Nachgefragt

Frau Leal-Taixé, wie machen Sie Online-Karten sozialer?

Der Weg zum Münchner Oktoberfest lässt sich auch für Ortsunkundige schon heute mit Online-Kartendiensten wie Google Maps leicht finden. Doch Schwächen haben diese Dienste nach wie vor. „Wenn ich zur Wiesn will, zeigt mir mein Kartendienst zwar den Weg“, sagt Laura Leal-Taixé. „Aber er sagt mir nicht, geh lieber 20 Minuten später los, dann kommst du besser durch.“

  • vom 
  • Von Kristin Hüttmann
Saturn-ähnliches Dekortationsbild

Dr. Laura Leal-Taixé leitet als Sofja Kovalevskaja-Preisträgerin eine Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Bildverarbeitung und Künstliche Intelligenz der Technischen Universität München.

Laura Leal-Taixé

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Solche sozialen Informationen will die Informatikerin aus Barcelona, die seit kurzem in München lebt, künftig im Rahmen ihres Projekts „Social Maps“ in digitale Karten integrieren. Denn bisher berechnen diese Dienste nicht mit ein, wie und wann Menschen im öffentlichen Raum interagieren und welche Bewegungsmuster sich daraus ergeben – sie vernachlässigen menschliche Verkehrsströme von Fußgängern, Radfahrern oder auch Schulkindern. „Ein sonst leerer Weg kann plötzlich komplett verstopft sein, weil eine Touristengruppe auftaucht oder bei Schulschluss ganz viele Kinder gleichzeitig auf die Straße stürmen und von ihren Eltern mit dem Auto abgeholt werden“, sagt Leal-Taixé.

Dynamische Szenen wie diese will sie in Videosequenzen aufzeichnen und auswerten. Dabei helfen ihr spezielle mathematische Werkzeuge. Diese Algorithmen können menschliche Verkehrsströme nicht nur analysieren, sondern auch vorhersagen. Auch für Städteplaner könnte das hilfreich sein. Beim Bau eines Bahnhofs etwa ließe sich besser planen, wo und wie viele Ausgänge nötig sind, um Berufspendler zu lenken. Auch wenn es noch dauern wird, bis digitale Karten den besten Zeitpunkt für den Wiesnbesuch ausspucken – ein Dirndl hat die Neu-Münchnerin schon gekauft.

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