Nr. 117/2025

ein deutsches Schutzprogramm für aus- ländische Forscherinnen und Forscher eingeführt. Durch diese Initiative ermöglichen wir – gemeinsam mit der Alexander von Humboldt-Stiftung – deutschen Hoch- schulen, Universitäten und Forschungs- einrichtungen, ausländische Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler, denen in ihren Heimatländern Krieg oder Verfolgung drohen, für eine Zeit bei sich aufzunehmen. Davon profitieren nicht nur der deutsche Wissenschaftsbetrieb und der Standort Deutschland. Die For- scherinnen und Forscher sollen so auch als Mitglieder der globalenWissenschafts- gemeinschaft erhalten bleiben, weiter for- schen und sich vernetzen können. Seit zehn Jahren wurden damit über 600 Fel- lows aus über 30 Ländern gefördert – im regulären Programm, aber auch in Son- derprogrammen für Afghanistan, den Iran und die Ukraine. Der Alexander von Humboldt-Stiftung gilt mein aufrichtiger Dank für ihr gro- ßes Engagement, das einen entscheiden- den Unterschied ausmacht bei der Ver- teidigung der Freiheit von Wissenschaft. Wie wichtig diese Initiative ist, erschließt sich, wenn wir einen Blick auf die Schick- sale der Geförderten werfen. Zum Bei- spiel das der afghanischen Rechtswissen- schaftlerin Suhailah Akbari. Sie war seit der Machtübernahme der Taliban 2021 direkt bedroht und musste mit ihren bei- den Töchtern das Land verlassen. Nach Tagen voller Ungewissheit und Angst am Flughafen von Kabul gelang ihr mit deut- scher Hilfe die Flucht nach Deutschland. Als Philipp Schwartz-Stipendiatin an der Humboldt-Universität zu Berlin konnte sie ihre Forschung zu den rechtlichen Rah- menbedingungen von Klimapolitik und demHandel mit sauberer Energie wieder aufnehmen. Zu Zukunftsthemen also, die wir für ein in der Zukunft hoffentlich sta- bileres Afghanistan dringend brauchen. Denn Rückkehr und ein Beitrag zumAuf- bau sozialer und wirtschaftlicher Festig- keit der Herkunftsländer sind Grundideen der Initiative. AKTIV SCHÜTZEN UND FÖRDERN Die Zukunft war es auch, über die Philipp Schwartz zum Ende seines Lebens nach- dachte: „Versuchen wir also, unseren Nachfolgern in den kommenden Genera- tionen zu zeigen, dass während einer der düstersten Perioden der Geschichte, ent- gegen der Absichten deutscher Verderber, neue Gedanken und Leistungen, deren Wurzeln in deutschem Boden wuch- sen, die Vorbereitung einer glücklichen Zukunft wesentlich gefördert haben.“ Eine glückliche Zukunft wünsche ich allen Fel- lows und Alumni der Philipp Schwartz- Initiative. Wir wollen einen Beitrag leis- ten, ihre Gedanken und Leistungen zu bewahren und ihnen helfen, ihr Poten- zial in einem sicheren Umfeld zu vertie- fen. Wir wissen um die Mühen, die sie auf sich genommen haben und es täglich weiter tun. Wissen ist das größte Kapital unserer Gesellschaften. Lassen wir uns das nicht verderben, sondern aktiv schüt- zen und fördern. Wissenschaftsfreiheit hat in Deutschland zurecht Verfassungsrang. „ Foto: Dominik Butzmann / AA / photothek.de SCHWERPUNKT 10 JAHRE PHILIPP SCHWARTZ-INITIATIVE 27 HUMBOLDT KOSMOS 117/2025

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