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Von den Räumen des Berliner Büros der Humboldt-Stiftung im WissenschaftsForum Berlin blicke ich direkt auf den Deutschen Dom und das Konzerthaus. Der Gendarmenmarkt ist für mich einer der schönsten Plätze Deutschlands. Als Arbeitsort hat dies jedoch auch seine Tücken. In der Mittagspause kommt man manchmal nicht aus dem Haus, wenn die Polizei etwa bei Staatsbesuchen die Straßen absperrt oder man sich durch die Touristenmengen drängeln muss.
Hier in Berlin sind wir insgesamt sechs Kolleginnen und Kollegen. Unser Ziel ist es, nationale und internationale Begegnungen zwischen Wissenschaft, Politik und Diplomatie zu ermöglichen. Besonders interessant finde ich die Frontiers of Research-Symposien, bei denen exzellente Nachwuchswissenschaftler aus jeweils zwei oder drei Nationen zusammenkommen.
Ich mag die internationale Ausrichtung meiner Arbeit sehr. So begrüßte ich bereits die Botschafterin von Botsuana oder organisiere die jährliche Thanksgiving-Feier mit amerikanischen Humboldt-Stipendiatinnen und -Stipendiaten inklusive Anschnitt eines gefüllten Truthahns durch den US-Botschafter.
Der größte Teil meiner Tätigkeit besteht aus der Organisation von Veranstaltungen. Neben dem Neujahrsempfang zu Beginn des Jahres zählt der gemeinsam mit anderen Wissenschaftsorganisationen ausgerichtete Empfang anlässlich des Berliner Classic Open Airs zu den Höhepunkten des Jahres. Leider habe ich es ausgerechnet dort als gebürtige Brasilianerin schon erlebt, in eine Schublade gesteckt zu werden. „Und woher kommen Sie?“, fragte mich beim Sommerempfang mit Blick auf mein Namensschild ein Abgeordneter einer neuerdings im Bundestag vertretenen Fraktion. „Aus Zehlendorf“, habe ich geantwortet. „Und ihre Eltern?“, kam als Nachfrage. „Aus Paderborn“, habe ich wahrheitsgemäß geantwortet. Dieser Alltagsrassismus macht mich wütend. Ich frage mich, wie bitte muss für manche Menschen denn eine Emily Kleine aussehen, um als Deutsche durchzugehen?
aus Humboldt Kosmos 110/2019