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PROFESSOR DR. RICHARD C. M. MOLE vom University College London, Vereinigtes Königreich, war 2011/12 und 2016 Humboldt- Forschungsstipendiat in Berlin. Ein dabei entstandener Aufsatz wurde 2020 von der British Association for Slavonic and East European Studies ausgezeichnet
Mein Mann ist Peruaner. Als wir uns in London kennenlernten, fragte ich, ob er peruanische Bekannte in der Stadt habe. Er sagte, nein, das wolle er nicht – aus Angst, sie könnten ähnlich homophob sein, wie er es in Peru erlebt hat. In Berlin habe ich dann zur Situation queerer russischer Migrant*innen geforscht. Ihnen geht es ähnlich wie meinem Mann. In Berlin hat sich aber eine queere russische Diaspora entwickelt, in der die nationale Identität, Traditionen und Feste gelebt werden können – ohne die eigene sexuelle Identität leugnen zu müssen. Im Kontakt mit anderen russischen Migrant*innen wäre das schwieriger.
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Wir wollen das Thema Diversität über das Magazin Humboldt Kosmos hinaustragen. Lassen Sie uns diskutieren! Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Meinung oder eigene Geschichte teilen unter #ProgressDiversity.
Besonders beeindruckt hat mich die Geschichte einer Frau, die aus Angst vor ihrer Familie geflohen war. Sie hatte große Sorge, ihre Bedrohung gegenüber den deutschen Behörden nicht ausreichend nachweisen zu können, weil sie es nicht gewagt hatte, sich in Russland zu outen. Solche Nöte haben viele queere Frauen: Sie erleben Diskriminierung oft innerhalb der Familie, versteckt hinter verschlossenen Türen, anders als beispielsweise politische Aktivist*innen, die öffentlich verfolgt werden.
Ich selbst lebe seit meinem Studium in Cambridge offen schwul. Ich hatte dadurch nie Probleme. Akademiker in Großbritannien zu sein, ist eine ziemlich liberale Angelegenheit. Auch als Humboldtianer war meine sexuelle Orientierung kein Thema. Während meines Forschungsaufenthalts in Berlin haben mein Mann und ich selbstverständlich die gleichen Stipendienzulagen bekommen wie Hetero-Paare.
Natürlich geht es queeren Akademiker* innen nicht überall so wie mir. Viele suchen daher Jobs in liberalen Ländern. Was wir in unseren akademischen Diskussionen aber nicht vergessen dürfen: Die Hürden, um freiwillig migrieren zu können, sind sehr hoch. Es braucht sehr gute Qualifikationen, außerdem ein gewisses Kapital. Darüber verfügen längst nicht alle Menschen. Diese werden leicht übersehen. Ihre Geschichten höre ich beispielsweise bei meinen Forschungen zur Situation im Exil nicht. Deshalb ist es wichtig, dass auch in den Heimatländern geforscht wird.