Geschichte

Als die Stiftung im Jahr 1953 gegründet wurde, galt die Mondlandung noch als ein Hirngespinst, der Herzschrittmacher und die Antibabypille waren noch nicht erfunden, Smartphones oder das Internet waren bestenfalls Science-Fiction. Die Gründungsidee der Stiftung ist aber auch heute noch aktuell.

Chronologie der Alexander von Humboldt-Stiftung

1953   Die heutige Alexander von Humboldt-Stiftung wird durch die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Bundeskanzler Konrad Adenauer zeichnet die Stiftungsurkunde.

Werner Heisenberg, Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik und Astrophysik in München und Nobelpreisträger für Physik im Jahr 1932, wird erster Präsident der Stiftung.

Ruth Ziervogel-Tamm, Geschäftsführerin des DAAD, übernimmt zunächst in Personalunion auch die Geschäftsführung der Humboldt-Stiftung.
1954   Die erste Auswahlsitzung findet statt. Von 257 Bewerbern aus 35 Ländern erhalten 78, überwiegend mit Bachelor- oder Magisterabschluss, ein Stipendium. Die Stipendienrate beträgt 350 DM monatlich.
1955   Die erste eigene Geschäftsstelle wird in der Nassestraße in Bonn eingerichtet.

Ruth Ziervogel-Tamm wird offiziell Geschäftsführerin der Humboldt-Stiftung.

Bundespräsident Theodor Heuss empfängt 70 Humboldtianer anlässlich der ersten Jahrestagung der Stiftung.
1956   Heinrich Pfeiffer übernimmt als Generalsekretär die Leitung der Humboldt-Stiftung.
1957   Humboldtianer*innen und Beschäftigte der Stiftung treffen sich zur ersten Netzwerktagung.

Die erste Studienreise der Stiftung führt die Stipendiat*innen quer durch die Bundesrepublik.
1958   Die erste Ausgabe der Zeitschrift „Mitteilungen für die ehemaligen Stipendiat*innen der Humboldt-Stiftung“ erscheint (seit 2000: „Humboldt Kosmos“).
1962   Der erste Humboldt-Club wird gegründet.
1963   Die Stiftung beginnt mit dem Bau von Gästehäusern und Internationalen Begegnungszentren an Hochschulstandorten in der Bundesrepublik.
1965   Der Stiftungszweck wird neu formuliert: „Zweck der Stiftung ist es wissenschaftlich hoch qualifizierten jungen Akademikern (…) die Möglichkeit zu geben, ein Forschungsvorhaben in der Bundesrepublik Deutschland durchzuführen.“ Man will sich zukünftig auf die Förderung von Postdoktoranden konzentrieren, die Betreuung während des Forschungsaufenthaltes soll intensiviert werden.
1972   Der Humboldt-Forschungspreis für U.S. Senior Scientists wird eingeführt. Den USA soll so für die geleistete Wiederaufbauhilfe für die deutsche Wissenschaft nach dem 2. Weltkrieg gedankt werden.
1975   Feodor Lynen, Direktor des Max-Planck-Instituts für Biochemie und Nobelpreisträger für Medizin im Jahr 1964, wird neuer Präsident der Stiftung.
1979   Dritter Präsident der Stiftung wird Wolfgang Paul, Direktor des Physikalischen Instituts der Universität Bonn. 1989 erhält er den Nobelpreis für Physik.

Mit der Einrichtung des Feodor Lynen-Forschungsstipendienprogramms werden nun auch Aufenthalte deutscher Wissenschaftler*innen bei Humboldtianer*innen im Ausland gefördert.
1985   Die Forschungspreise und die Alumniförderung werden unter „Zweck der Stiftung“ in die Satzung aufgenommen.
1989   Reimar Lüst, vormals Präsident der Max-Planck-Gesellschaft und Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), wird vierter Präsident der Humboldt-Stiftung.
1990   Der Max-Planck-Forschungspreis wird zum ersten Mal verliehen.

Die ersten amerikanischen Nachwuchsführungskräfte bekommen das neu eingeführte Bundeskanzler-Stipendium. Das Programm wird 2001 auf die Russische Föderation, 2006 auf China erweitert.
1994   Im Rahmen des Programms IBZ-Ost werden bis zum Jahr 2000 13 Internationale Begegnungszentren in den neuen Bundesländern errichtet.
1995   Manfred Osten wird neuer Generalsekretär der Stiftung.
1996   Wissenschaftler*innen aus Schwellen- und Entwicklungsländern können sich nun um das neu eingeführte Georg Forster-Forschungsstipendium bewerben. Finanziert wird das Programm aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
1997   Das Roman Herzog-Stipendienprogramm für hoch qualifizierte Nachwuchswissenschaftler*innen aus mittel- und osteuropäischen Ländern wird eingerichtet.
1999   Der Germanist Wolfgang Frühwald, vormals Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wird fünfter Präsident der Humboldt-Stiftung.
2000   Deutschland versteigert Mobilfunklizenzen und nimmt Milliarden ein. Ein Teil davon fließt in die Wissenschaft. Die Stiftung profitiert und kann die millionenschweren Wolfgang Paul- und Sofja Kovalevskaja-Preise vergeben.
2003   Mit dem Preis für die freundlichste Ausländerbehörde beginnt die Stiftung 2003 ihr Engagement für eine Willkommenskultur in Deutschland. Ausländische Wissenschaftler*innen sollen sich wohl und gut aufgenommen fühlen. Das Echo ist gewaltig. Weitere Initiativen wie der Welcome Centres-Wettbewerb machen in den Folgejahren in ganz Deutschland Schule.

Die Humboldt-Stiftung verstärkt mit der Übernahme der Nationalen Kontaktstelle (NKS) für Humanressourcen und Mobilität und dem Mobilitätszentrum (MZ) für Deutschland ihre Präsenz auf europäischer Ebene.
2004   Georg Schütte wird neuer Generalsekretär der Stiftung.
2006   Der Wettbewerb „Welcome Centres für international mobile Forscher“ wird erstmalig ausgelobt. Drei Universitäten erhalten ein Preisgeld von jeweils bis zu 125.000 Euro.

Die ersten Vertrauenswissenschaftler*innen der Humboldt-Stiftung werden berufen. Sie unterstützen die Stiftung ehrenamtlich bei der Informationsarbeit.
2007   Ein neues Karrierestufenmodell ersetzt die bisherigen Altersgrenzen für die Vergabe von Stipendien und Preisen.

Das International Advisory Board wird gegründet. Das unabhängige, international besetzte Expertengremium soll die Stiftung in Strategiefragen beraten.
2008   Helmut Schwarz, Professor für Organische Chemie an der TU Berlin, wird sechster Präsident der Stiftung.

Die Alexander von Humboldt-Professur, der höchstdotierte internationale Preis für Forschung in Deutschland, wird zum ersten Mal verliehen.
2009   Die Internationalen Klimaschutzstipendien für Nachwuchsführungskräfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern werden erstmalig ausgeschrieben. Das Programm wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit finanziert.

Der Humboldt-Alumni-Preis wird erstmalig vergeben.
2010   Enno Aufderheide wird neuer Generalsekretär der Stiftung.
2011   Um die Internationalisierung der Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland zu fördern, wird erstmalig der Anneliese Maier-Forschungspreis vergeben.

Der erste Ideenwettbewerb „Forscher-Alumni deutscher Universitäten“ startet.

Das erste Bonner Humboldt-Preisträger-Forum findet statt. Es bringt Preisträger*innen und Stipendiat*innen der Stiftung zusammen.
2012   Der Georg Forster-Forschungspreis für Wissenschaftler*innen aus Schwellen- und Entwicklungsländern wird zum ersten Mal ausgeschrieben.
2013   Das Bundeskanzler-Stipendienprogramm wird auf Brasilien und Indien erweitert.

Die Humboldt-Stiftung feiert ihr 60-jähriges Bestehen.
2014   Die Stiftung führt mit Humboldt Life ein eigenes Online-Netzwerk für Mitglieder der Humboldt-Familie ein, welches später in das Alumniportal Deutschland integriert wird.
2016   Einsatz für Wissenschaftsfreiheit: Die Philipp Schwartz- Initiative bietet ausländischen Wissenschaftler* innen, denen in ihren Heimatländern Krieg oder Verfolgung drohen, Schutz an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Die vom Auswärtigen Amt finanzierte Initiative ist Vorbild für andere Programme in Europa.
2018   Hans-Christian Pape, Leiter des Instituts für Neurophysiologie an der Universität Münster, wird siebter Präsident der Stiftung.
2019   30 zusätzliche Humboldt-Professuren für KI sollen bis 2024 besetzt werden. Die Stiftung trägt damit zur nationalen KI-Strategie der Bundesregierung bei.
2020   Ideenlabor für Wissenschaftskommunikation: Stipendiat*innen der Humboldt- Stiftung und Alumni der Internationalen Journalisten-Programme erarbeiten gemeinsame Medienprojekte. Das Ziel: voneinander lernen. Das Communication Lab for Exchange between Research and Media ist nur eine von vielen Wisskomm-Initiativen der Stiftung.
2021   Erweiterung des Programms für angehende Führungskräfte: Südafrika komplettiert nun die Gruppe der BRICS-Staaten im Bundeskanzler-Stipendienprogramm
2022   Die Humboldt-Stiftung setzt das EU-Programm MSCA4Ukraine für gefährdete Forschende aus der Ukraine um. Die EU stellt 25 Millionen Euro für Stipendien bereit.
2023   Robert Schlögl, Experte für Grüne Energie und Gründungsdirektor am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion, wird achter Präsident der Stiftung.
Eine Zeitreise

Die Stiftung vor 1953

Die Alexander von Humboldt-Stiftung für Naturforschung und Reisen war 1860 ein Jahr nach dem Tod Alexander von Humboldts in Berlin gegründet worden. Sie unterstützte bis zum Verlust des Stiftungskapitals in der Inflationszeit 1923 vor allem Forschungsreisen deutscher Wissenschaftler in andere Länder.

1925 gründete das Deutsche Reich eine neue Alexander von Humboldt-Stiftung. Ihr Zweck war, vor allem ausländische Studenten und später auch Wissenschaftler und Doktoranden während ihres Aufenthalts in Deutschland zu unterstützen.

1945 stellte diese Stiftung ihre Tätigkeit ein. Auch auf Anregung ehemaliger Humboldt-Gastwissenschaftler wurde die heutige Alexander von Humboldt-Stiftung am 10. Dezember 1953 von der Bundesrepublik Deutschland errichtet. Ihr Sitz war und ist in Bonn-Bad Godesberg.

Literatur:
Impekoven, Holger: Die Alexander von Humboldt-Stiftung und das Ausländerstudium in Deutschland 1925–1945
Bonn University Press bei V&R unipress 2013