Forschungshubs in Afrika im Portrait

Die Humboldt-Forschungshubs entwickeln in afrikanisch-deutscher Partnerschaft Strategien zur Bewältigung von Pandemien. Sechs Forschungsknotenpunkte in Afrika erhalten jeweils bis zu 750.000 Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren.

Sechs Forschungshubs

Bei der Jahrestagung der Stiftung im Juni 2023 in Berlin kamen die afrikanischen Leitungen und deutschen Kooperationspartner der Humboldt-Forschungshubs zusammen und tauschten sich über ihre Erfahrungen und zukünftige Kooperationen aus. Auch der Generalsekretär der Stiftung Enno Aufderheide nutzte die Gelegenheit, um sich näher über die Forschungshubs zu informieren.

Leitungen und Kooperationspartner der Forschungshubs tauschten im Zuge der Jahrestagung 2023 in Berlin aus.
Leitungen und Kooperationspartner der Forschungshubs tauschten sich im Zuge der Jahrestagung 2023 in Berlin aus.
Portrait Ezra Chitando
Ezra Chitando, Leiter des Humboldt-Forschungshubs „Fighting pandemics with religion? How female religious actors in Africa (can) contribute to ensuring healthy lives“
Romain Lucas Glèlè Kakaï (dritter von links) und sein Team
Romain Lucas Glèlè Kakaï (dritter v. l.), Leiter des Humboldt-Forschungshubs „Socio-Ecological modeling of COVID-19 dynamics in Africa (HRH-SEMCA)“, und sein Team
Simeon Fogue Kouam (ganz rechts), Leiter des Humboldt-Forschungshubs „CEnter of Competence for the study of Antimicrobial NAtural PROducts from Fungi (CECANAPROF)“, und sein Team
Francine Ntoumi (dritte von links), Leiterin des Humboldt-Forschungshubs „COvid-19 in Central Africa (HRH-COCA): Systematic Evidence of the Viral Dynamics of SARS-CoV-2 and Effectiveness of Vaccination in Co-Infected Individuals“ und ihr Team.
James Olopade (Mitte), Leiter des Humboldt-Forschungshubs „Humboldt Research Hub for Zoonotic Arbovirus Diseases (HRH-ZAD)“ und sein Team.
Daniel Olusola Ojurongbe (letzte Reihe, zweiter von links), Leiter des Humboldt-Forschungshubs „Establishment of Center for Emerging and Re-emerging Infectious Disease“ und sein Team.

How female religious actors in Africa (can) contribute to ensuring healthy lives

Dieser Humboldt-Forschungshub wurde 2021 unter der Leitung von Prof. Dr. Ezra Chitando an der University of Zimbabwe etabliert. Professor Chitando kooperiert mit Prof. Dr. Eva Spies an der Universität Bayreuth in Deutschland und Prof. Dr. Eunice Kamaara an der Moi University in Kenia.

Professor Chitandos Forschungshub zielt auf die Entwicklung von Forschungskonzepten und langfristigen Kooperationsstrukturen ab, die die interdisziplinäre Grundlagenforschung an den Schnittstellen von „weiblichem religiösem Aktivismus“ und Entwicklung mit Schwerpunkt auf Gesundheit und Gleichstellung der Geschlechter fördern. Es leistet auch einen Beitrag zur angewandten Forschung, indem es Empfehlungen für eine bessere Integration der Sozialwissenschaften in den Kampf gegen Pandemien und deren soziale Auswirkungen ausarbeitet und Vorschläge macht, wie religiöse Akteurinnen in die Erreichung nachhaltiger Entwicklungsziele einbezogen werden können.

Neben der Grundlagenforschung zur Rolle religiöser Akteurinnen in der Gesundheitsfürsorge erforscht dieser Forschungshub Modelle für eine mögliche Partnerschaft zwischen Sozial- und Naturwissenschaftlern und Frauen in der Religion, die sich aus der Untersuchung der Reaktionen von Frauen in der Religion in Afrika auf COVID-19 und frühere Pandemien ergeben.

Die Arbeit des Hubs geht von der Hypothese aus, dass religiöse Frauen in Afrika über Fähigkeiten und Erfahrungen verfügen, die sie bei früheren Reaktionen auf Pandemien/Epidemien (wie HIV und Ebola) erworben haben und die sie nun nutzen, um auf die COVID-19-Pandemie zu reagieren. Bei der Bekämpfung von Pandemien von der Basis aus entwickeln Frauen in der Religion nicht nur kultursensible und wirksame Instrumente zur Bewältigung gesundheitlicher und sozialer Krisen, sondern tragen auch dazu bei, "ihre" religiöse Tradition durch die Schaffung neuer Rollen, Positionen und Aktivitäten zu verändern. Eine eingehende interdisziplinäre und transnationale Untersuchung der Re-/Aktionen von Frauen wird dazu beitragen, wirksamere Strategien zur Bekämpfung künftiger Pandemien zu entwickeln und die konzeptionelle Arbeit an den Schnittstellen von Religion, Gesundheits- und Pflegearbeit von Frauen und nachhaltiger Entwicklung voranzutreiben.

Socio-ecological modelling of COVID-19 dynamics in Africa (HRH-SEMCA)

Der Humboldt-Forschungshub für sozioökologische Modellierung von COVID-19-Dynamiken in Afrika (HRH-SEMCA) wurde 2021 an der Université d‘Abomey-Calavi, Benin, unter der Leitung von Professor Dr. Romain Lucas Glèlè Kakaï eingerichtet. Sein deutscher Kooperationspartner ist Professor Dr. Martin Wolkewitz an der Universität Freiburg.

Dieser Forschungshub soll eine entscheidende Rolle bei den Strategien zur Eindämmung von COVID-19, aber auch zur Verhinderung künftiger Pandemien spielen. Die Forschungsergebnisse des HRH-SEMCA-Projekts dienen den afrikanischen Ländern als Leitfaden für die Epidemievorsorge. Außerdem wird erwartet, dass dieses Projekt die Forschungskapazitäten der Heimatinstitution des Forschungshubs erweitert und neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt.

Das übergeordnete Ziel von HRH-SEMCA ist es, afrikanische Entscheidungsträger im Gesundheitswesen in ihren Bemühungen zu unterstützen, COVID-19 effizient zu bekämpfen und mögliche künftige Epidemien/Pandemien zu verhindern, indem wichtige Informationen über die dynamischen Muster von COVID-19 angesichts verschiedener pharmazeutischer und nicht-pharmazeutischer Maßnahmen bereitgestellt werden. Im Einzelnen verfolgt das Projekt folgende Ziele:  

  • Bewertung der sozioökologischen Muster von räumlichen COVID-19-Dynamiken in Afrika
  • Modellierung der potenziellen Auswirkungen eines unvollkommenen Impfstoffs gegen COVID-19 in Afrika
  • Analyse der möglichen Saisonalität von COVID-19 in Afrika unter Berücksichtigung der wichtigsten Klimaregionen
  • Bewertung der Dynamik von COVID-19 angesichts der durchgeführten nicht-pharmazeutischen Maßnahmen mit Schwerpunkt auf deren Auswirkungen und der Relevanz des Zeitpunkts ihrer Durchführung
  • Verbreitung von Aktivitäten und Forschungsergebnissen aus dem HRH-SEMCA.

CEnter of Competence for the study of Antimicrobial NAtural PROducts from Fungi (HRH-CECANAPROF)

Dieser Humboldt-Forschungshub wurde im Jahr 2021 unter der Leitung von Prof. Dr. Simeon Fogue Kouam an der Université de Yaoundé I, Kamerun, etabliert. Sein deutscher Kooperationspartner ist Prof. Dr. Marc Stadler am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig.
Das HRH-CECANAPROF (Centre of Competence for the study of Natural Antimicrobial PROducts from Fungi) untersucht die Kulturen von Dung- und Bodenpilzen auf neue antimikrobielle Sekundärmetaboliten.

Dank des Expertennetzes, der Erfahrung und der hochentwickelten Ausrüstung des deutschen Partners wird das HRH-CECANAPROF junge Forschende/Studierende darin ausbilden, wie man Zugang zu bisher nicht untersuchten Pilzen (Dung- und Bodenpilze) erhält und ihre Kulturen auf neue antimikrobielle Sekundärmetaboliten untersucht. Darüber hinaus werden wissenschaftliche Schulungen zu grundlegenden mikrobiologischen Techniken und zur Taxonomie von Pilzen angeboten, wodurch die Fähigkeit der Teilnehmenden zum Schutz und zur Erhaltung von Bioressourcen für eine nachhaltige Entwicklung und die Verbesserung der Lebensqualität gestärkt wird. Neben der Suche nach neuen antimikrobiellen Wirkstoffen und anderen nützlichen Metaboliten wird der Arbeitsplan auch die Entwicklung von biologischen Bekämpfungsmitteln als sekundäres Ziel beinhalten, um einen Beitrag zur nachhaltigen Landwirtschaft zu leisten.

Humboldt Research Hub COvid-19 in Central Africa (HRH-COCA)

Dieser Humboldt-Forschungshub wurde 2021 unter der Leitung von Prof. Dr. Francine Ntoumi an der kongolesischen Stiftung für medizinische Forschung in Brazzaville, Republik Kongo, etabliert. Sie kooperiert in Deutschland mit Prof. Dr. Steffen Borrmann am Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen, Deutschland, und in Kamerun mit Prof. Dr. Véronique Penlap Beng an der Université de Yaoundé I.

Das Humboldt-Forschungshub COvid-19 in Zentralafrika (HRH-COCA) zielt darauf ab, systematische Beweise für die virale Dynamik von SARS-CoV-2 zu erbringen und die Wirksamkeit der Impfung bei co-infizierten Patienten zu bewerten. Das HRH-COCA-Netz stärkt die Forschungsaktivitäten zu COVID-19 und Co-Infektionen wie HIV, Tuberkulose oder Malaria. Dazu gehört auch die Entwicklung einer Schulungsplattform in Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen wie dem CANTAM-Netzwerk, PANDORA oder CAIDERA.

Langfristiges Ziel des zentralafrikanischen Humboldt-Forschungshub ist es, ein multizentrisches und multinationales Instrument zur Überwachung und Untersuchung von durch Infektionskrankheiten ausgelösten Epidemien und Pandemien in der zentralafrikanischen Region zu schaffen.

Humboldt Research Hub for Zoonotic Arbovirus Diseases (HRH-ZAD)

Dieser Humboldt-Forschungshub wurde 2021 unter der Leitung von Prof. Dr. James Olukayode Olopade an der University of Ibadan, Nigeria, etabliert. Er kooperiert in Deutschland mit Prof. Dr. Martin Groschup am Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald, und in Nigeria mit Prof. Dr. Christian Happi an der Redeemer's University in Ede.

Ziel des Humboldt Research Hub for Zoonotic Arbovirus Diseases (HRH-ZAD) ist die Erkennung und Identifizierung von endemischen und neu auftretenden arboviralen Bedrohungen auf der Achse Benin-Nigeria-Kamerun.

Das HRH-ZAD untersucht das Auftreten von Arbovirus-Infektionen (Rifttalfieber (RVF), hämorrhagisches Krim-Kongo-Fieber (CCHF), West-Nil-Virus (WNV), Wesselsbron-Virus (WV), Middelburg-Virus), um ihre jeweilige Bedeutung für die öffentliche Gesundheit zu ermitteln. Die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überwachung bekannter (endemischer) und relativ unbekannter (neu auftretender) Arboviren in verschiedenen Ländern ist aufgrund des zunehmenden Tierhandels und -transports, des Vogelzugs und der globalen klimatischen Veränderungen, die sich aufgrund der Auswirkungen auf die Lebenszyklen der übertragenden Vektoren stark auf das Auftreten dieser Krankheiten auswirken, von entscheidender Bedeutung. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung eines Repositoriums und der Analyse von Serum, Plasma und Geweben von wilden Nagetieren (Afrikanische Riesenratte, Große Rohrratte, Eichhörnchen, Igel), Schuppentieren, Geiern und Vögeln (Krähen, Kuhreiher) usw. An dem Forschungszentrum sind auch Partner aus Benin (Université d‘Abomey-Calavi) und Kamerun (National Veterinary Laboratory (LANAVET), University of Ngaoundere) beteiligt.

Die Finanzierung dieser Humboldt-Forschungshubs wird durch das Auswärtige Amt ermöglicht:

Center for Emerging and Re-emerging Infectious Diseases (HRH-CERID)

Das Center for Emerging and Re-emerging Infectious Diseases (HRH-CERID) ist ein Humboldt-Forschungshub, das 2021 unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Olusola Ojurongbe an der Ladoke Akintola University of Technology in Nigeria etabliert wurde. Er kooperiert in Deutschland mit Prof. Dr. Thirumalaisamy P. Velavan am Universitätsklinikum Tübingen, und im Sudan mit Prof. Dr. Mohamed Osman an der Universität Khartum. Das CERID zielt darauf ab, die afrikanischen Fähigkeiten und Systeme zu stärken, um eine schnelle und wirksame Reaktion auf Infektionskrankheiten mit epidemischem oder pandemischem Potenzial zu ermöglichen, die in den Ländern selbst auftreten oder aus Übersee eingeschleppt werden.

In Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren können sich Infektionskrankheiten von einem Land aus geografisch ausbreiten und so den Rest der Welt gefährden. Um die Ausbreitung einer Krankheit mit Epidemie- und Pandemiepotenzial zu verhindern, sind eine verstärkte Sensibilisierung, eine aktive Krankheitsüberwachung, eine frühzeitige Diagnose und eine rasche Kommunikation der Gesundheitssysteme zur Umsetzung von Interventionsmaßnahmen von entscheidender Bedeutung. Mit einem gut ausgestatteten Labor und gut geschultem Personal wird HRH-CERID einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von neu auftretenden und erneut auftretenden Infektionskrankheiten in Afrika und anderswo leisten. Die Ziele des Forschungszentrums sind im Einzelnen:

  • Einrichtung und Unterhaltung eines gut ausgestatteten Genomiklabors,
  • Durchführung von Spitzenforschung auf dem Gebiet der Genomik mit Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten,
  • Schulung des Personals (einschließlich Postgraduierter) in den aktuellen schnellen Technologien zum Nachweis und zur Charakterisierung von in Afrika zirkulierenden Infektionserregern
  • Aufbau personeller Kapazitäten, die auf den Umgang mit Krankheitsausbrüchen vorbereitet sind, und
  • Einrichtung einer Biobank, die internationalen Standards entspricht.

Die Finanzierung dieses Humboldt-Forschungshubs wird durch die Bayer Stiftung ermöglicht: