Sofja Kovalevskaja-Preisträger 2002

Saturn-ähnliches Dekortationsbild

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Tiziana Boffa Ballaran

geboren 1967; (Italien), Fachgebiet: Chemie und Physik der Minerale

Gastinstitut: Bayerisches Geoinstitut, Universität Bayreuth

Tiziana Boffa Ballaran studierte an der Universität Mailand (Italien) und wurde 1997 an der Universität Pavia promoviert. Seitdem war sie Mitarbeiterin an den Universitäten Biella (Italien), Cambridge (Großbritannien) und Bayreuth. Als Gastwissenschaftlerin forschte sie an den Universitäten Aveiro (Portugal), Århus (Dänemark) und Wroclaw (Polen).

Forschungsprojekt: Extremtests für maßgeschneiderte Kristalle
Die Physikochemikerin Dr. Ballaran hat sich auf Mineralien spezialisiert und erforscht, wie sich die Struktur von Mineralien in Abhängigkeit von Druck, Temperatur und Zusammensetzung verändert. Mineralien gelten als Beispiele für komplexe Materialien, deren Struktur sowie chemische und physische Eigenschaften äußerst vielfältig sein können. Die Erforschung ihres Verhaltens bei hohem Druck und hohen Temperaturen sowie ihre struktureigenen Beziehungen können entscheidende Informationen über die Eigenschaften und das dynamische Verhalten der Erde liefern. Dr. Ballaran plant zurzeit die Erforschung der lokalen Verzerrungen, die in Kristallstrukturen auftreten, wenn Atome einer bestimmten Größe und Ladung durch andere Atome mit einer anderen Größe und Ladung ersetzt werden, sowie den Einfluss der durch diese Verzerrungen entstandenen, elastischen Interaktionen auf die Anordnung der Kationen und die Phasentransformationen. Einblicke in diese Interaktionen auf verschiedenen Längenskalen sind durch eine Kombination aus Infrarotspektroskopie und Röntgendiffraktion möglich.

Dossier Sofja Kovalevskaja-Preis 

Anne Bouloumié

geboren 1968; (Frankreich), Fachgebiet: Physiologie

Gastinstitut: Institut für Kardiovaskuläre Physiologie, Universität Frankfurt am Main

Anne Bouloumié studierte an der Université Paul Sabatier in Toulouse (Frankreich) und wurde dort 1994 promoviert. Sie war als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Uniklinik der Universität Frankfurt/Main und zuletzt am Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale (INSERM) in Toulouse tätig.

Forschungsprojekt: Therapieansätze gegen Fettsucht 
Die Biologin Dr. Anne Bouloumié erforscht die Wachstumsprozesse des menschlichen Fettgewebes. Das Fettgewebe (oder die Fettmasse) stellt einen wichtigen Energiespeicher des Körpers dar. Zu viel Fettmasse - wie sie beispielsweise bei extrem übergewichtigen Menschen (Adipositas) angetroffen wird - kann jedoch zur Ausbildung von Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und zu Störungen der Reproduktionsfähigkeit führen. Adipositas wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO (Genf, 1998) als weltweite Epidemie eingestuft. Aus diesem Grund ist es notwendig, mehr über die Mechanismen zu erfahren, die der Entwicklung von Fettmasse zugrunde liegen. Es ist bekannt, dass für ein Gewebewachstum - sei es normal oder tumorös - eine gleichzeitige Bildung von Blutgefäßen (Neovaskularisation) notwendig ist. Bouloumiés Projekt basiert auf der Hypothese, dass Neovaskularisation auch für das adipöse Gewebewachstum erforderlich ist.
Bouloumié untersucht die Zellen, aus denen das Gefäßsystem der menschlichen Fettmasse gebildet wird. So charakterisiert und definiert sie die Stimulation, die die Zellen brauchen, um zu wachsen und neue Blutgefäße zu produzieren. Das Projekt wird Aufschluss darüber geben, ob eine Reduzierung der Neovaskularisation einen neuen Therapieansatz zur Behandlung von Adipositas darstellen könnte.

Luc Bovens

geboren 1961; (USA/Belgien), Fachgebiet: Wissenschaftstheorie

Gastinstitut: Zentrum Philosophie und Wissenschaftstheorie, Universität Konstanz

Luc Bovens studierte an der Katholischen Universität Leuven (Belgien) und wurde 1990 an der University of Minnesota, Minneapolis (USA) promoviert. Anschließend arbeitete er an der University of Boulder, Colorado (USA). 1998 wechselte er mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an die Universität Konstanz und forschte seit 1999 im Department of Philosophy an der University of Boulder.

Forschungsprojekt: Philosophie aus dem Computer 
Professor Bovens wendet Methoden aus der probabilistischen (auf Wahrscheinlichkeit basierenden) Modellbildung an, um philosophisch relevante Probleme zu lösen. Seine Arbeitsgruppe 'Philosophy, Probability, and Modeling' befasst sich mit interdisziplinären Grenzgebieten und untersucht dabei unter anderem folgende Fragen:

  • im Bereich Erkenntnistheorie und Wissenschaftsphilosophie: Was kann man über Kausalbeziehungen aus probabilistischen Korrelationen lernen? Können das Testen wissenschaftlicher Theorien und der Prozess der Theoriewahl adäquat durch probabilistische Modelle beschrieben werden?
  • im Bereich Logik und Informatik: Welche Faktoren bestimmen, ob wir Information aus nicht vollkommen zuverlässigen Quellen glauben? Können derartige Entscheidungsprozesse probabilistisch modelliert und auf Computern eingerichtet werden? Können Wahrscheinlichkeiten dazu verwendet werden, das Gewicht von Argumenten und Gegenargumenten für eine Hypothese zu charakterisieren?
  • im Bereich Politische Philosophie und der Theorie der rationalen Wahl: Schätzen wir die Demokratie, weil die so erhaltenen Entscheidungen fair sind, oder weil die Entscheidungen eher korrekt sind als in alternativen Staatsformen? Welche Auswirkungen haben unterschiedliche Repräsentationsmodelle der Nationen in einem Parlament (wie dem der EU) auf die Wohlfahrtsverteilung in der Föderation? Können probabilistische Simulationen helfen, derartige Fragen zu klären?

Professor Bovens gibt die internationale Zeitschrift Economics and Philosophy jetzt von Konstanz aus heraus. Gemeinsam mit der Universität Bayreuth erwägen die Herausgeber der Zeitschrift einen Preis für besondere Leistungen auf dem Grenzgebiet von Philosophie und Wirtschaftswissenschaften auszuschreiben. Die Forschungsgruppe von Professor Bovens arbeitet eng mit dem Department of Philosophy der London School of Economics (LSE) zusammen. Neben einer Reihe von Aufsätzen hat sie bereits zwei Bücher publiziert. Sie hat einen Workshop, eine Tagung und eine Sommerschule zum Projektthema initiiert. Zwei weitere internationale Workshops werden in diesem Sommer stattfinden.

Stephane Charlot

geboren 1964; (Frankreich), Fachgebiet: Astrophysik

Gastinstitute: Max-Planck-Institut für Astrophysik, Garching, und Institut für Astronomie und Astrophysik, Universität München

Stephane Charlot studierte an der Université de Paris 7 (Frankreich) und wurde dort 1992 promoviert. Er war Mitarbeiter an der Universität Berkeley, Kalifornien, (USA) am Kitt Peak National Observatory, Tuscon, Arizona (USA) und am Space Telescope Institute, Baltimore, Maryland (USA). Seit 1995 war er Chargé de Recherche am Institut d'Astrophysique de Paris. 1998 erhielt er die Bronzemedaille des Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS).

Forschungsprojekt: Ein Stern entsteht
Wie und wann Sterne im Universum entstanden sind, ist eine von vielen Fragen, die Dr. Charlots Projekt beantworten soll: Der Franzose hat sich der Entstehung und Evolution von Galaxien verschrieben. Insbesondere widmet er sich der Interpretation von Galaxien-Spektren in Beobachtungsprojekten großen Maßstabs. Ausgangspunkt ist das umfangreiche Datenmaterial, das von verschiedensten internationalen Einrichtungen gesammelt wurde. Für die Interpretation des Materials entwickelte Charlot einen neuen Modellansatz, die so genannte "Advanced Stellar Population Synthesis".
Auch nach seiner Rückkehr nach Frankreich wird Dr. Charlot eine enge Verbindung mit dem MPA Garching aufrechterhalten, vor allem im Rahmen des European Research Training Network.

Volker Deckert

geboren 1965; (Schweiz/Deutschland), Fachgebiet: Spektroskopie

Gastinstitute: Institut für Angewandte Photophysik, Technische Universität Dresden und Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroscopie Dortmund

Volker Deckert studierte an der Universität Würzburg, wo er 1994 promoviert wurde. Er war an der Kanagawa Academy of Science and Technology (KAST) in Kawasaki (Japan) und an der Universität Tokio (Japan) tätig und forschte im Laboratorium für Organische Chemie an der ETH Zürich (Schweiz). Jetzt in Dortmund fest angestellt, hält Deckert weiterhin den wissenschaftlichen Kontakt zu seinem ursprünglichen Gastinstitut in Dresden.

Forschungsprojekt: Nano-Lupen aus Licht
In den letzten Jahren ist der Trend hin zu immer kleineren Strukturen allgegenwärtig. In der Telekommunikation, der Computertechnik wie auch in der Biologie und Medizin geht es darum, immer kleinere Strukturen entweder herzustellen oder zu verstehen. Dr. Deckert versucht in seiner Forschung, mithilfe von optischen Verfahren ähnlich der Mikroskopie Informationen über die genaue Zusammensetzung von Materialien zu bekommen. Das Besondere und Neue ist die Möglichkeit mit sichtbarem Licht Informationen zu erhalten, die ansonsten nur mit Elektronenmikroskopen zugänglich sind. Erreicht wird dies durch Lichtquellen die so klein sind, dass die herkömmliche Strahlenoptik nicht mehr ausreicht um die speziellen Eigenschaften zu beschreiben. Dadurch sind zum Beispiel zerstörungsfreie Untersuchungen an lebenden Organismen möglich. Das Potenzial der Methode für Physik, Chemie und Biologie ist dementsprechend vielfältig. Langfristig könnte es mit dieser Methode beispielsweise möglich sein, einen DNS Strang direkt auszulesen.

Paolo D'Iorio

geboren 1963; (Frankreich/Italien), Fachgebiet: Geschichte der Philosophie

Gastinstitut: Fakultät für Philosophie und Literaturwissenschaft in Verbindung mit dem Graduiertenkolleg TEXTKRITIK, LMU München

Paolo D'Iorio studierte am Konservatorium Luigi Boccherini in Lucca (Italien) und an der Universität Pisa. 1994 wurde er an der Scuola Normale Superiore in Pisa promoviert. Im Anschluss war er als Mitarbeiter an der Universität Pisa und 1997/98 als Humboldt-Forschungsstipendiat in Berlin an der Technischen Universität und der Humboldt-Universität beschäftigt. Seit 1998 hat er eine Forschungsstelle am Institut des Textes et Manuscrits Modernes des Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS/ENS) in Paris inne.

Forschungsprojekt: HyperNietzsche lebt im Cyberspace
Dr. D'Iorios Forschung verbindet die Philosophie Friedrich Nietzsches mit Editionswissenschaft und neuen Medien. Sein Projekt HyperNietzsche hat das Ziel, eine Infrastruktur für kollektives Arbeiten in den Geisteswissenschaften zu schaffen. Es ermöglicht Wissenschaftlern, via Internet auf Primärquellen (Texte und Manuskripte) zuzugreifen, Aufsätze der Sekundärliteratur zu veröffentlichen und sie direkt mit den Primärquellen zu vernetzen. Darüber hinaus entwickelt Dr. D'Iorio ein System der Beitragsevaluation (Peer-Review) im Internet und erarbeitet eine Studie zu Urheberrecht und Copyleft im Zeitalter elektronischer Kommunikation.
HyperNietzsche kann bereits Manuskriptzonen, Faksimiles, Transkriptionen und Aufsätze verwalten und verfügt über ca. 10.000 digitalisisierte Manuskriptseiten Nietzsches, von denen rund 700 bereits online sind. Für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Beiträge im Internet hat Dr. D'Iorio ein Lizenzmodell erarbeitet und in Zusammenarbeit mit der Stiftung Weimarer Klassik freien Zugriff auf Faksimiles der Handschriften Nietzsches im Internet ermöglicht.
Noch in diesem Jahr wird Dr. D'Iorio das Europäische Projekt Hyper-Learning beantragen. Es wendet die Struktur von HyperNietzsche auf andere Autoren und Disziplinen an und treibt damit die Entwicklung einer komplexen Forschungsinfrastruktur für das Internet voran. Partner des Projekts sind unter anderen die Schwedische Akademie der Wissenschaft, die Universitäten Bergen, Craiova, Dublin, Frankfurt, Leicester, Pisa, Plovdiv, die Pariser CNRS, MSH und INRIA, sowie die UNESCO.

Oliver Eickelberg

geboren 1968; (USA/Deutschland), Fachgebiet: Medizinische Biochemie

Gastinstitut: Abteilung für Innere Medizin, Medizinische Klinik und Poliklinik 2, Universität Gießen

Oliver Eickelberg studierte an den Medizinischen Fakultäten den Universäten Lübeck, Wien (Österreich) und Basel (Schweiz) und wurde 1997 im Fachbereich Humanmedizin an der Universität Basel promoviert. Als Postdoctoral Fellow war Dr. Eickelberg am Departement Forschung der Universität Basel beschäftigt und wechselte 1998 mit einem Feodor Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an die Yale University in New Haven, Connecticut. Er setzte seine Forschung an der Yale University School of Medicine in New Haven, Connecticut (USA) fort, wo er zuletzt im Department of Pathology tätig war.

Forschungsprojekt: Strategien gegen fibrotische Erkrankungen
Dr. Eickelberg untersucht Mechanismen, die zum Auftreten fibrotischer Erkrankungen führen, insbesondere in der Lunge. Solche Erkrankungen führen letztendlich zum Organversagen und sind zurzeit nicht oder nur unzureichend behandelbar. Er beschäftigt sich im Detail mit der Wirkung eines bestimmten Signalmoleküls, Transforming growth factor (TGF)-ß, dessen Wirkung entscheidend zum Auftreten von Erkrankungen mit fibrotischer Komponente beiträgt. Während Dr. Eickelberg bereits entscheidende Mechanismen in der Signaltransduktionskette von TGF-ß identifizieren konnte, besteht ein Großteil seiner aktuellen Forschung in der Identifizierung von Substanzen und Mechanismen, die effiziente Strategien in der Behandlung von fibrotischen Erkrankungen darstellen können.

Michael Feiginov

geboren 1971; (Russische Föderation), Fachgebiet: Physikalische Elektrotechnik

Gastinstitute: Institut für Hochfrequenztechnik, Technische Universität Darmstadt und Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Technische Universität Chemnitz

Michael Feiginov studierte am Moskauer Institut für Physik und Technologie (Russische Föderation) und wurde 1999 am Institut für Radioingenieurwesen und Elektronik (IRE) der Russischen Akademie der Wissenschaften promoviert. Für diese Arbeit erhielt er das russische Staatsstipendium für junge Wissenschaftler. Er war zuletzt wissenschaftlicher Mitarbeiter am IRE der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau (Russische Föderation).

Forschungsprojekt: Aus der Weltraumforschung in die Medizin
Dr. Feiginov forscht im Bereich der Hochfrequenztechnologie und untersucht die Physik von Halbleiterbauelementen. Früher waren elektromagnetische Strahlen im Terahertzbereich vor allem für die Weltraumforschung von Interesse, aber in der letzten Zeit sind auch Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin und in anderen Bereichen entstanden. Dr. Feiginov möchte im geplanten Projekt neue Terahertz-Strahlenquellen entwickeln. Er konzentriert sich dabei besonders auf die so genannten photonischen Bandgap-Strukturen, mit denen Materialeigenschaften, insbesondere die Eigenschaften biologischer Materialien und biologischer Zellen, gemessen werden können. Die vielversprechendsten Quellen, mit denen sich Dr. Feiginov beschäftigt, sind resonante Tunneldioden (RTDs), Tunnel-Schottky-Kontakte und so genannte Photomixer.
Es wurde vorausgesagt, dass bestimmte Tunnel-Schottky-Kontakte mit 2D-Kanälen eine negative differentielle Leitfähigkeit haben können. Solche Strukturen versprechen eine Reihe interessanter Effekte und Anwendungsmöglichkeiten, sodass Dr. Feiginovs Projekt jetzt in in die experimentelle Phase übergeht

Michael Gotthardt

geboren 1969; (USA/Deutschland), Fachgebiet: Medizinische Biochemie

Gastinstitut: Forschungsgruppe Molekulare Medizin, Experimentelle Gentherapie und Lipidstoffwechsel, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Berlin

Michael Gotthardt studierte an der Universität Heidelberg und an der Humboldt Universität Berlin, wo er 1997 promoviert wurde. Er forschte an der University of Texas Southwestern Medical Center at Dallas, Texas (USA), und war zuletzt am Department of Veterinary and Comparative Anatomy, Pharmacology, and Physiology (VCAPP) an der Washington State University in Pullman, Washington (USA), tätig.

Forschungsprojekt: Proteingerüst im Herzen und Skelettmuskel
Titin ist das größte Protein im menschlichen Körper und bildet ein elastisches Gerüstsystem in Herz- und Skelettmuskel. Durch seine molekulare Struktur kann Titin wie eine Sprungfeder gedehnt werden und ermöglicht dadurch Muskelzellen, effektiv zu arbeiten. Patienten mit verändertem Titin entwickeln eine Herzerkrankung, bei der die Pumpfunktion eingeschränkt ist. Aufgrund der Größe des Moleküls ist Titin nicht einfach zu bearbeiten. Dr. Gotthardt hat Mausmodelle erzeugt, mit denen sich Titin im lebenden Organismus modifizieren und sowohl strukturell als auch funktionell analysieren lässt. Diese Titin - defizienten Tiere sind Grundlage zur Entwicklung von medikamentösen, zellulären und genetischen Therapien von Herz- und Muskelschwäche. Am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch wird Dr. Gotthardt die Funktion von Titin in der Detektion und Weiterleitung von mechanischen Signalen (Muskeldehnung) untersuchen. Die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe werden dazu beitragen, die Entstehung und den Verlauf erblicher Muskel- und Herzerkrankungen zu verstehen und neue Therapiestrategien zu entwickeln.

Stefan Hecht

geboren 1974; (USA/Deutschland), Fachgebiet: Makromolekulare Chemie

Gastinstitut: Institut für Chemie / Organische Chemie, Freie Universität Berlin

Stefan Hecht studierte an der Humboldt-Universität Berlin und wurde 2001 an der University of California in Berkeley, Kalifornien (USA) promoviert.

Forschungsprojekt: Molekül-Baukasten für die Nanofabrik
Dr. Hecht ist von der Idee, chemische Prozesse auf der Größenordnung einzelner Moleküle zu untersuchen, bereits seit langem fasziniert. Er entwickelt molekulare Komponenten für einen nanometer-großen Baukasten, mit dessen Hilfe wohldefinierte und sehr kleine Strukturen erzeugt werden können. In dem laufenden Projekt synthetisieren Hecht und seine Gruppe Polymere (Molekülketten). Diese werden gefaltet und chemisch vernetzt und ergeben diskrete helicale Röhren kontrollierter Dimension und Funktionalität. Weitere Manipulation mithilfe modernster physikalischer Instrumente dient dazu, die synthetisierten Nanoobjekte räumlich anzuordnen und chemische Reaktionen örtlich kontrolliert einzuleiten. Auf diese Weise generieren die Forscher Muster im Bereich von wenigen Nanometern. Dieser "von unten aufbauende" Ansatz zur Nanofabrikation kann langfristig zu einer breiten Palette von Anwendungen führen - von Schaltkreisen für Zukunftscomputer über leistungsfähige Datenspeicherungselemente bis zu extrem empfindlichen Detektoren. Die Ergebnisse werden darüber hinaus neue Einblicke in die Welt der Chemie liefern.

Daniel Hofstetter

geboren 1966; (Schweiz), Fachgebiet: Laser und Optoelektronik

Gastinstitut: Abteilung Optoelektronik, Universität Ulm

Daniel Hofstetter studierte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich (Schweiz). Er arbeitete er am Paul Scherrer Institut in Zürich und wurde 1996 an der Universität Neuchâtel (Schweiz) promoviert. Als Postdoctoral Fellow arbeitete Hofstetter zwei Jahre am XEROX Research Center in Palo Alto, Kalifornien (USA) und anschließend an der Universität Neuchâtel. 1997 erhielt er für seine Dissertation den Preis der schweizerischen Physikalischen Gesellschaft.

Forschungsprojekt: Surfen auf dem Strahl aus Licht 
Laser für die Telekommunikation, Druckverfahren und Umweltsensorik gehören zu den Produkten, die Dr. Hofstetter in seinem Projekt entwickeln will. Der Schweizer konzentriert sich besonders auf die Entwicklung so genannter "Wide Bandgap Semiconductor Devices". Diese können entweder als Interband-Halbleiterlaser mit violettem Wellenlängenbereich oder als Intersubbandlaser im nahen oder mittleren Infrarotstrahlenbereich konfiguriert sein. Während die Violettlaser vor allem für die optische Datenspeicherung und das Laserdrucken interessant sind, sind die Laser im nahen Infrarotbereich besonders wichtig für die Telekommunikation. Der mittlere Infrarotstrahlenbereich schließlich wird in der Umweltsensorik, Prozesssteuerung oder für die Analyse biologischer Flüssigkeiten verwendet.

Judith H. Klein-Seetharaman

geboren 1971; (USA/Deutschland), Fachgebiet: Biologische Chemie und Biophysik

Gastinstitute: Fachbereich Chemie, Universität Frankfurt/Main und Institut für Biologische Informationsverarbeitung, Forschungszentrum Jülich GmbH

Judith H. Klein-Seetharaman studierte an der Universität Köln und wurde 2000 am M.I.T. in Cambridge, Massachusetts (USA), promoviert. Sie war Mitarbeiterin am M.I.T. und an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, Pennsylvania (USA), mit Forschungsaufenthalten an der Universität Köln, am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln und am Imperial College in London (Großbritannien). Für ihre Arbeit hat Klein-Seetharaman verschiedene Auszeichnungen erhalten.

Forschungsprojekt: Proteine – Faltige Arbeiter in der Zellmembran
Laser für die Telekommunikation, Druckverfahren und Dr. Klein-Seetharaman untersucht den Zusammenhang zwischen Sequenz, Struktur, Dynamik und Funktion von Proteinen. Sie ist insbesondere an Proteinen in der Membran von Zellen interessiert, denn diese sind an vielen lebenswichtigen Vorgängen der Zelle beteiligt. Dr. Klein-Seetharamans Methoden sind interdisziplinär. Sie umfassen die bioinformatische Analyse von Protein-Sequenzen und die biochemische und biophysikalische Charakterisierung von gereinigten Proteinen. Klein-Seetharaman untersucht beispielsweise das Membranprotein Rhodopsin mithilfe spektroskopischer Methoden und klärt so die strukturellen Unterschiede zwischen dunkel- und lichtadaptierten Rhodopsin auf. Dadurch trägt sie zur Entwicklung neuer Methoden bei, mit denen Faltung und Konformationsänderungen in Proteinen untersucht werden können. Darüber hinaus entwickelt sie neue Ansätze für das Lehren von biomedizinischen Konzepten und Vorgängen.
Problemlösungen im biomedizinischen Bereich verschließen sich traditionellen Methoden, denn interdisziplinäre Kommunikation und die große Datenmenge stellen andere Herausforderungen. Dr. Klein-Seetharamans Forschungsgruppe will ein virtuelles Problem Solving Environment (PSE) erstellen, die innovative Computergrafik, Computer-Vision, Technologien künstlicher Intelligenz und kreative Lehrmethoden kombiniert. Auf dem Weg zu diesem Ziel hat die Gruppe ein auf einem Spiel basierendes PSE entwickelt, in dem Benutzer komplexe biologische Interaktionen über Navigationen, Rollenspiele und vernetzte Zusammenarbeit erforschen können. Der Prototyp wurde auf PC implementiert und in einem Vorschulumfeld getestet, in dem die Benutzer kaum biologische Kenntnisse haben. Das Experiment zeigt, dass das Spiel die Benutzer sehr stark zum Lernen anregt und unterhält. Es hilft es den Benutzern, komplexe Interaktionen in biologischen Systemen und deren Dynamik verstehen.
Dr. Klein-Seetharamans wurde beim Forschungszentrum Jülich auf Lebenszeit im Tenure Track Programm fuer Wissenschaftlerinnen eingestellt. Die Einstellung erfolgte in Kollaboration mit der University of Pittsburgh Medical School, in der sie als Assistant Professor tätig ist.

Manuel Koch

geboren 1965; (Schweiz), Fachgebiet: Molekulare Genetik

Gastinstitut: Institut für Biochemie, Medizinische Fakultät, Universität Köln

Manuel Koch studierte am Biozentrum der Universität Basel (Schweiz), wo er 1995 promoviert wurde. Seit 1996 forschte er im Cutaneous Biology Research Center am Massachusetts General Hospital in Boston, Massachusetts (USA).

Forschungsprojekt: Protein-Netzwerk zwischen den Zellen
Als Biochemiker erforscht Dr. Koch die Funktionen von Proteinen der extrazellulären Matrix. Diese Moleküle werden von Zellen sekretiert und bilden zwischen den Zellen ein Netzwerk, das den Geweben und Organen die entsprechende Stabilität und Elastizität verleiht. Zusätzlich zur strukturellen Funktion werden diese Proteine für eine ganze Anzahl von verschiedenen Entwicklungsprozessen benötigt. Zum Beispiel gehört eines der neu entdeckten Proteine zu einer Gruppe von Eiweißen, die für die Vernetzung des Nervensystems wesentlich sind.
Während seiner Forschungstätigkeit in Amerika hat er mehrere neue Proteine mithilfe von Gendatenbanken identifiziert und zum Teil charakterisiert. Seine zukünftige Forschung an der Universität Köln richtet sich nun auf die weitere Untersuchung dieser neuen Proteine. Neben der biochemischen Charakterisierung werden die Proteine auch auf ihre Rolle in Bezug auf menschliche Erkrankungen untersucht. Neben möglichen diagnostischen Anwendungen in der Medizin wären auch Anwendungen für Geweberegeneration vorstellbar.

Yuriy Makhlin

geboren 1969; (Russische Föderation), Fachgebiet: Theoretische Festkörperphysik

Gastinstitut: Institut für Theoretische Festkörperphysik, Universität Karlsruhe

Yuriy Makhlin studierte am Moskauer Institut für Physik und Technologie (Russische Föderation) und wurde 1995 am Landau Institut für Theoretische Physik in Moskau (Russische Föderation) promoviert. Seitdem war er Mitarbeiter am Landau Institut, an der Universität Illinois, Urbana, Illinois (USA), und als Humboldt-Forschungsstipendiat 1997/98 an der Universität Karlsruhe.

Forschungsprojekt: Baukausten aus den kleinsten aller Teilchen
Als Festkörperphysiker erforscht Dr. Makhlin, wie Quanten wandern und wie sie sich messen lassen. Sein Arbeitsgebiet hier ist der Grenzbereich zwischen Quanten-Informationsverarbeitung und Nanotechnologie. Das Projekt befasst sich mit der Entwicklung von Quantencomputern, die auf supraleitender Nanoelektronik basieren. Insbesondere Dr. Makhlins System zur Kopplung verschiedener Quantenbits hat internationale Anerkennung gefunden. Zuvor hatte Dr. Makhlin Superflüssigkeiten und Wirbelbewegungen erforscht.

Matilde Marcolli

geboren 1969; (USA/Italien), Fachgebiet: Geometrie

Gastinstitut: Max-Planck-Institut für Mathematik, Bonn

Matilde Marcolli studierte an den Universitäten Mailand (Italien) und Chicago, Illinois (USA), und wurde 1997 in Chicago promoviert. Sie war anschließend an verschiedenen Instituten tätig, darunter am M.I.T. in Cambridge, Massachusetts (USA), und war bislang C3 Professsorin am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn.

Forschungsprojekt: Geometrie zwischen Teilchenphysik und Zahlentheorie
Professor Marcollis Anliegen ist die Verbindung von Mathematik und theoretischer Physik: Ihr Interesse gilt den Eichtheorien und der nicht-kommutativen Geometrie, der hyperbolischen Geometrie und der Arithmetik. Sie widmet sich der Entwicklung von Eichtheorien zu Spiegelsymmetrien und dem fraktionalen Quantenhalleffekt.

Krzysztof Piotr Oplustil

geboren 1974; (Polen), Fachgebiet: Europäisches Recht

Gastinstitut: Institut für deutsches und europäisches Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht, Universität Heidelberg

Krzysztof Oplustil studierte Rechtswissenschaft an der Jagiellonischen Universität in Krakau und wurde danach an der Universität Heidelberg promoviert. Seit Beginn des Jahres 2002 arbeitet er in Heidelberg am Institut für Deutsches und Europäisches Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht in einer Gruppe von polnischen und deutschen Nachwuchswissenschaftlern an Rechtsfragen der Europäischen Aktiengesellschaft.

Forschungsprojekt: "Societas Europea“ löst die GmbH ab
Die "Societas Europaea" (SE) ist eine supranationale Gesellschaftsform für die europaweit tätigen Unternehmen. Die SE-Verordnung bietet jedoch nur den rechtlichen Rahmen für die Gründung und Funktion der Europäischen Gesellschaften und enthält kaum eigenständige Regelungen. Damit steht auch die Rechtswissenschaft vor neuen Aufgaben: Zum einen muss sie den nationalen Gesetzgeber unterstützen, zum anderen einen echten europäischen Charakter der SE sichern.
Die Arbeitsgruppe um Dr. Oplustil arbeitet diejenigen Bereiche heraus, in denen die SE anders als nationale Gesellschaften behandelt werden muss. Sie untersucht alle für die Gründung und Tätigkeit einer Europäischen Aktiengesellschaft relevanten Fragen dahingehend, ob sie in der Verordnung abschließend geregelt sind oder durch den nationalen Gesetzgeber ergänzt werden dürfen oder müssen. Wenn die Forscher die Regelungskompetenzen ermittelt haben, geben sie konkrete Regelungs-Vorschläge an den nationalen Gesetzgeber. Außerdem ermitteln sie die allgemeinen Grundsätze des Europäischen Gesellschaftsrechts, mit deren Hilfe die SE-Verordnung ausgelegt und Rechtslücken beseitigt werden können. Dabei kommt der sogenannten wertenden Rechtsvergleichung besondere Bedeutung zu, die Dr. Oplustil anhand des deutschen und polnischen Aktien- und Kapitalmarktrechts untersucht. Die Erforschung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der europäischen Rechtsordnungen trägt dazu bei, spätere Friktionen in der praktischen Handhabung der Gesellschaft zu vermeiden.
Am 11./12. November 2002 organisierte Dr. Oplustil in Heidelberg eine internationale Konferenz. Wissenschaftler und Juristen aus 13 Ländern legten damit den Grundstein für eine dauerhafte Zusammenarbeit im Projekt "Europäisches Gesellschaftsrecht". An einem Buchprojekt über die Entwicklung der Gesetzgebung zur Europäischen Aktiengesellschaft beteiligen sich Autoren aus 14 Ländern. Unter Mitwirkung von Mitgliedern der Forschungsgruppe entstand zudem ein Entwurf für das deutsche Ausführungsgesetz zur Europäischen Aktiengesellschaft, das Anfang 2003 vom Bundesjustizministerium veröffentlicht wurde.

Kawon Oum

geboren 1968; (Korea), Fachgebiet: Physikalische Chemie

Gastinstitut: Institut für Physikalische Chemie, Universität Göttingen

Kawon Oum studierte an der Yonsei University in Seoul (Korea) und wurde 1996 an der Oxford University (Großbritannien) promoviert. Seitdem forschte sie an der University of California, Irvine, Kalifornien (USA), und als Humboldt-Stipendiatin am Institut für Physikalische Chemie an der Universität Göttingen.

Forschungsprojekt: Umweltfreundliche Lösungsmittel aus Wasser und CO2
Die Physikochemikerin Dr. Oum konzentriert sich bei ihrer Forschungsarbeit auf die Aufdeckung der Reaktionskinetik großer organischer Radikale in überkritischen Flüssigkeiten. Da überkritisches CO2 und überkritisches Wasser eine vielversprechende Alternative zu gefährlichen organischen Lösungsmitteln in vielen industriellen Prozessen darstellen, ist die genaue Kenntnis der elementaren Reaktionskinetik in superkritischen Flüssigkeitsumgebungen erforderlich. Dr. Oum hat mehrere Rekombinationsreaktionen von Radikalen im Übergang vom gasförmigen zum flüssigen Zustand untersucht, um das komplexe Verhalten ihrer druck- und temperaturabhängigen Geschwindigkeitskonstanten zu verstehen. Im gegenwärtigen Projekt verwendet sie verschiedene optische Spektroskopietechniken, um die mikroskopischen Interaktionen zwischen Radikalen und Lösungsmittelmolekülen in überkritischen Medien zu erkennen. Sie untersucht, wie und inwieweit Lösungsmittelmoleküle an die reagierende Materie gebunden werden und ihre elektronische Struktur beeinflussen.

Jane Elizabeth Parker

geboren 1960; (Großbritannien), Fachgebiet: Molekulare Genetik

Gastinstitut: Abteilung Molekulare Pflanzengenetik, Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung, Köln

Jane Elizabeth Parker studierte an der University of Bradford (Großbritannien) und wurde 1987 an der University of Wales, Swansea, (Großbritannien) promoviert. Sie arbeitete am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln und am Sainsbury Laboratory des John Innes Center in Norwich (Großbritannien).

Forschungsprojekt: Die Pflanzen und ihr Immunsystem
Dr. Parker erforscht seit mehreren Jahren die Mechanismen, mit denen Pflanzen krankheitserregende Mikroorganismen erkennen und sich gegen diese verteidigen. Pflanzen können ähnlich wie Tiere durch Auslösung lokaler und systemischer Abwehrmechanismen auf Pathogenangriffe reagieren. Dies ist ein wichtiges Mittel der natürlichen Krankheitsabwehr. Es ist jedoch noch nicht genau erforscht, wie Pflanzen diese lebenswichtigen Prozesse aktivieren. Mithilfe einer Mischung aus Gen- und Molekularbiologie hat Dr. Parker in einer Modellpflanze mit dem Namen Arabidopsis die Gene isoliert, die als wichtige Regulatoren für die pflanzlichen Abwehrreaktionen wirken. Anhand dieser Gene und mithilfe von Pflanzengenom-Datenbanken sowie moderner molekulargenetischer Technologien kann sie nun die Funktionen der dazugehörigen Proteine an der Arabidopsis und einer Reihe weiterer Pflanzenarten erforschen. So können die pflanzliche Signalbindung und –erkennung genau analysiert und wichtige Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie sich Pflanzen gegen Krankheiten wehren.

Maxim Polyakov

geboren 1966; (Russische Föderation), Fachgebiet: Theoretische Physik

Gastinstitut: Institut für Theoretische Physik 2, Universität Bochum

Maxim Polyakov studierte an der Universität St. Petersburg (Russische Föderation), wo er 1993 promoviert wurde. 1998 forschte er als Humboldt-Forschungsstipendiat am Institut für Theoretische Physik II an der Ruhr-Universität Bochum. Er arbeitete zuletzt parallel am Petersburg Nuclear Physics Institute an der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, Gatchina (Russische Föderation), und an der Ruhr-Universität Bochum.

Forschungsprojekt: Quarks und Gluonen – die Bausteine der Atome
Unsere gesamte Umgebung besteht fast ausschließlich aus Quarks, die innerhalb von Protonen, Neutronen und anderen Elementarteilchen durch Gluonen, die Träger der starken Kraft, zusammengehalten werden. Diese Kraft ist so stark, dass die fast masselosen Quarks und Gluonen massehaltige Nukleonen bilden. Eine der grundlegendsten Fragen der Theorie der starken Wechselwirkung ist daher, wie die Nukleonen und daraus folgend auch alle Atome um uns herum ihre Masse erhalten. Dr. Polyakovs Projektziel ist die Erforschung dynamischer Phänomene in starken Wechselwirkungen, die unsere Welt zu dem machen, was sie ist. Er hat theoretische Methoden entwickelt, die eine Untersuchung dieser Phänomene mithilfe von Hochenergie-Teilchenbeschleunigern auf eine vollkommen neue Art ermöglichen. Durch Polyakovs Forschungen werden wir umfassendere Kenntnisse über die Quark- und Gluonenstruktur von Nukleonen erhalten.
Dr. Polyakovs Forschungsgruppe arbeitet jetzt an einem neuen Klassifizierungsschema für Baryonen (Bausteine des Atomkerns). Dieses Schema sagt Zustände voraus, die in der allgemein angenommenen Quark-Klassifizierung fehlen. Kürzlich haben experimentelle Ergebnisse aus Osaka erstmals diese Ideen bestätigt, die zu einer Revision von Konzepten in der Baryonen-Physik führen könnten.
Die Gruppe beteiligt sich zurzeit an zwei großen Projekten: dem 6. Europäischen Netzwerk in Hadronischer Physik und dem Transregio Projekt der Deutschen Forschungegemeinschaft (DFG). Die Gruppe hat die Entstehung eines neuen Graduiertenkollegs an der Universität Dortmund aktiv unterstützt. In der nahen Zukunft will sie den Bereich der Nuklear- und Teilchenphysik der Universität Bochum in mehrere große internationale und nationale Forschungsprojekte einbinden. Dr. Polyakovs Team baut darüber hinaus interdisziplinäre Kontakte mit anderen Fachgebieten auf, so zum Beispiel mit Festkörperphysik und der Theorie komplexer Phänomene. Ein Workshop über theoretische Methoden in der Hochenergie- und Festkörperphysik findet diesen Sommer statt.

Alexander Pukhov

geboren 1964; (Russische Föderation), Fachgebiet: Theoretische Physik

Gastinstitut: Institut für Theoretische Physik, Universität Düsseldorf

Alexander Pukhov studierte am Moskauer Institut für Physik und Technologie (Russische Föderation). 1991 wurde er dort promoviert und anschließend als Professor beschäftigt. Seit 1994 ist Pukhov Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching. Als Gastwissenschaftler war er an den Universitäten Turin (Italien), Osaka (Japan) und Princeton, New Jersey (USA).

Forschungsprojekt: Plasma im Fadenkreuz 
Dr. Pukhov untersucht die Laser-Plasma-Wechselwirkung bei den höchsten derzeit technisch verfügbaren Intensitäten. Bei diesen Intensitäten wird jede Materie augenblicklich ionisiert, wodurch Plasma mit sehr interessanten, neuen physikalischen Eigenschaften entsteht. Die Laserpulse verursachen starke Ströme relativistischer Elektronen und schaffen magnetische Felder mit Amplituden, die es noch nie zuvor auf der Erde gegeben hat. In der Natur kommen solche Plasmazustände höchstens im Weltraum in der Nähe weißer Zwerge oder Pulsare vor. Die neue Generation leistungsstarker Laser erlaubt uns nun zum ersten Mal, solche Effekte in Laborversuchen zu beobachten. Dr. Pukhov verwendet komplexe numerische Simulationen auf parallelen Computern zur Untersuchung des relativistischen Laserplasmas. Seine Simulationen tragen zu einem besseren Verständnis der in Versuchen beobachteten Laserbeschleunigung der Ladungsteilchen bei. Dr. Pukhov erforscht außerdem mögliche neue Quellen für Kurzwellen und Kernstrahlen aus Laserplasma. Ein weiterer wichtiger Teil seiner Forschungsarbeit besteht in einem neuen Ansatz im Bereich Laser-Fusionsenergie, bei dem Kurzpuls-Laser die Schlüsselrolle bei der zu erreichenden Zündung spielen könnten. 
Dr. Pukhov und seine Forschungsgruppe planen ein Transregio-DFG-Projekt über relativistisches Laserplasma mit den Universitäten Düsseldorf, Jena und München, dem Max-Born-Institut in Berlin und dem Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching.

Tina Romeis

geboren 1965; (Großbritannien/Deutschland), Fachgebiet: Pflanzenphysiologie

Gastinstitut: Abteilung Molekulare Pflanzengenetik, Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung, Köln

Tina Romeis studierte Biochemie an der Universität Tübingen und wurde dort 1994 promoviert. Nach einem Forschungsaufenthalt am Institut für Genetik in München ging sie 1997 an das Sainsbury Laboratory in Norwich, (Großbritannien), wo sie zunächst als Postdoctoral Fellow arbeitete und zuletzt als Wissenschaftlerin angestellt war.

Forschungsprojekt: Wenn Pflanzen leiden – Tabak im Stress 
Dr. Romeis untersucht, wie Pflanzen sich verändernden Umweltbedingungen anpassen und auf biotischen und abiotischen Stress reagieren. So erforschte sie u.a. die ersten Signalreaktionen von Pflanzen, die sich nach Pilzbefall gegen ein bestimmtes Pilzprotein wehren. Sie hat Methoden entwickelt, die proteinbiochemische und genetische Ansätze verbinden, und wendet sie in dem Projekt an. Damit möchte Romeis aufklären, welche Signale innerhalb einer Pflanze an der Stressantwort beteiligt sind und wie diese Signale weitergeleitet werden. So hat sie die so genannten Calcium Dependent Protein Kinases (CDPKs) identifiziert: CDPKs können biochemisch auf mehreren Stufen kontrolliert werden. Zudem konnte ihnen eine Funktion als molekularer Schalter in einem regulatorischen Netzwerk abiotischer und biotischer Stressreaktionen zugewiesen werden. 
Dr. Romeis' Forschungsgruppe kooperiert mit dem MPI für Pflanzenphysiologie in Golm. Zusammen mit 17 anderen universitären Forschungsgruppen und dem MPI für Züchtungsforschung ist die Gruppe am SFB 1976 mit dem Thema "Posttranslationale Funktionskontrolle von Proteinen" beteiligt. Im Juli 2002 hat Dr. Romeis ihre Habilitation an der Fakultät für Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität München abgeschlossen. 

Luis Santos

geboren 1972; (Spanien), Fachgebiet: Festkörperphysik

Gastinstitut: Institut für Theoretische Physik, Universität Hannover

Luis Santos studierte an der Universität Salamanca (Spanien), wo er 1998 promoviert wurde. Seitdem forschte er am Institut für Theoretische Physik an der Universität Hannover.

Forschungsprojekt: Ultrakalt im Laserlicht 
Der theoretische Physiker Dr. Luis Santos hat sich auf die Untersuchung ultrakalter atomarer Gase spezialisiert. Ihm verdanken wir vor allem neuartige Methoden, mit denen durch die Verwendung von Laserlicht (Laserkühlung) extrem kalte atomare Proben erzielt werden können. Außerdem hat er die verschiedenen Effekte untersucht, bei denen die Atome sich wie eine Welle verhalten (Atomoptik). In den letzten beiden Jahren hat er sich verstärkt der Analyse der Bose-Einstein-Kondensation zugewendet, einem Materiezustand, in dem eine makroskopische Menge von Atomen einen einzigen Quantenzustand besetzt. Solche Phänomene sind derzeit das aktuellste Thema der modernen Atomphysik aufgrund der bemerkenswerten Experimente, bei denen die kältesten jemals erhaltenen Proben erzielt wurden und auch wegen des interdisziplinären Charakters, der unterschiedliche Forschungsbereiche miteinander verbindet. Derzeit setzt Dr. Santos die Analyse der Physik von Bose-Einstein-Kondensaten fort. Darüber hinaus interessiert er sich für die Verbindungen zwischen Atomarer Physik und der Physik kondensierter Materie im Fall von streng korrelierten Systemen in kalten atomaren Gasen einschließlich eindimensionalen und Gittergasen. 
Dr. Santos' Forschungsgruppe hat mehr als fünfzehn Artikel in anerkannten Fachzeitschriften publiziert, darunter fünf in Physical Review, der angesehensten Zeitschrift in ihrem Forschungsbereich. Die Gruppe hat ihre Arbeit auf mehr als fünfzehn Konferenzen vorgestellt und wurde zu Kolloquien in Spanien, den Niederlanden, Russland, Italien und Deutschland eingeladen. Der Sofja Kovalevskaja-Forschungspreis hat Besucher aus Großbritannien, Italien und Finnland unterstützt und den Kauf neuer EDV-Ausstattungen ermöglicht.
Dr. Santos plant für die nächste Zukunft, in der deutschen Forschungslandschaft zu bleiben und seine derzeitigen Kollaborationen mit deutschen und ausländischen Spitzenforschungsgruppen verstärken.

Jochen Schneider

geboren 1969; (Schweden/Deutschland), Fachgebiet: Werkstoffwissenschaft und Hüttenwesen

Gastinstitut: Lehrstuhl für Werkstoffchemie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen

Jochen Schneider studierte an den Universitäten Hull (Großbritannien) und Northwestern, Illinois (USA), und wurde 1998 promoviert. Seitdem war er an der Universität Linköping (Schweden) tätig. Als Gastwissenschaftler forschte er an verschiedenen Instituten, darunter das Lawrence Berkeley National Laboratory in Berkely, Kalifornien (USA).

Forschungsprojekt: Zweite Haut aus Nanokristallen 
Professor Schneider gilt als einer der führenden Experten in der Beschichtungstechnik. So erzeugt der Materialforscher Oxidschichten mit maßgeschneiderten Eigenschaften. Er erforscht die Anwendung vollkommen ionisierter Plasmen zur Abscheidung von nanokristallinen Oxiden aus der Gasphase. Darüber hinaus beschäftigt sich Schneider mit den Zusammenhängen zwischen Plasmachemie und Energetik, der Gefügeevolution und den Schichteigenschaften. Von besonderer Bedeutung ist die Einlagerung von Verunreinigungen während des Schichtwachstums.
Professor Schneider hat Kooperationen mit Instituten der RWTH sowie außeruniversitären Instituten (FZ Rossendorf, IWS FhG Dresden, Physikalische Chemie Universität Chemnitz) aufgebaut, weitere Kooperationsprojekte werden folgen. Er wurde zum 1. März 2002 auf den Lehrstuhl für Werkstoffchemie berufen.

Joachim L. W. Schultze

geboren 1965; (USA/Deutschland), Fachgebiet: Immunologie

Gastinstitut: Klinik 1 für Innere Medizin, Universität Köln

Joachim L. W. Schultze studierte an der Universität Tübingen, wo er 1992 promoviert wurde. Seitdem forschte er am Dana-Farber Cancer Institute an der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts (USA).

Forschungsprojekt: Impfstoffe für die Krebstherapie 
Professor Joachim L. Schultze erforscht als Immunologe die Immunantwort gegen Tumoren - insbesondere gegen die von Blutzellen abgeleiteten Tumoren - und beschäftigt sich mit der Entwicklung von Impfstoffen zur Krebstherapie. Im April 2002 ist Professor Schultze zum Hochschulprofessor für Tumorimmunologie an der Universität Köln berufen worden. In Köln hat er in den letzten 12 Monaten gemeinsam mit Professor Wolf mit der Arbeitsgruppe "Molekulare Tumorbiologie und Tumorimmunologie" ein Projekt zur Integration von Grundlagenforschung, translatorischer und klinischer Forschung begonnen. Diese Einheit ermöglicht kurze Wege zwischen Klinikern und Wissenschaftlern, eine dringende Notwendigkeit für exzellente Forschung in der Medizin. Inzwischen arbeiten mehr als 10 Wissenschaftler und Ärzte mit ebenso vielen Diplomanden und Doktoranden gemeinsam unter Leitung des Professoren-Teams. Die Forscher um Professor Schultze setzen insbesondere auf genomische Techniken, um Fragen der Tumorimmunologie zu beantworten. Im Sommer 2003 haben sie die erste Studie zur Analyse von Blutzellen bei Gesunden und Krebskranken erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus liegen die ersten Ergebnisse über Defekte von Immunzellen bei Tumorerkrankungen vor, die ebenfalls durch molekulare Methoden aufgedeckt wurden. Mit Hochdruck forschen sie derzeit an der Entschlüsselung von Genen, die als Zielstrukturen für Krebsimpfstoffe dienen sollen, sowie an neuen immundiagnostischen Verfahren zur Beurteilung von Krebsimpfstoffen. Für die Immundiagnostik und Krebsimpfstoffentwicklung gründete Professor Schultze mit Kollegen an der Universität Köln eigens ein Biotechnologie-Unternehmen.
Am Universitätsklinkum Köln wirkt Professor Schultze jetzt auch an der Gründung eines Arbeitskreises für Präventivmedizin mit. Das Ziel ist, aufgrund neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse - zunächst aus den Bereichen Onkologie, Kardiologie und Immunologie - schnellstmöglich praktisch anwendbare Empfehlungen der Gesundheitsvorsorge für klinisch tätige Kollegen zu entwickeln.
Die Arbeitsgruppe um Professor Schultze und Wolf arbeitet bei all diesen Projekten eng mit Kollegen an der Harvard Medical School, der Boston University, der University of Pennsylvania, aber auch Forschern am Deutschen Krebsforschungszentrum, den Universitäten Bonn und Frankfurt oder der GSF Neuherberg und dem Max Delbrück Zentrum in Berlin zusammen. 

Eva Stoger

geboren 1965; (Großbritannien/Österreich), Fachgebiet: Molekularbiologie

Gastinstitut: Institut für Molekulare Biotechnologie, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen

Eva Stoger studierte an der Universität Salzburg und wurde 1994 an der Universität Wien (Österreich) promoviert. Sie forschte an der University of Florida in Gainesville, Florida (USA) und zuletzt in der Molecular Biotechnology Unit des John Innes Center in Norwich (Großbritannien).

Forschungsprojekt: Reis und Weizen als Arznei-Fabrik 
Dr. Stoger erforscht die Produktion von pharmazeutischen Proteinen in Pflanzen. In den letzten Jahren hat sie nachgewiesen, dass medizinische Antikörper prinzipiell in Reis und Weizen produziert werden können. Schon jetzt stellt Stogers Forschergruppe wichtige pharmazeutische Proteine in Getreidepflanzen her: unter anderem E. coli toxin B, humanes Serum-Albumin und einen Antikörper gegen bakterielle Erreger von Karies. Das laufende Forschungsprojekt soll - mithilfe molekularer und zellbiologischer Methoden - verfeinerte Manipulationen dieser Vorgänge ermöglichen. Dr. Stoger entwickelt eine Aufreinigungsprozedur, um signifikante Mengen dieser Proteine für weitere Analysen aus den Pflanzen zu gewinnen. Sie untersucht die Wirksamkeit und biologische Sicherheit von rekombinanten pharmazeutischen Proteinen aus Pflanzen im Detail. Dabei wird sie von medizinischen Arbeitsgruppen im In- und Ausland untersützt. Die Verwendung von Nutzpflanzen - insbesondere Getreide - als Bioreaktoren für die Produktion von Impfstoffen, therapeutischen Antikörpern und ähnlichen pharmazeutischen Proteinen ermöglicht die kontaminationsfreie und kostengünstige Herstellung solcher Substanzen und somit deren routinemäßigen Einsatz in der Humanmedizin.
Dr. Stoger hat im Lauf des Projekts ein Netzwerk nationaler und internationaler Kollaborationen aufgebaut, mit denen sie Folgeprojekte plant.

Greg J. Stuart

geboren 1962; (Australien), Fachgebiet: Neurophysiologie

Gastinstitut: Universitätsklinikum, Physiologisches Institut 1, Universität Freiburg

Greg J. Stuart studierte an der Monash University in Melbourne (Australien) und an der Australian National University, Canberra (Australien), wo er 1991 promoviert wurde. Als Humboldt-Stipendiat war er am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg tätig. Seit 1995 forschte er wieder an der Australian National University, Canberra (Australien).

Forschungsprojekt: Wie Erinnerungen entstehen
Dr. Stuart erforscht die Entstehung von Erinnerungen. Unser Gehirn enthält Milliarden von Nervenzellen, die als komplexe Netzwerke miteinander verbunden sind. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die wiederholte Aktivierung einzelner Netzwerke die Verbindungsstärken zwischen den Nervenzellen verändern kann. Man nimmt an, dass diese Veränderung der Verbindungsstärken dem Lernprozess und dem Gedächtnis zu Grunde liegen. Dr. Stuarts Projekt konzentriert sich auf die zellulären Mechanismen, die für die veränderten Verbindungsstärken zwischen den Nervenzellen verantwortlich sind. Da ein Großteil der Informationen für die Nervenzellen an ihre Dendriten geleitet wird (kurze Fortsätze am Zellkörper), ist eines der Hauptziele die Erforschung der Rolle der Dendriten bei der Modulierung von Veränderungen der Verbindungsstärken zwischen den Nervenzellen. Durch diese Untersuchung werden wir besser verstehen, wie die Erinnerungen in unserem Gehirn entstehen. Langfristig erhoffen wir uns davon auch die Möglichkeit, Erinnerungen zu reparieren, wenn etwas schief geht. 

Gleb Sukhorukov

geboren 1969; (Russische Föderation), Fachgebiet: Physikalische Chemie und Oberflächenphysik

Gastinstitut: Abteilung Grenzflächen, Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam

Gleb Sukhorukov studierte an der Lomonosov Universität in Moskau (Russische Föderation), wo er 1994 promoviert wurde. Seitdem war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kristallographie der Russischen Akademie der Wissenschaften und am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam tätig.

Forschungsprojekt: Polymerkapseln – Mikropäckchen für Arznei- und Lebensmittel
Als profilierter Biophysiker hat sich Dr. Sukhorukov auf Hohlkapseln aus Polymeren spezialisiert. Diese werden benutzt, um Arzneimittel oder andere Stoffe in der Pharmazie, Lebensmitteltechnik und Gen-Technologie einzusetzen. Bisher entwickelte Sukhorukov neue Methoden, um Kapseln zu produzieren. Außerdem erforschte er die Durchlässigkeit und Elastizität der Polymerkapseln und wie sich diese Eigenschaften kontrollieren lassen. Internationale Beachtung erhielt Sukhorukov für die Entwicklung von Methoden zur Kolloidbeschichtung durch polymere Multischichten.

Grigori Vajenine

geboren 1973; (USA/Russische Föderation), Fachgebiet: Festkörperchemie

Gastinstitut: Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart

Grigori Vajenine studierte an der Chemischen Hochschule der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau (Russische Föderation) und am Bethel College in North Newton, Kansas (USA). Er wurde 1997 an der Cornell Universität in Ithaca, New York (USA) promoviert. Danach arbeitete er als Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart. Neben einem Humboldt-Forschungsstipendium wurde er durch verschiedene Forschungspreise ausgezeichnet.

Forschungsprojekt: Atomare Muster in Kristallen
Dr. Vajenines Forschungsschwerpunkt ist die Darstellung und Charakterisierung neuer anorganischer Materialien. Er analysiert ihre chemische Bindung und interpretiert ihre physikalische Eigenschaften. Das fachübergreifende Projekt baut auf den Gebieten Chemie, Materialwissenschaft und Physik auf. Zum einen erforscht Vajenine metallreiche Verbindungen von elektropositiven Metallen wie Natrium und Barium. Ziel ist, die Wechselwirkung zwischen ionischer und metallischer Bindung in diesen Substanzen besser zu verstehen. Zum anderen entwickelt er eine vielversprechende Methode zur Darstellung neuartiger Metallnitride mittels plasmaaktiviertem Stickstoff weiter.
Die Anwendung von Tieftemperaturstickstoffplasma öffnet neue präparative Möglichkeiten zur Herstellung neuartiger stickstoffhaltigen Materialien. In der konventionellen anorganischen Synthese werden die Ausgangssubstanzen in der Regel durch hohe Temperaturen aktiviert, um eine Reaktion zu initiieren. Zu starkes Erhitzen des Reaktionsgemisches ist allerdings oft unerwünscht, denn dadurch wird der Prozess verkompliziert und die Entstehung erwünschter Produkte wird möglicherweise verhindert. Dagegen aktiviert der Einsatz von Plasma-Entladung die Ausgangssubstanzen selektiv, wobei die Reaktionstemperatur relativ niedrig bleibt. Dies ermöglicht die Herstellung neuer Materialen, die auf andere Weise nicht herzustellen wären. Der Schwerpunkt von Dr. Vajenines Forschungsgruppe liegt in der Herstellung von Übergangsmetallnitriden, die nützliche elektrische und magnetische Eigenschaften aufweisen. Die Realisierbarkeit dieses Ansatzes hat die Arbeitsgruppe durch die Herstellung des supraleitenden Niobnitrids NbN demonstriert. 

Zhong Zhang

geboren 1968; (China), Fachgebiet: Werkstoffwissenschaft und Hüttenwesen

Gastinstitut: Institut für Verbundwerkstoffe GmbH, Universität Kaiserslautern

Zhong Zhang studierte an der University of Science and Technology of China in Hefei (China), wo er 1999 promoviert wurde. Er arbeitete am Technical Institute of Physics and Chemistry an der Chinese Academy of Sciences in Peking (China) seit 1999. Zwischen 1997 und 1998 arbeitete er am Forschungszentrum Karlsruhe und dem Rutherford Appleton Laboratory (England) als Gastwissenschaftler. Gleichzeitig war er seit September 2000 als Humboldt-Forschungsstipendiat am Institut für Verbundwerkstoffe GmbH an der Universität Kaiserslautern und wird seit November 2001 als Gruppenleiter durch das Sofja Kovalevskaja Programm gefördert.

Forschungsprojekt: Bauteile für den Wasserstoff-Motor
Das Hauptforschungsgebiet von Professor Zhong Zhang sind die Struktur-Eigenschaftsbeziehungen von Polymer-Verbundwerkstoffen. Er arbeitete an führenden Institutionen in Deutschland und England, wo er sich speziell mit der Thematik der Tieftemperatur-Eigenschaften von Polymeren und Verbundwerkstoffen befasste. Seine Ergebnisse im Bereich der Versagensprozesse von Harzen waren für die Auslegung von großen (11m Durchmesser), supraleitenden Magneten im Rahmen des Atlas Projektes am CERN von Bedeutung. Das Ziel des neuen Projekts ist die Untersuchung des Langzeitverhaltens von kurzfaser- und partikelverstärkten Thermoplasten in unterschiedlichen Umgebungstemperaturen, was schließlich zu einem vermehrten Gebrauch dieser Materialien in verschiedenen industriellen Anwendungen führen soll - beispielsweise die immer bedeutendere Wasserstofftechnologie für Fahrzeug-Anwendungen. Das Projekt nutzt auch künstliche neuronale Netzwerke, um das Leistungsvermögen dieser Werkstoffe zu testen.
Professor Zhong Zhang Forschungsgruppe hat 7 wissenschaftliche Beiträge in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht. Weitere 12 Beiträge wurden eingereicht oder sind in Vorbereitung. Teile der Arbeit sind auf dem Weg zu einer deutschen Patentanmeldung, da sie ein hohes Potenzial für industrielle Zwecke tragen.