Nr. 117/2025

Selbst nach traumatischen Erfahrungen ver- lieren Kinder oft nicht den Lebensmut. Die Ent- wicklungspsychologin TinaMalti untersucht, was ihnen die Kraft dazu gibt und wie sich Resilienz gezielt fördern lässt. „Nichts ist so faszinierend, magisch und kom- plex wie die kindliche Entwicklung“, sagt Tina Malti. Allein schon die Vielfalt der Charaktere sei beeindru- ckend. „Manche Kinder sind witziger als jeder Clown, andere besonders einfühlsam. Und wieder andere reißen mit ihrer Begeisterungsfähigkeit alle mit.“ In Anlehnung an die Biodiversität in der Welt der Pflan- zen und Tiere bezeichnet Malti diese Verschiedenheit als „Psychodiversität“. Die Alexander von Humboldt- Professorin forscht seit 25 Jahren zur sozial-emoti- onalen Entwicklung und seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Sie untersucht unter anderem, wie sich die unterschiedlichen Talente und Potenziale am besten fördern lassen – und was Kin- der resilient macht, also so stark, dass sie auch mit schweren Krisen zurechtkommen. Als Psychologin und Psychotherapeutin arbei- tete Malti zum Beispiel mit Kindern, die aus Kriegs- gebieten geflohen waren oder andere traumatische Erfahrungen gemacht hatten. „Sehr wichtig ist es, dass solche Kinder Mitgefühl mit sich selbst entwi- ckeln“, sagt sie. „Lassen sie ihre Trauer und ihren Schmerz nämlich nicht zu, laufen sie Gefahr, später von Ängsten und starken negativen Gefühlen einge- holt zu werden.“ Tina Malti hat zudem Trainingsmethoden ausge- arbeitet, um das seelische Wohlbefinden zu stärken: Entspannungsübungen und Meditation etwa helfen beim Herunterregulieren von Ängsten und Aggres- sionen. In Rollenspielen lassen sich Achtsamkeit, Empathie undMitgefühl üben. „Wir kooperieren zum Beispiel mit Kitas und Schulen und entwickeln Kon- zepte, umDepressionen vorzubeugen und Gewalt zu verhindern.“ Text TILL HEIN TINA MALTI, WIE KÖNNEN WIR KINDER STÄRKEN? Foto: Humboldt-Stiftung /Ore Huiying NACHGEFRAGT 6

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