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Mittlerweile ist meine Promotion mit dem Titel „Moving Memories“ seit fast zwei Jahren abgeschlossen. „Unser letzter Sommer“ heißt einer der Filme, die ich dafür analysiert habe. Tatsächlich habe ich für die Arbeit ganze Sommer in der Bibliothek verbracht. Thema war die Darstellung von Deutschen und Pol*innen in Filmen beider Länder über das dunkelste Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte: den Zweiten Weltkrieg und die Besetzung Polens durch die Deutschen.
Ich habe das Thema auch aus persönlichen Gründen gewählt. Mein Vater ist Deutscher, meine Mutter stammt aus Polen. Wie so viele verließ sie das Land 1982, nachdem Lech Wałęsa interniert und das Kriegsrecht verhängt worden war. Meine Mutter hat mir nie viel über Polen erzählt. Sie wollte diesen Teil ihrer Geschichte hinter sich lassen und bloß nicht als Polin wahrgenommen werden. Und schon gar nicht wollte sie das für mich. Irgendwann habe ich mich selbst für den polnischen Teil meiner Familie und meiner Identität interessiert. So habe ich erfahren, dass mein Großvater im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiter in Hanau war. Meine Großmutter dagegen stammte aus einer Familie russischstämmiger Altgläubiger, die im 19. Jahrhundert in Masuren eine neue Heimat gefunden hatte. Ich habe dann in Kraków studiert und auf den Spuren meiner Familie Polen bereist und ein sehr buntes und diverses Land kennengelernt: Jarocin, Poznań und Wojnowo, das Heimatdorf meiner Großmutter.
Humboldt-Kolloquium Polen
In der Stiftung bin ich für unser Netzwerk in Mittel- und Osteuropa zuständig. Im September gibt es ein virtuelles Humboldt-Kolloquium mit polnischen Humboldtianer*innen und anderen Wissenschaftler*innen, das Teil des 30. Jubiläums des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags ist und die Situation junger Forscher*innen in Polen in den Blick nimmt. Bei solchen Treffen spüre ich immer wieder: Im Humboldt-Netzwerk schaffen die Werte der Wissenschaft eine Verbindung jenseits der Idee des homogenen Nationalstaats. So können wir zuversichtlich in eine gemeinsame Zukunft schauen.