Georg Forster-Forschungsstipendium: Geförderte im Porträt

  • Texte: Lilo Berg
„Lasst die Selbstzweifel hinter Euch und bewerbt Euch, Ihr jungen Wissenschaftler aus den Entwicklungsländern! Eure Chancen sind viel besser als Ihr glaubt!“
Hyacinthe Ondoa

Hyacinthe Ondoa ist Germanist und Kulturwissenschaftler an der Université Yaounde I in Kamerun. Sein Forschungsfeld ist Neueste deutsche Literatur, sein Spezialgebiet die DDR-Literatur. Ondoa interessiert sich für die Frage, wie der literarische Kanon einer Gesellschaft entsteht, warum zum Beispiel bestimmte literarische Texte in die Schulbücher gelangen und andere nicht. Um diese Fragen zu klären, hat er sich für seinen Deutschlandaufenthalt das Global and European Studies Institute der Universität Leipzig ausgesucht, wo er mit seinem Gastgeber Matthias Middell zusammenarbeitete. Die Ergebnisse aus der Kooperation helfen Hyacinthe Ondoa, die Entstehung von kulturellen Werten und Sinnentwürfen in einer globalisierten Welt besser zu begreifen.

Hyacinthe Ondoa war Stipendiat an der Universität Leipzig.

„Das Stipendium bietet einem die großartige Chance, in Deutschland zu forschen, die eigene Arbeit voranzubringen und die Größen des eigenen Fachs kennenzulernen.“
Hala El-Khozondar

Hala El-Khozondar ist Physikerin an der palästinensischen Islamischen Universität Gaza. Ihr Spezialgebiet ist die Elektrooptik. Die Bandbreite ihrer Forschung ist groß und darauf ausgerichtet, technische Lösungen für die Welt von morgen zu entwickeln. Mit ihrem Team arbeitet Hala El-Khozondar zum Beispiel an neuartigen optischen Fasern zur schnelleren Datenübertragung und an optischen Sensoren für die exaktere Diagnose von Krankheiten. Die Physikerin musste gegen viele Widerstände kämpfen: In ihrem Fachbereich, der von Männern dominiert ist, aber auch in der eigenen Familie. Dennoch ging sie ihren Weg, der sie auf Einladung von Alexander W. Koch an die Technische Universität München führte. Nach wie vor schwärmt Hala El-Khozondar von der Gastfreundschaft, mit der sie dort empfangen wurde, den bereichernden Diskussionen, der erstklassigen Infrastruktur – und der zuverlässigen Stromversorgung. „Von zu Hause war ich es gewöhnt, dass ständig der Strom ausfällt“, berichtet die Wissenschaftlerin. „Auch heute müssen wir oft noch im Dunkeln arbeiten.“

Hala El-Khozondar war Stipendiatin an der Technischen Universität München.

„Nach dem Ende des Stipendiums gehört man zu den Humboldt-Alumni und kann sich um weitere Fördermittel bewerben. Das hilft der Wissenschaft in den ärmeren Ländern.“
Tsegaye Gedif Ayele

Tsegaye Gedif Ayele ist Assistant Professor für Mathematik an der Universität von Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens. Sein Forschungsinteresse gilt den Partiellen Differentialgleichungen (PDEs). Solche Gleichungen dienen der mathematischen Modellierung von physikalischen Vorgängen, wie zum Beispiel der Wärmeleitfähigkeit von Stoffen. Viele Bereiche der Natur- und Ingenieurwissenschaften können davon profitieren. An der Technischen Universität Kaiserslautern widmete sich Tsegaye nicht nur der Grundlagenforschung. Er arbeitete gemeinsam mit seinem Gastgeber René Pinnau in der Arbeitsgruppe Technomathematik, wo er sich auch mit industrieller Mathematik befasste. Zusammen mit Pinnau plant er die Einrichtung eines Graduiertenprogramms in diesem Bereich an der Universität Addis Abeba. Heute ermuntert Tsegaye seine jungen Wissenschaftler, sich um ein Stipendium zu bewerben: „Die Forschungsbedingungen in Deutschland sind ideal.“

Tsegaye Gedif Ayele war Stipendiat an der Technischen Universität Kaiserslautern.

„An meinem Gastinstitut hatte ich Zugang zur aktuellsten Fachliteratur und zu anerkannten Spezialisten auf meinem Gebiet – das hat meine Forschung enorm bereichert.“
María Laura Böhm

María Laura Böhm stammt aus Argentinien und ist Rechts- und Sozialwissenschaftlerin. Ihre Spezialgebiete sind Kriminologie, Völkerstrafrecht und Menschenrechte. Am Institut für Kriminalwissenschaften der Universität Göttingen untersuchte sie gemeinsam mit ihrem Gastgeber Kai Ambos, welchen Anteil Wirtschaftsunternehmen an internationalen Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen in Lateinamerika haben. Mit der Studie will María Laura Böhm die Grundlagen für Gesetzesänderungen schaffen, die vor allem den Armen in Lateinamerika besseren Schutz bieten sollen. Im Februar 2014 erhielt sie ein Rückkehrstipendium der Humboldt-Stiftung und forscht nun an der Universidad de Palermo in Buenos Aires.

María Laura Böhm war Stipendiatin an der Universität Göttingen.

„Hervorragende Arbeitsbedingungen und eine vertrauensvolle, kollegiale Atmosphäre – das macht meine Forschung in Berlin zum Vergnügen.“
Hamid Taheri Shahraiyni

Hamid Taheri Shahraiyni ist Umweltwissenschaftler und kommt von der iranischen Shahrood University of Technology. Er hat ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sich aus lückenhaften Daten ein stimmiges Gesamtbild gewinnen lässt. Zusammen mit Sahar Sodoudi, die am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin die Arbeitsgruppe Stadtklima leitet, will der iranische Forscher seine Methode nun weiterentwickeln. Ziel ist eine kleinräumige Vorhersage der Ausbreitung von Luftschadstoffen. Stadtplaner können davon profitieren, aber auch Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Den größten Bedarf sieht Hamid Taheri Shahraiyni in den verpesteten Großstädten der Schwellenländer.

Hamid Taheri Shahraiyni war Stipendiat an der Freien Universität Berlin.

„Die Zeit in Deutschland hat meiner Karriere und meinem wissenschaftlichen Denken neue Impulse gegeben.“
Amina Sirag Saied

Amina Sirag Saied ist Agrarwissenschaftlerin am Institut für Gartenbau an der Universität Khartum im Sudan. Als Forscherin interessiert sie sich für die Stressreaktionen von Pflanzen. Ihr geht es darum, Gewächse zu finden, die auch auf den trockenen und versalzenen Böden ihrer Heimat gedeihen. Mit Kollegen vom Institut für Ökologischen Pflanzenbau und Agrarökosystemforschung der Tropen und Subtropen an der Universität Kassel konnte sie zeigen, dass bestimmte mehrjährige Wildobstgehölze sich gut für diesen Zweck eignen. Im Rahmen ihres Stipendiums nahm Amina Saied an einem International Deans’ Course teil, der Dekane aus Afrika für das Hochschulmanagement qualifizieren soll. Zum Glück, sagt sie heute, denn gleich nach ihrer Rückkehr in den Sudan wurde ihr die Leitung ihres Instituts übertragen.

Amina Saied war Stipendiatin an der Universität Kassel.