Michael Weber

Wirtschaftswissenschaften

Ökonomische Entscheidungen basieren oft auf dem Bauchgefühl anstatt auf Daten. Wenn Menschen Preise im Supermarkt anders wahrnehmen als es ökonomische Modelle vorsehen, hat das Folgen – für Konsum, Sparverhalten und politische Wirksamkeit. Hier setzt die Forschung von Michael Weber an. Er untersucht, wie Inflation wahrgenommen wird, welche Rolle Erwartungen spielen und warum zentrale Wirtschaftsakteure häufig an der Lebensrealität der Menschen vorbeikommunizieren.

Webers Forschung verknüpft dafür makroökonomische Theorie mit Verhaltensökonomie und Umfragedaten auf innovative Weise. Ein Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der Bedeutung von Inflationserwartungen. Haushalte bewerten Inflation oft einseitig – etwa indem sie die Entwertung ihrer Ersparnisse betonen, aber nicht die Vorteile für Schuldner erkennen. In experimentellen Studien fand Weber heraus, dass gezielte Information das finanzielle Selbstbild und Verhalten deutlich verändern kann. Auch die Kommunikation von Zentralbanken untersucht Weber kritisch: Er belegt, dass einfache, direkt verständliche Aussagen – wie die Nennung klarer Inflationsziele – das Vertrauen stärken. Zudem erforscht er, wie Diversität in Entscheidungsgremien der Geldpolitik, etwa durch Vertreter*innen aus unterrepräsentierten Gruppen, die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz solcher Institutionen erhöht.

Mit der Berufung von Michael Weber möchte die ESMT Berlin zur führenden Institution für Finanzforschung in Deutschland aufsteigen. Seine Humboldt-Professur soll eine Brücke zwischen der Business-Fakultät und dem neuen „European Expectations Center“ bilden, an dem zu Inflationserwartungen von Firmen und privaten Haushalten geforscht werden soll. 

Zur Person

Michael Weber trat nach seiner Promotion an der Haas School of Business, Berkeley, USA, eine Professur an der Booth School of Business der University of Chicago, USA, an. Er ist Faculty Research Fellow am National Bureau of Economic Research (NBER), einer US-amerikanischen privaten, überparteilichen Nonprofit-Forschungsorganisation. Außerdem ist er Research Professor am ifo Institut, dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München. Seine Forschung wurde 2019 mit dem AQR Young Researcher Prize ausgezeichnet.

Michael Weber wurde für die Humboldt-Professur ausgewählt und ist derzeit in Berufungsverhandlungen mit der deutschen Universität, die ihn für den Preis nominiert hat. Werden diese erfolgreich abgeschlossen, wird der Preis 2026 verliehen.