Alexander von Humboldt-Professur 2023

Robert Raußendorf

Im Rennen um den ersten marktfähigen Quantencomputer soll der Physiker Robert Raußendorf an der Leibniz Universität Hannover die bereits vorhandene Expertise in Quantenoptik und komplexen Quantensystemen bündeln und auf internationales Spitzenniveau bringen. Damit soll Deutschland zu einem konkurrenzfähigen Standort in der Entwicklung von Quantencomputern werden.

  • Nominierende Universität: Leibniz Universität Hannover
Portrait von Robert Raußendorf
Saturn-ähnliches Dekortationsbild

Kontakt

Presse, Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 228 833-144
Fax: +49 228 833-441
presse[at]avh.de

Quanteninformation

Seit über 20 Jahren verfolgen Wissenschaftler*innen weltweit das Ziel, die Quantenphysik für die Entwicklung von superschnellen Computern zu nutzen. Und so lange ist auch Robert Raußendorf schon von der Idee fasziniert. Er gilt, zusammen mit Hans J. Briegel von der Universität Innsbruck, als Erfinder des Einweg- oder Messungsbasierten Quantencomputers , mit dem er sich in seiner Dissertation weiter beschäftigte. Das Modell zeigte einen neuen Ansatz für den Bau eines Quantencomputers und war eine herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Quantencomputer-Forschung Anfang der 2000er Jahre. Mit diesem bahnbrechenden Konzept und seiner Forschung zu fehlertoleranten Quantenrechnern, der er sich in den letzten Jahren besonders widmete, wurde er ein hoch anerkannter und einflussreicher Experte in den Grundlagen der Quanteninformation sowie gefragter Berater von Quantencomputerfirmen.
Die Quantenfehlerkorrektur ist wichtig, um ein praktisches Problem bei der Konstruktion eines Quantencomputers in den Griff zu bekommen: das Phänomen der Dekohärenz. Quantenbits, die Rechenbausteine von Quantencomputern, reagieren nämlich empfindlich auf äußere Einflüsse wie Erschütterungen oder elektrische Felder und fehlertolerante Quantenberechnungen können diese Störungen in der Quanteninformation korrigieren. Mit der Fehlerkorrektur verbringt ein großer Quantencomputer den größten Teil seiner Rechenzeit, und es ist daher wichtig, Fehlerkorrekturmethoden zu entwickeln, die eine hohe Fehlerschwelle bei moderatem Aufwand ermöglichen.

An der Leibniz Universität Hannover soll Raußendorf eine Humboldt-Professur am Institut für Theoretische Physik übernehmen und dort die Weiterentwicklung von Quantenrechnern und auch die Ausbildung zukünftiger Generationen von Quantenphysiker*innen in Deutschland voranbringen. Mit seiner Berufung soll eine strukturelle Lücke in der Quantencomputerlandschaft geschlossen werden. Die Uni Hannover ist bereits Teil des Quantum Valley Lower Saxony (QVLS), in dem Forschung in Quantentechnologien gefördert wird, und verfügt über zwei Exzellenzcluster, PhoenixD und QuantumFrontiers, die in dem Bereich aktiv sind. Ziel ist, im Rahmen der QVLS Initiative bis 2025 einen skalierbaren, fehlertoleranten Quantenrechner auf Ionenfallen-Basis zu bauen.

Zur Person

Professor Dr. Robert Raußendorf stammt aus Deutschland und wurde 2003 an der LMU in München promoviert. Er ging als Postdoc an das Caltech (California Institute of Technology), Pasadena, USA, und anschließend an das Perimeter Institute for Theoretical Physics in Waterloo, Kanada. Danach setzte er seine wissenschaftliche Laufbahn an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, fort: 2008 wurde er dort Assistant Professor, 2013 Associate und 2021 Full Professor. 2009 war er Sloan Research Fellow. Das Programm würdigt herausragende Nachwuchswissenschaftler*innen, die das Potenzial haben, ihr Fachgebiet zu revolutionieren. 2021 erhielt er den CAP-CRM-Preis für theoretische und mathematische Physik der Canadian Association of Physicists (CAP) und des Centre de Recherches Mathématiques (CRM) der Universität Montreal.

Fotos und Filme