Humboldtianer*innen persönlich

„Der Klimawandel wird uns alle treffen!“

Das Foto ist 2022 im Dorf Checheyi in Zentral-Nigeria entstanden. Im Rahmen eines Projekts meiner Organisation iLeadclimate Action Initiative bin ich durchs Land gezogen und habe Frauen über den Klimawandel aufgeklärt. Denn ich glaube an Veränderung von unten und setze auf Graswurzelbewegungen!

  • vom 
  • Aufgezeichnet von Mareike Ilsemann
Foto von Adenike Oladosu vor einer Gruppe von Frauen in Nigeria
Saturn-ähnliches Dekortationsbild

ADENIKE OLADOSU

Die Agrarökonomin und Klimaaktivistin Adenike Oladosu ist Gründerin von Fridays for Future Nigeria und Alumna des Programms Black Feminism and the Polycrisis des New Institute, Hamburg. Als Internationale Klimaschutzstipendiatin forscht sie derzeit beim Politikwissenschaftler Claus Leggewie im Panel on Planetary Thinking der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Internationales Klimaschutzstipendium

Jede von uns kann etwas tun. Wir haben ökologische Pflanzenschutzmittel und organischen Dünger verteilt und den Frauen beigebracht, wie sie ihn einsetzen, um das Klima zu schonen und die Erträge zu verbessern. Das ist Ökofeminismus. Es geht um Klimagerechtigkeit und die Ermächtigung von Frauen und Mädchen. Frauen haben in ihrem Alltag und ihrer Arbeit eine enge Beziehung zur Natur. Sie trifft der Klimawandel besonders hart. Zudem fehlt ihnen oft der Zugang zu Bildung und Ressourcen, um auf die Folgen reagieren zu können.

Viele Konflikte in Nigeria sind eigentlich auf den Klimawandel zurückzuführen, aber nur wenigen Menschen ist das klar. Ob Überflutungen oder fortschreitende Wüstenbildung: Der Klimawandel zerstört Lebensgrundlagen, die Menschen machen sich auf den Weg und fliehen. Das führt zu Feindseligkeiten, Konflikten und Gewaltausbrüchen. Weil Familien ihre Töchter nicht ernähren können, werden sie als Kindsbräute verheiratet. Auch um das zu verhindern ist es wichtig, dass Frauen unabhängiger werden.

Ich bin Agrarwissenschaftlerin und habe 2018 die nigerianische Sektion von Fridays for Future gegründet. Ich habe getwittert und gebloggt, mich mit anderen vernetzt. So ist daraus eine panafrikanische Bewegung entstanden, in der heute Tausende aktiv sind. Das macht mir Mut. Wir leben in einer Welt der Polykrisen und müssen global denken – aber jeder Ort hat eine eigene Perspektive auf die Dinge und kann auch eigene Lösungen entwickeln.

Viele Industriestaaten setzen auf eine globale Wasserstoffwirtschaft, um ihre Industrie klimaneutral zu machen. Aber dafür benötigen sie afrikanischen Boden, afrikanische Ressourcen. Der Klimawandel setzt Afrika jetzt schon besonders zu, obwohl Afrikaner*innen wenig dazu beigetragen haben. Ich sage: „Schluss mit dem Carbon Colonialism!“ Die jungen Afrikaner*innen sind innovativ. Warum setzen wir für uns nicht auf die vielen Lösungen für nachhaltige Energiegewinnung, die in Afrika entwickelt werden? Im Großen müssen die globalen Strukturen gerechter werden. Für jede*n einzelne*n gilt: „Act now!“ Selbst wenn reiche Länder die Folgen des Klimawandels noch bezahlen können, müssen wir begreifen: Der Klimawandel ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Krise. Und die wird uns alle irgendwann treffen – egal, wo wir auf der Welt zu Hause sind.

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