Alexander von Humboldt-Professur 2025

Arend Bayer

Arend Bayer ist ein Spitzenforscher auf dem Gebiet der algebraischen Geometrie. Mit seiner Forschung hat er moderne kategoriale Methoden der algebraischen Geometrie entscheidend weiterentwickelt. In Berlin wird er den bestehenden Schwerpunkt Geometrie thematisch erneuern und an der internationalen Spitze halten.

  • Nominierende Universität: Freie Universität Berlin
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Mathematik

Manche Menschen frühstücken für ihr Leben gern einen süßen (x2+y2+z2-13)2-36*(4-z2)=0. So lautet die Polynomgleichung, die in der Sprache der Mathematik einen Doughnut beschreibt, dessen Form in der Geometrie als Torus bezeichnet wird. Andere haben das (2x2+y2+z2-1)3-(1/10)*x2z3-y2z3=0 am rechten Fleck. Diese Gleichung beschreibt ein dreidimensionales Herz. Die algebraische Geometrie interessiert sich für die geometrischen Eigenschaften der Lösungsmengen von Polynomgleichungen, mit denen geometrische Objekte beschrieben werden können. Dabei wird es für die Expert*innen erst richtig interessant, wenn sie den dreidimensionalen Anschauungsraum verlassen und viele Gleichungen in vielen Unbekannten untersuchen. Denn mit Polynomgleichungen können problemlos auch 20-, 50- oder 100-dimensionale geometrische Objekte beschrieben werden, die sich der Mensch kaum noch anschaulich vorstellen kann.

In den letzten Jahrzehnten ist die mathematische Klassifizierung von geometrischen Objekten immer weiter fortgeschritten. Arend Bayer war zunächst davon inspiriert, welche Rolle diese geometrischen Objekte in der Stringtheorie der theoretischen Physik spielen. Die Stringtheorie geht davon aus, dass es Extradimensionen zu den 3+1 Dimensionen der Raumzeit gibt. Diese Extradimensionen sind in Formen aufgerollt, die von Polynomgleichungen beschrieben werden. So kann die algebraische Geometrie Beobachtungen und Annahmen der Stringtheorie untermauern. Umgekehrt hat Bayer neue Konzepte aus der Stringtheorie – vor allem die Bridgeland’sche Stabilitätstheorie und Wall-Crossing – als Standardwerkzeuge in die algebraische Geometrie übernommen, um fundamentale Fragen bei der Klassifizierung von polynomialen geometrischen Formen und ihren Modulräumen zu beantworten.

Mit Arend Bayer will die Freie Universität Berlin einen führenden Vertreter der algebraischen Geometrie gewinnen, der dazu beitragen soll, den Weltruf des Mathematischen Instituts zu festigen. Ferner soll der mathematische Nachwuchs von Arend Bayer als Mentor und Förderer profitieren. Durch seine Erfahrung als Mentor und seine Arbeit im Ausschuss „Equality, Diversity and Inclusion“ an der Universität Edinburgh sind Arend Bayer die Schwierigkeiten, denen unterrepräsentierte Gruppen in der mathematischen Gemeinschaft begegnen, sehr vertraut.

Zur Person

Der Mathematiker Arend Bayer wurde 2006 am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn, Deutschland, promoviert. Nach Stationen als Postdoc an der University of Utah und am MSRI, Berkeley, beide USA, wechselte er 2009 als Assistant Professor an die University of Connecticut, USA, und 2012 an die University of Edinburgh, Vereinigtes Königreich, wo er inzwischen Professor für Algebraische Geometrie ist. Bayer ist Fellow der Royal Society of Edinburgh und erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den University of Cambridge Adams Prize in Mathematik 2015, den Whittaker Prize der Edinburgh Mathematical Society sowie den Whitehead Prize der London Mathematical Society 2016. Er war eingeladener Sprecher beim International Congress of Mathematicians 2022. Nach einem ERC Starting Grant 2013 wurde ihm 2019 auch ein ERC Consolidator Grant verliehen.

Arend Bayer wurde für die Humboldt-Professur ausgewählt und ist derzeit in Berufungsverhandlungen mit der deutschen Universität, die ihn für den Preis nominiert hat. Werden diese erfolgreich abgeschlossen, wird der Preis 2025 verliehen.