Editorial

Willkommen im neuen Kosmos-Heft!

Wie der Kolonialismus die Wissenschaft noch immer prägt – und wo vermeintliche Selbstverständlichkeiten bröckeln

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Stellen Sie sich vor, Sie hätten als Wissenschaftler*in drei Wünsche frei. Womöglich denken Sie an eine unbefristete Stelle, Zugang zu den besten Datenquellen der Welt und unbegrenzte Forschungsmittel. Doch abhängig von Ihrem Wohnort, Ihrer Herkunft, Ihrem Geschlecht und sozialen Status beginnt Ihr Traum von einer Wissenschaftskarriere vielleicht ganz woanders – zum Beispiel bei einem stabilen Stromnetz oder dem grundlegenden Recht auf Bildung. Es ist ein trauriger Fakt: Forschende weltweit leben und arbeiten unter ungleichen Bedingungen. Die Ursachen hierfür sind oft historisch geprägt, zum Teil durch Gewalterfahrungen und Unterdrückung, die weit in die Geschichte zurückreichen.

Wir als Humboldt-Stiftung sind überzeugt: Wer wie wir weltumspannende Forschungskooperationen auf Augenhöhe fördern will, muss sich der kolonialen Kontinuitäten bewusst sein, die vielerorts noch immer die Entwicklungen der Wissenschaft beeinflussen.

So fragen wir in dieser Ausgabe unseres Stiftungsmagazins: Welche Rolle spielte die (westlich-europäische) Wissenschaft in der kolonialen Aneignung indigenen und lokalen Wissens? Wie können wir hier und heute Chancengleichheit schaffen und ein faires Wissenschaftssystem etablieren? Dabei werfen wir auch einen kritischen Blick auf unseren Namensgeber Alexander von Humboldt und dessen Rolle bei der Kolonialisierung Mittel- und Südamerikas. Wir stellen Humboldtianer*innen vor, die zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte in Europa und der Welt forschen und Wege in eine gemeinsame und geschichtssensible Zukunft aufweisen. Dabei sollten wir auch stets unsere eigenen blinden Flecken in der Wissensgeschichte überprüfen. Haben Sie zum Beispiel gewusst, dass es schon im alten Ägypten Schwangerschaftstests gab?

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihr Redaktionsteam

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