Evaluation des Humboldt-Netzwerks (2015)

Alle Evaluationen von Förderprogrammen der Humboldt-Stiftung 

Die Alexander von Humboldt-Stiftung hat in einer umfangreichen Studie ihr Netzwerk untersucht. Rund 7.000 Humboldtianerinnen und Humboldtianer beantworteten die Fragen der Stiftung online oder in Einzelinterviews.
Die Stiftung erarbeitet nun verschiedene Maßnahmen und neue Instrumente, um das Netzwerk noch attraktiver zu machen. Die Kernergebnisse der Humboldt-Netzwerkstudie im Überblick:

Die Verbundenheit mit Deutschland ist hoch

Die Kontakte nach Deutschland besitzen insgesamt einen hohen Stellenwert für die Befragten und werden als sehr bedeutsam für ihre berufliche Laufbahn eingeschätzt. Besonders hoch ist die Verbundenheit unter Alumni aus den Ländern Afrikas, des Nahen und Mittleren Ostens sowie Asiens.

Alumni wirken als „Botschafter für Deutschland“

Rund drei Viertel der Alumni berichten, dass sich ihr Deutschlandbild durch ihren ersten Aufenthalt in Deutschland verbessert habe. Humboldtianer werden in ihren Heimatländern oftmals zu Botschaftern der deutschen Kultur und Wissenschaft. Sie geben ihre Kenntnisse über Deutschland und sein Wissenschaftssystem nicht nur an Forschende und Studierende weiter, sondern auch an Institutionen außerhalb des engeren Wissenschaftsbereichs und vermitteln damit ein aktuelles Deutschlandbild in ihren Heimatländern. Sie werden von Verbänden, Botschaften, Vertretern der Wirtschaft oder Einrichtungen der Wissenschaftsförderung als Berater und Experten wahrgenommen.

Das Netzwerk wird genutzt

Das Humboldt-Netzwerk ist eines unter mehreren Netzwerken, in denen sich Wissenschaftler weltweit bewegen; daneben stehen zum Beispiel fachliche Netzwerke oder solche wissenschaftlicher Akademien. Innerhalb des Humboldt-Netzwerks wird der persönlichen Pflege von Kontakten und dem wissenschaftlichen Austausch unter den abgefragten Aktivitäten die größte Bedeutsamkeit zugemessen.

„Wir-Gefühl“ und emotionale Bindung machen den Unterschied

Die Zugehörigkeit zum Humboldt-Netzwerk wird als Privileg empfunden. Zudem stellen die befragten Humboldtianer die Gewissheit, diesem Netzwerk lebenslang anzugehören, positiv heraus. Es wird als Gemeinschaft von Menschen mit ähnlichen Werten und Erfahrungen beschrieben, deren Mitglieder durch ein „Wir-Gefühl“ verbunden sind. Als wesentliche verbindende Elemente werden der gemeinsame Deutschlandaufenthalt, die Verbindung zur Stiftung und die Gewissheit, als herausragende Wissenschaftler ausgezeichnet zu sein, beschrieben. Die Ergebnisse zeigen, dass der subjektiv empfundene Mehrwert der Mitglieder des Humboldt-Netzwerks vornehmlich emotional geprägt ist und weniger zweckorientiert. Es gibt allerdings auch Gruppen von Mitgliedern im Netzwerk, insbesondere die der Alumni und der Gastgeber in Deutschland, die eine eher sachlich orientierte Betrachtung bevorzugen und stärker den Nutzwert sehen.

Kooperationen im Netzwerk geschehen häufig ohne Förderung durch die Stiftung

Die weitere wissenschaftliche Zusammenarbeit von Mitgliedern des Humboldt-Netzwerks wird in weiten Teilen nicht durch die Stiftung finanziert. Häufig wirkt eine Förderung durch die Humboldt-Stiftung als Initialzündung, aus der sich weiterführende Kontakte und Kooperationen ergeben, die auch aus anderen Quellen finanziert werden.

Empfehlungen des wissenschaftlichen Beirats für die Programmevaluation

Der wissenschaftliche Evaluationsbeirat der Stiftung hat sich mit der Studie eingehend beschäftigt und sieht in den Ergebnissen eine Bestätigung dafür, dass mit der Pflege des Humboldt-Netzwerks ein bedeutender Beitrag zur Internationalisierung der deutschen Wissenschafts- und Forschungslandschaft und zur deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik geleistet wird. Um das Netzwerk dauerhaft attraktiv zu halten, sollten Geförderte aus hochentwickelten Industrienationen verstärkt adressiert werden, um die Präsenz dieser Gruppe zu erhöhen. Der Beirat verweist in diesem Zusammenhang auch auf die hohe Bedeutung der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und empfiehlt eine stärkere Aktivierung des Netzwerks Deutschland.