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Das neunte Communication Lab beschäftigte sich mit Konfliktfeldern der Freiheit in einer immer komplexer werdenden Welt. Insbesondere Klima- und Migrationsfragen stellen uns vor die Herausforderung, wie wir als Gesellschaften zusammenleben wollen und welche Werte wir teilen. Was sagt uns die Forschung über die Sorgen und Bedürfnisse von Gemeinschaften on- und offline, über Wahl- und Konsumverhalten und politische Einstellungen? Und wie können Wissenschaft und Medien zusammenarbeiten, um die Kommunikation über Migration, KI und die Klimakrise vertrauensvoll, nahbar und vor allem faktenbasiert zu gestalten?
Vom 19. bis zum 22. September tauschten sich 40 Teilnehmende aus 28 Ländern und weitere Expert*innen aus Medien, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu blinden Flecken und effektiven Strategien der Wissenschaftskommunikation aus. Das ComLab#9 bot Panel-Diskussionen, Workshops, Netzwerkformate und Gruppenarbeiten für den gezielten Austausch zwischen Wissenschaft und Medien. Das Ziel: voneinander lernen. Zugleich entwickelten die Teilnehmenden in interdisziplinären Teams und mit Unterstützung erfahrener Mentor*innen Projektideen für verschiedene Zielgruppen zu den Themen Migration, Klimakrise und KI.
Panel-Diskussion: Konfliktzonen der Freiheit
Wie lassen sich individuelle Freiheiten und das Gemeinwohl heute noch zusammen denken? Am ersten ComLab-Tag diskutierten Ralf Beste (Abteilungsleiter für Kultur und Gesellschaft, Auswärtiges Amt), Celine Teney (Professorin für Makrosoziologie, Freie Universität Berlin), Yannis Theocharis (Professor für Digital Governance, Technische Universität München) und Ulrike Winkelmann (Chefredakteurin der taz) über die Kluft zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Erfolg populistischer Diskurse. Dabei ging es um folgende Leitfragen: Was können Forschung und die Medien tun, um falschen oder vereinfachenden Darstellungen zu den Themen Migration oder Klimakrise entgegenzuwirken? Welchen Einfluss haben die sozialen Medien auf die Gestaltung des öffentlichen Diskurses und die Förderung von Hassreden, Fake News und Radikalismus? Und: Haben Forschung und Berichterstattung eine besondere Verantwortung, um in Zeiten von zunehmendem Populismus und Desinformation ein demokratisches Bewusstsein zu schaffen?
Round Tables
Während verschiedener Diskussionsrunden zu den Themen Migration, KI, Klima-Narrative ging es vor allem um den länder- und disziplinübergreifenden Austausch mit den Expert*innen aus Wissenschaft und Medien.
Klima-Narrative
Mit Damian Carrington (The Guardian), Sahana Ghosh (Nature India), Brian McGill (University of Maine), und Vânia Zuin Zeidler (Leuphana Universität) diskutierten die Teilnehmenden folgende Fragen:
- Was sind die blinden Flecken in der Klimakommunikation?
- Wie werden verschiedene Interessengruppen, Landschaften und Wissenssysteme in den aktuellen Klimadebatten und der Berichterstattung dargestellt?
- Was sind Hindernisse oder Hürden bei der Berichterstattung über Klimathemen?
- Wie können wir verschiedene Wissensressourcen zur Klimakrise zusammenführen und sie einem Laienpublikum zugänglich machen?
Migrationsdynamiken
Im Panel mit den Expert*innen Ingmar Weber (Universität des Saarlandes) und Tina Lee (Unbias The News) ging es um folgende Fragen:
- Wie sprechen wir heute über Migration und was sind die Geschichten, die wir hören müssen?
- Welche Art von Bildern zirkulieren über Migrant*innen und Migrant*innenströme weltweit, und basieren sie auf realen Situationen und Fakten?
- Was sind die Herausforderungen, wenn es um die Berichterstattung über die Realität der (erzwungenen) Migration geht?
- Wir brauchen Daten, um Migrationsdynamiken vorhersehen zu können, aber was sind die Herausforderungen bei der Datenerhebung und Analyse/Bewertung?
Responsible AI
In der Diskussionsrunde mit Clive Cookson (Financial Times) und Milagros Miceli (Weizenbaum Institut) tauschten sich die Teilnehmenden zu folgenden Fragen aus:
- In welchen Bereichen kann KI unser Leben erheblich verbessern und vereinfachen und wie? Was sind die neuen „KI-Grenzen“ in der Medizin, im Ingenieurwesen, in der Klimainnovation?
- Macht die KI die Welt gerechter oder ungerechter? Bringen algorithmische Systeme neue soziale Hierarchien und soziale Gruppen hervor, oder werden „alte“ Ungleichheiten nur verstärkt, siehe z.B. Datenkolonialismus?
- Wie wirkt sich KI auf die globale Erwerbsbevölkerung aus? Wer sind die Verlierer*innen und Gewinner*innen in der Industrie, der Kommunikation und dem globalen Gesundheitssystem?
- Wie können wir die Funktionsweise von KI, die technischen und algorithmischen Prozesse, für verschiedene Zielgruppen zugänglicher machen? Wie sieht „KI-Kompetenz“ aus?
Deep Talks – Schnittpunkte von Migration, Klimawandel und KI
In den „Deep Talks“ gingen Humboldt-Professor Ingmar Weber (Universität des Saarlandes) und Humboldt-Forschungspreisträger Brian McGill (University of Maine) den Verbindungen von Migration, Big Data und Klimawandel nach. Der Biodiversitätsexperte McGill zeigte auf, wie Methoden der Makroökologie und speziell die Zusammenführung diverser Datensätze sowie der Einsatz neuester Technologien – von Drohneneinsatz bis hin zu KI – uns dabei helfen können, die Auswirkungen menschlichen Handelns auf den Klimawandel genauer zu messen und damit die Natur besser zu schützen. Humboldt-Professor Ingmar Weber stellte seinen Forschungsbereich Social Computing vor und erklärte, wie Big-Data-Analysen unserer „digitalen Fußabdrücke“ dazu beitragen können, gegenwärtige und zukünftige Migrationsdynamiken zu verstehen. In der anschließenden Diskussionsrunde mit Clive Cookson, Wissenschaftsredakteur der Financial Times, ging es vor allem um die Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit von öffentlich verfügbaren Daten sowie deren Anwendung zum Schutz gefährdeter Gruppen.
Diversität in der Wissenschaftskommunikation
Was braucht es, um die gläserne Decke zu durchbrechen – nicht nur für Frauen, sondern für alle, die in den Systemen von Wissenschaft und Medien marginalisiert und unterrepräsentiert sind? Von Einstellungspraktiken über Publikationsstrukturen bis hin zu Arbeitskulturen und Themensetzung: Forschende und Journalist*innen mit Migrationsgeschichte, people of colour, Frauen und LGBTQI+ kämpfen immer noch um Chancengleichheit. Wie sieht also ein ganzheitlicher Ansatz für mehr Diversität in der Wissenschaftskommunikation aus? Auf dem Panel diskutierten Vânia Zuin Zeidler (Professorin für nachhaltige Chemie und Pro-Dean of Gender and Diversity, Leuphana Universität) und Tina Lee (Chefredakteurin, Unbias The News) zusammen mit Moderatorin Alexandra Eul über die Hindernisse aber auch Best Practices, um mehr Vielfalt und Inklusion in die Kommunikation von Wissenschaft und Forschung zu bringen.
Workshops Storytelling, Partizipation und Pitching
Nach intensiven Netzwerkgesprächen ging es weiter mit Workshops zu Methoden und Formaten des Storytelling und der Wissenschaftskommunikation. Christian Meier (Die Welt) und Jens Radü (Der Spiegel) sprachen mit den Teilnehmenden über KI in der redaktionellen Arbeit und den ethischen und praktischen Auswirkungen neuer Tools im Journalismus. Philipp Schrögel (Technische Universität Cottbus) berichtete zu partizipativen Formaten in der Wissenschaftskommunikation und diskutierte über deren Herausforderungen und Anwendungshorizonte. In der Session „Hook Me!“ präsentierte Anke Myrrhe, stellvertretende Chefredakteurin des Tagesspiegel, das Einmaleins des „guten Pitches“. Wie bringe ich meine Geschichte / mein Forschungsthema auf den Punkt: klar, informativ und mit einer Prise Humor? Jens Radü, Chef vom Dienst beim Spiegel, sprach über Multimedia-Storytelling und Elemente des „guten Erzählens“. Im Workshop „Future Prototyping“ unternahm Nicole Loeser, Gründerin des Art for Futures Lab in Berlin, mit den Teilnehmenden eine Reise in positive Zukünfte von Migrations-, KI- und Klimawelten.
Slam Session & Gewinner*innen
Am Ende der drei Tage stand die Slam Session, in der die Teilnehmenden in jeweils zwei Minuten ihre Projektideen vor der internationalen Jury von Redakteur*innen – Sahana Ghosh (Nature India), Jens Radü (Der Spiegel) und Heike Vowinkel (t-online) – vorstellten. Die Jury wählte die besten drei Projektideen aus, die vor allem durch die Originalität des Themas, die kreative und zielgruppengerechte Umsetzung sowie die Verflechtung von wissenschaftlicher Expertise und Storytelling überzeugten. Die Preise gingen an:
- den nigerianischen Digital-Humanities Forscher Onwu Inya und den slowakischen Journalisten Tomáš Hrivňák;
- den Umweltwissenschaftler Mohammed Mofizur Rahman aus Bangladesch und die dänische Journalistin Lise Josefsen Hermann;
- den deutschen Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Daniel Mügge und die Politikanalystin und -beraterin Sabine Muscat.
Den Publikumspreis erhielten der französische Antarktisforscher Mathieu Casado und der serbische Klimajournalist Luka Stokic.
Communication Lab: Einmal im Jahr treffen Stipendiat*innen der Humboldt-Stiftung auf Journalist*innen aus aller Welt – Fellows der Internationalen Journalisten-Programme. Gemeinsam entwickeln sie während eines dreitägigen Workshops in Science-Media-Tandems ein innovatives journalistisches Projekt. Ausgewiesene Mentor*innen begleiten den Entstehungsprozess. Im Zentrum der Arbeit steht das gegenseitige Lernen. Welche Erwartungen gibt es aneinander? Wie gelingt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit? Und was macht gute Wissenschaftskommunikation aus?
Das Communication Lab wird aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert und ist eine Kooperation der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Internationalen Journalisten-Programme.