Nr. 117/2025
Pharmaunternehmen zu sichern und ein Visum für meinen Mann zu erhalten, damit er zu mir kommen kann.“ DIE ROLLE DER GASTINSTITUTIONEN Mit solchen Biografien ist Ulrike Freitag immer wie- der konfrontiert. Die Islamwissenschaftlerin lei- tet das Berliner Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO), das seit dem Start der PSI regelmäßig gefähr- dete Forschende aufnimmt. „Wir arbeiten zu Regio- nen wie dem Nahen Osten, Afrika oder Zentralasien und erleben oft, wie brenzlig es für Forschende vor Ort werden kann“, sagt Freitag. „Für uns ist es selbstver- ständlich, unter Druck geratene Kolleg*innen aktiv zu unterstützen.“ Wichtig sei, dass die Kandidat*innen zumForschungsprofil des ZMO passen. Zudemachte man auf realistische Karrierechancen in Deutsch- land. „Die dauerhafte Integration in den deutschen akademischen Arbeitsmarkt nach Ende der Förde- rung ist die größte Herausforderung“, berichtet Frei- tag aus ihrer Erfahrung als wissenschaftliche Gast- geberin und Mentorin. Ein Merkmal der PSI, das sie von anderen, meist nur auf wenige Monate ausgelegten Förderprogram- men unterscheide: Fellows werden bis zu drei Jahre lang unterstützt – Zeit, um nach belastenden Erfah- rungen Fuß zu fassen und wieder voll in die For- schung einzusteigen. Flankiert wird die Förderung von weiteren Unterstützungsangeboten und dem oft hoch engagierten Einsatz der Hochschulverwaltun- gen. „Inzwischen haben wir eine Kollegin eingestellt, die bei Ämtergängen und beimAusfüllen von Formu- laren hilft, intensiv berät, wenn die Fellows Förder- gelder für Folgeprojekte beantragen“, berichtet etwa Ulrike Freitag. 55 Prozent aller PSI-Alumni fanden bislang erfolgreich eine Anstellung oder Folgefinan- zierung – die meisten im deutschen Wissenschafts- betrieb, andere im Ausland oder im nicht-akademi- schen Bereich. Die Rückkehr ins Herkunftsland ist seltener möglich als erhofft – wegen der anhaltend schlechten Bedingungen. 2023/24 Neue Vernetzungsformate: Bei der Veranstaltungsreihe Humboldt4Ukraine und einem Netzwerktreffen bringen die Stiftung, der DAAD, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Gerda Henkel Stiftung, die Leopoldina und die VolkswagenStiftung ukrainische Forschende, Förder einrichtungen und Politik zusammen. Thema: Der Wieder- aufbau des ukrainischen Wissen schaftssystems und Perspektiven für Forschende nach dem Krieg. Juni 2024 In der Gesprächsreihe „Fragile Freiheit“ berichten PSI-Fellows von ihren Erfahrungen; die Gespräche erscheinen als Podcasts. Die Reihe wird von con gressa mit der Stiftung umgesetzt und im Rahmen des BMBF-Wissenschafts jahrs 2024 „Freiheit“ gefördert. Ausblick Künftig will die Stiftung die euro- päische Zusammenarbeit bei der PSI ausbauen. Ziel ist es, die Her- kunftsländer – etwa Syrien oder die Ukraine – stärker zu unterstüt- zen, auch im Hinblick auf einen möglichen Wiederaufbau. Unterstützung durch Drittmittelgeber Von Beginn ergänzen private Zuwendungs geber die Finanzierung der PSI durch das AA: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Fritz Thyssen Stiftung, Gerda Henkel Stiftung, Klaus Tschira Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mercator, Stifterverband, Mellon Foun dation, Carl-Zeiss-Stiftung, Springer Nature, Buschmann-Simon-Treuhand stiftung sowie mehrere Privatpersonen. SCHWERPUNKT 10 JAHRE PHILIPP SCHWARTZ-INITIATIVE 16
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