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Entwicklungs- und Evolutionsbiologie
Cassandra Extavour erforscht die Entwicklung und Evolution von Fortpflanzungssystemen. Sie befasst sich mit den Funktionen und evolutionären Ursprüngen von Genen, Zellen und Mechanismen, die es Lebewesen ermöglichen, sich fortzupflanzen und weiterzuentwickeln. Ihre Erkenntnisse zeigen, wie Tiere ihre Fortpflanzung erfolgreich sicherstellen und verbessern unser Verständnis der Biologie und der menschlichen Gesundheit.
Taufliegen oder Fadenwürmer sind klassische Modellorganismen der Entwicklungsbiologie. Sie erlauben die einfache Durchführung von Experimenten, deren Ergebnisse dann auf andere Arten übertragen werden können. Die Konzentration auf stets dieselben Arten als Studienobjekte kann jedoch auch zu Fehleinschätzungen führen. Cassandra Extavour und ihr Team haben solche Ergebnisse hinterfragt und konnten sie korrigieren. Sie erweiterten das Spektrum von Organismen auf zum Beispiel Spinnentiere, Grillen oder Wanzen und entwickelten vor allem neue Werkzeuge für diese Modelle. Mithilfe molekularer Marker, funktioneller genetischer Analysen und zellulärer Analysen zur Untersuchung der Embryonalentwicklung und der Fortpflanzungssysteme erforschen sie grundlegende biologische Probleme. Cassandra Extavour wurde unter anderem bekannt für die Entdeckung, dass eines der auffälligsten Gene zur Kontrolle der Fortpflanzung bei Tieren, das Gen „oskar“, ursprünglich aus Bakterien stammt, und löste damit ein lange bestehendes Rätsel zu Ursprung und Evolution dieses Gens.
In ihrer wissenschaftlichen Spitzenposition engagiert sie sich zudem für mehr Diversität und für den Abbau von Zugangshürden im akademischen System.
Als Humboldt-Professorin soll Cassandra Extavour am Standort Kiel die Lücke zwischen Molekularbiologie und Evolutions- und Ökologieforschung schließen sowie in bestehende Kooperationen der Universität mit dem Geomar Helmholtz-Zentrum und dem Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön einbezogen werden. Ein neues Gebäude, das Center for Translational Evolutionary Biology (CeTEB) wird die evolutionäre Expertise in Kiel ab 2026 räumlich bündeln.
Zur Person
Nachdem die aus Kanada stammende Cassandra Extavour im Jahr 2000 ihren Doktortitel in Genetik an der Universidad Autónoma de Madrid, Spanien, erworben hatte, blieb sie als Postdoc zunächst in Europa: am Institute of Molecular Biology and Biotechnology of the Foundation for Research and Technology Hellas (IMBB-FORTH) in Heraklion, Griechenland, und an der University of Cambridge, Vereinigtes Königreich. In Cambridge wurde sie 2004 Research Associate. 2007 wechselte sie als Assistant Professor in die USA an die Harvard University und wurde dort 2011 Associate und 2014 Full Professor am Department of Organismic and Evolutionary Biology und am Department of Molecular and Cellular Biology. Für ihre Verdienste um die Lehre wurde sie 2020 zum Harvard College Professor ernannt. 2021 wurde sie Howard Hughes Medical Institute Investigator.
Cassandra Extavour wurde für die Humboldt-Professur ausgewählt und ist derzeit in Berufungsverhandlungen mit der deutschen Universität, die sie für den Preis nominiert hat. Werden diese erfolgreich abgeschlossen, wird der Preis voraussichtlich 2026 verliehen.