geförderten, die ganz entscheidend zu deren Bindung an das deutsche Wissenschaftssystem beitragen, sowie die Fachvertreterinnen und Fachvertreter, die in den Auswahlausschüssen der Humboldt-Stiftung mitwirken, die Gutachterinnen und Gutachter, die Teilnehmenden an den Frontiers-Tagungen, die Geförderten mit Daueraufenthalt in Deutschland.

2.2 Charakterisierung des Humboldt-Netzwerks

Kennzeichnend für das Humboldt-Netzwerk ist ein ein überfachlicher, von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägter Austausch auf hohem Niveau zwischen den Mitgliedern des Netzwerks, der auch über die Zeit des Forschungsaufenthalts in Deutschland hinaus andauert. Auffallend sind dabei die Vielfalt und Dynamik der Netzwerkbeziehungen unterschiedlicher Generationen, die das Netzwerk leben, prägen und nutzen. Mit ihren Betreuungsmaßnahmen fördert die Alexander von Humboldt-Stiftung die Aktivitäten des weltweiten Humboldt-Netzwerks und die Initiativen seiner Mitglieder, die ihrerseits selbstständig „Teil-Netzwerke“ gestalten. Beispiele sind:

  • Regional: 111 Humboldt-Alumni-Vereinigungen in 75 Ländern (inkl. Deutschland) sowie 46 Vertrauenswissenschaftlerinnen und Vertrauenswissenschaftler in 35 Ländern fördern den regionalen und internationalen wissenschaftlich-kulturellen Austausch.
  • Fachlich: Intensive fachliche Netzwerke bestehen zwischen Humboldtianern und deutschen Kooperationspartnern, zu denen neben den wissenschaftlichen Gastgebern in Deutschland auch weitere Wissenschaftler verschiedener Karrierestufen zählen. Überdies bilden sich im weltweiten Humboldt-Netzwerk im Kontext regionaler Aktivitäten an verschiedenen Stellen ebenfalls einzelne fachliche Netzwerke heraus.
  • Überfachlich: Das Humboldt-Netzwerk stellt eine Plattform dar für den Austausch zu gesellschaftlich relevanten Themen aus Wissenschaft, Bildung, Forschung und Wissenschaftspolitik auch über die Grenzen von Fachdisziplinen hinaus.
  • Sozial: Im Zusammenhang mit dem Deutschland-Aufenthalt findet ein Austausch zu Erfahrungen, Erinnerungen und Lösungsvorschlägen für praktische Fragen statt.

3. Ziele der Alexander von Humboldt-Stiftung für das Humboldt-Netzwerk

Mit der Pflege des Humboldt-Netzwerks – der Aufrechterhaltung, Stärkung und dem Ausbau wissenschaftlicher Kontakte zwischen Geförderten und deutschen Kollegen sowie zwischen Humboldtianern in aller Welt – werden zwei zentrale Ziele verfolgt, denen jeweils weitere Ziele zugeordnet werden:

  1. Beiträge zur Internationalisierung der deutschen Wissenschafts- und Forschungslandschaft
    Ziel 1.1: Nachhaltige Fortsetzung der Forschungskooperationen mit Partnern in Deutschland
    Die Mitglieder des Humboldt-Netzwerks gehören zur Forscherelite der Welt – sowohl in führenden Forschungsnationen als auch in Schwellen- und Entwicklungsländern. Sie repräsentieren Spitzeninstitutionen ihrer Länder und sind als deutschlanderfahrene Forscherinnen und Forscher attraktive Partner für die Fortsetzung und den Ausbau der Zusammenarbeit mit Deutschland.
    Ziel 1.2: Gewinnung neuer Kooperationspartner
    Die Mitglieder des Humboldt-Netzwerks leisten einen wesentlichen Beitrag zur Gewinnung neuer Gruppen und Generationen von exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als Kooperationspartner der deutschen Wissenschaft.
  2. Beiträge zur deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik über den Bereich der Wissenschaftskooperation hinaus
    Ziel 2.1: Zugang zu Multiplikatoren
    Die Mitglieder des Humboldt-Netzwerks dienen Deutschland als Türöffner zu Themen und Regionen: Ratgeber aus dem Ausland in Bezug auf Personen, Strukturen und Kompetenzen
    1. für das Verständnis politischer, wirtschaftlicher und wissenschaftsbezogener Gegebenheiten
    2. zur Anbahnung von Kooperationen
    3. für die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung sowie für weitere Aktivitäten der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik.

    Ziel 2.2: Förderung eines realistischen Deutschlandbildes
    Die Mitglieder des Humboldt-Netzwerks verbreiten als Multiplikatoren im Ausland ein realistisches Bild des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Deutschland und kennen auch das Leben in unserem Land aus eigener Anschauung. Daher sind sie prädestiniert, das Interesse aktueller und zukünftiger Eliten, auch außerhalb der Wissenschaft, an Deutschland im Ausland zu fördern.

Damit entfaltet das Humboldt-Netzwerk einen Mehrwert für Deutschland: für Akteure aus Wissenschaft, Forschung, Wissenschaftspolitik, der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, der Entwicklungszusammenarbeit sowie den Medien.

4. Zentrale Handlungsfelder

Folgende drei Handlungsfelder zur Umsetzung der Strategie ergeben sich aus der Netzwerkstudie:

  1. Humboldtianer frühzeitig an das Humboldt-Netzwerk binden
    Mit Beginn der Förderung stellt die Bindung an das Humboldt-Netzwerk einen Schwerpunkt der Arbeit der Humboldt-Stiftung dar. Dabei spielt die Information über die Chancen und Möglichkeiten, die das Humboldt-Netzwerk bietet, eine wichtige Rolle.
  2. Fachliche und persönliche Bindungen im Humboldt-Netzwerk stärken
    Die Alumni-Instrumente orientieren sich an den jeweils aktuellen Bedarfen der internationalen Klientel und müssen noch stärker sichtbar gemacht werden. Dabei sind die fachliche und soziale Vernetzung sowie insbesondere auch die unterschiedlichen Bedarfe in Schwellen- und Entwicklungsländern bzw. Hochtechnologie-Ländern entscheidend.
  3. Neue Mitglieder für das Humboldt-Netzwerk gewinnen
    Eine angemessene Ansprache und Einbindung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist zentral, um neue Generation(en) an das Humboldt-Netzwerk heranzuführen.