Alexander von Humboldt-Professur 2025

Sebastian Deindl

Sebastian Deindl ist ein Biophysiker, dessen Forschungsergebnisse sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die Medizin von herausragender Bedeutung sind. Mit seiner Humboldt-Professur möchte die Universität Tübingen ihre internationale Spitzenposition in der Strukturbiologie weiter ausbauen.

  • Nominierende Universität: Eberhard Karls Universität Tübingen
Porträt von Sebastian Deindl
Saturn-ähnliches Dekortationsbild

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Strukturbiologie

In unseren Körperzellen sind tausende sogenannter molekularer Maschinen tätig, die lebenswichtige Prozesse wie die DNA-Replikation steuern. Sie bestehen aus Proteinen oder Proteinkomplexen und sind so klein, dass sie nur einige Nanometer messen. Molekulare Maschinen sind von Natur aus dynamisch und immer in Bewegung. Deswegen kann die klassische Betrachtung ihrer statischen Architektur nicht zufriedenstellend erklären, wie sie funktionieren.

An diesem Problem arbeitet Sebastian Deindl und verfolgt dabei ein innovatives Konzept der integrierten Strukturbiologie. Er untersucht mit seiner Arbeitsgruppe, wie sich die Struktur der Proteinkomplexe dynamisch verändert, wenn sie ihre Funktion ausüben. Dafür verwendet er eine Kombination von Einzelmolekül-Fluoreszenz-Bildgebungsverfahren, strukturbiologischen Techniken, Biochemie und Computersimulationen. Sein Ziel ist es, dynamische Echtzeitinformationen aus den Einzelmolekülexperimenten mit biochemischen und strukturellen Daten kombinieren zu können und daraus Filme von molekularen Maschinen zu erstellen, die ein umfangreiches Verständnis ihrer Funktionsweise ermöglichen. Für die medizinische Forschung ist beispielsweise Sebastian Deindls Untersuchung von Nukleinsäure-interagierenden Enzymen relevant, deren abweichende Funktion oder Dysregulation oft mit der Entstehung schwerer Krankheiten wie Krebs verbunden ist.

An der Universität Tübingen soll Sebastian Deindl als Humboldt-Professor den Lehrstuhl für Strukturbiologie am Interfakultären Institut für Biochemie (IFIB) einnehmen. Die Universität plant das Fachgebiet durch die Integration dynamischer Studien auf ein internationales Top-Niveau zu heben.

Zur Person

Sebastian Deindl studierte in Tübingen und wurde 2009 an der University of California at Berkeley, USA, promoviert. Er forschte anschließend für sein Postdoktorat an der Harvard University, USA. 2014 wechselte er an die Uppsala University, Schweden, wo er seit 2022 Professor für molekulare Biophysik ist. Seine Forschung wurde mit verschiedenen internationalen Auszeichnungen gewürdigt, u.a. mit dem ERC Starting Grant (2017) und dem EMBO Young Investigator Award (2019). 2022 wurde er zudem mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet.

Sebastian Deindl wurde für die Humboldt-Professur ausgewählt und ist derzeit in Berufungsverhandlungen mit der deutschen Universität, die ihn für den Preis nominiert hat. Werden diese erfolgreich abgeschlossen, wird der Preis 2025 verliehen.