Nr. 117/2025
April 2018 Gemeinsam mit der Freien Universität Berlin und Scholars at Risk veranstaltet die Stiftung den „Scholars at Risk Network 2018 Global Congress“ in Berlin. Das zweijährliche Treffen des weltweiten SAR-Netz werks findet erstmals in Deutschland statt. Juni 2016 Erste Auswahlrunde — die ersten Geförder- ten: 18 Hochschulen werden ausgewählt, insgesamt 24 Fellows aus Syrien, der Türkei, Libyen, Pakistan und Usbekistan aufzu nehmen. September 2016 Gemeinsam mit 20 Wissen schaftseinrichtungen gründet die Stiftung die deutsche Sek- tion des Scholars at Risk Net- works, das sich weltweit für Wissenschaftsfreiheit und bedrohte Forschende einsetzt. Die Stiftung stellt das Sekreta- riat der deutschen Sektion. Juni 2017 Internationale Unter stützung für die PSI: Die amerikanische Mellon Foundation spendet 1 Million US-Dollar für zusätz liche Stipendien. Bis 2025 spendet Mellon insgesamt 3 Millionen US-Dollar für die PSI. in Venezuela. „Die Regierung übte massiven Druck aus. Professor*innen verschwanden nach kriti- schen Äußerungen. Niemand traute sich mehr, offen zu sprechen“, erinnert sich der PSI-Alumnus. Kolleg*innen aus Deutschland machten ihn auf das Programmaufmerksam. 2017 kamer mit seinen bei- den Kindern und seiner Frau, die als Biochemikerin ebenfalls eine PSI-Förderung erhielt, an die Hoch- schule Mannheim. „Mir haben die Entwicklungen in Venezuela die Augen geöffnet“, sagt er. „Das Sprich- wort, dass man erst weiß, was man hat, wenn man es verliert, ist wirklich wahr: Vorher hatte ich For- schungsfreiheit für selbstverständlich gehalten.“ STARKE STIMME AUS DER DIASPORA Von ihren Erlebnissen geprägt ist auch die phar- mazeutische Chemikerin Rana Alsalim aus Syrien. Mit dem Ziel, lokale Pharmaunternehmen bei der Herstellung dringend benötigter Medikamente zu unterstützen, baute sie in Damaskus während des Bürgerkrieges eine Arbeitsgruppe zu naturstoffba- sierten Krebsmedikamenten auf. Doch das interdis- ziplinäre Projekt stieß auf bürokratische Barrieren, bekam keine Fördermittel. Dann fielen Bomben auf die Labore. Über einen Kollegen erfuhr Alsalim von der Philipp Schwartz-Initiative. Die Bewerbung ver- lief reibungslos. „Ich wurde wegenmeiner Qualifika- tionen sehr schnell angenommen“, erinnert sich die Forscherin. Kolleg*innen unterstützten sie bei ihrer Ankunft 2017 in Berlin, halfen ihr, eine Wohnung zu finden, sich beruflich neu zu orientieren. Die Situation in Syrien verfolgt die Forscherin weiterhin sehr genau und nach wie vor mit großer Sorge. „Es gibt in Syrien keine freie Forschungmehr. Für mich war das ein Hauptgrund, das Land zu ver- lassen“, sagt sie. Zunächst habe sie auf Verbesse- die Stiftung den Gasteinrichtungen neben den Sti- pendienleistungen zusätzliche Mittel zur Verfügung. Vernetzung ist ein weiterer, zentraler Baustein. So bringt das jährliche Philipp Schwartz-Forum Geför- derte, Gasteinrichtungen, Mentor*innen, Politik und internationale Partner*innen zusammen. Es hat sich inzwischen auch international als festes Austausch- format etabliert. Hinter alldemsteht eine Grundüber- zeugung: Wissenschaft muss frei sein – weltweit. FÜR VIELE KEINE REALITÄT „Wissenschaftsfreiheit ist Teil des Rechts auf For- schung und nach Ansicht vieler Expert*innen auch der Rechte auf Bildung und Meinungsfreiheit“, sagt Katrin Kinzelbach, Professorin für Menschen- rechtspolitik an der Friedrich-Alexander-Universi- tät Erlangen-Nürnberg. Sie hat unter anderem den renommierten Academic Freedom Index mitentwi- ckelt. Jährlich gibt dieser Auskunft, über den Stand der Wissenschaftsfreiheit in 179 Ländern. Die 2024 veröffentlichten Zahlen zeigen: Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Ländern, in denen die For- schungsfreiheit derzeit stark eingeschränkt ist. Und nur jeder dritte Mensch lebt in einemLandmit gutem bis sehr gutem Schutz für die freie Forschung. „Im Kern geht es darum, dass Forschende gemäß der aka- demischen Eigenlogik und frei von staatlichem und nicht-staatlichem Druck nach Erkenntnis suchen können“, erklärt Kinzelbach. Sie begleitet die Phi lipp Schwartz-Initiative seit Beginn, unter anderem war sie imAuswahlausschuss tätig. „Wichtig ist nicht nur der Schutz individueller Rechte, sondern auch die Achtung der Autonomie von Forschungsinstitu- tionen.“ Was passiert, wenn diese Freiheit schwindet, erlebte der Biochemiker Jeff Wilkesmann ab 2014 › SCHWERPUNKT 10 JAHRE PHILIPP SCHWARTZ-INITIATIVE 13 HUMBOLDT KOSMOS 117/2025
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