Nr. 117/2025

S ie gehören zu den Vordenker*innen ihrer Länder. Ihre Forschung können sie vor Ort jedoch nicht fortsetzen. „Diese Menschen leisten beeindruckende Arbeit“, sagt Judith Wellen, Leiterin der Abteilung Strategie und Außen- beziehungen der Humboldt-Stiftung, in der die Phi- lipp Schwartz-Initiative angesiedelt ist. „Doch dann zerstören Krieg und Gewalt ihre Universitäten und Labore. Andere werden unterdrückt, diskriminiert oder erfahrenMissbrauch – wegen ihres Geschlechts, ihrer Ethnie, sexuellen Identität oder weil sie sich kri- tisch äußern.“ Seit ihrer Gründung im Jahr 1953 hat die Stiftung immer wieder Forschende unterstützt, die in ihren Herkunftsländern bedroht oder poli- tisch verfolgt wurden – sei es während der Apart- heid in Südafrika oder in Zeiten des Kalten Krieges. Auch aufgrund dieser Erfahrungen begann man in der Stiftung, sich mit maßgeschneiderten Angebo- ten für solche Wissenschaftler*innen auseinander- zusetzen, so Wellen. PROGRAMM MIT SIGNALWIRKUNG 2015 gaben die Fluchtbewegungen aus Syrien und anderen Krisenregionen den Anstoß für ein geziel- tes Programm. „Wir wolltenWege finden, betroffenen Wissenschaftler*innen eine Perspektive zu geben, damit sie ihre Forschung fortführen und ihr Wissen erhalten können“, erklärt Wellen. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes rief die Stiftung die Philipp Schwartz-Initiative (PSI) ins Leben. 2016 traten die ersten Geförderten ihre Stipendien an. In Europa war die Initiative in dieser Form damals einmalig und wurde bald zum Vorbild für weitere Programme. Heute zählt die Stiftung mit der PSI zu den weltweit wichtigsten Akteuren beim Schutz gefährdeter For- schender und engagiert sich in EU-Projekten wie MSCA4Ukraine, Inspireurope oder SAFE. Bislang habenmehr als 630 gefährdete Forschende aus über 30 Ländern (Stand Oktober 2025) inDeutsch- land eine neue wissenschaftliche Heimat gefunden. Unter anderem auch durch Sonderprogramme für Forschende aus der Ukraine, Afghanistan oder dem Iran, die die Stiftung gemeinsammit dem Auswärti- gen Amt in Reaktion auf geopolitische Entwicklun- gen und Krisenherde kurzfristig eingerichtet hat. 142 Hochschulen habenmittlerweile PSI-Geförderte auf- genommen und Strukturen und Kompetenzen auf- gebaut, um sie bestmöglich einzubinden. Dafür stellt Sommer 2015 Das Auswärtige Amt (AA) und die Humboldt-Stiftung geben die Gründung der Philipp Schwartz- Initiative bekannt. Partnerorgani- sationen der ersten Stunde sind das Scholars at Risk Network, der Council for At-Risk Academics und der IIE-Scholar Rescue Fund. (Vorherige Seite:) Charkiw, Ukraine, 24. Februar 2022: Russische Raketen zerstören die Fakultät für Physik und Technologie der Nationalen Wassyl-Karasin-Universität. 10 JAHRE PHILIPP SCHWARTZ- INITIATIVE SCHWERPUNKT 10 JAHRE PHILIPP SCHWARTZ-INITIATIVE 12

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