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Romain Glèlè Kakaï
Professor Dr. Romain Glèlè Kakaï aus Benin lehrt und forscht an der Faculty of Agronomic Sciences der Universität von Abomey-Calavi. Er ist Leiter eines mit 750.000 Euro ausgestatteten Humboldt-Forschungshubs und Vorsitzender des African German Network of Excellence in Science (AGNES). Von 2008 bis 2009 forschte er mit einem Humboldt-Forschungsstipendium an der Universität Freiburg.
Für die Zukunft sieht der Biomathematiker Romain Glèlè Kakaï vor allem drei Herausforderungen: Wie ernähren wir die wachsende Bevölkerung? Wie schützen wir die Umwelt? Wie dämmen wir Pandemien wie Covid-19 ein? Diese Fragen beschäftigen auch ihn als Leiter des Labors für Biomathematik und Waldinventur an der Universität von Abomey-Calavi in Benin und als Leiter des Humboldt-Forschungshubs „Sozio-ökologische Modellierung der Covid-19-Dynamik in Afrika“.
In Benin und vielen anderen Ländern Afrikas nimmt die Bevölkerungszahl stark zu. Gleichzeitig schwinden die Wälder und landwirtschaftlich nutzbare Flächen – nicht nur, weil der Klimawandel Hitze und Trockenheit verstärkt, sondern auch weil die Menschen Böden und Wälder übernutzen. Entsprechend wird es immer schwieriger, alle mit genügend Nahrung zu versorgen. Um dem entgegenzuwirken, denken Forschende in Industrieländern oft eher an Gentechnologie oder mehrstöckige Treibhausproduktion auch in Städten. Doch in Afrika sieht Glèlè Kakaï dafür eine viel einfachere Lösung: Statt sich auf moderne Turbosorten zu konzentrieren, die mit dem sich verändernden Klima nicht zurechtkommen, sollte man auf Kulturpflanzen wie etwa die sogenannte Wunderbeere Synsepalum dulcificum oder den Meerrettichbaum zurückgreifen, die trocken- und hitzetolerant sowie sehr nahrhaft sind. „Die gibt es längst. Die Bauern auf dem Land bauen sie zum Teil seit vielen Jahrzehnten an. Durch gezielte Zucht könnten wir diese Pflanzen weiterentwickeln und im größeren Maßstab anbauen.“
Kampf um die letzten Wälder
Einen weiteren Ansatz zur Bewältigung der Herausforderungen in Afrika sieht Glèlè Kakaï darin, junge Forschende nicht nur gut auszubilden, sondern ihnen auch in ihrer Heimat eine Zukunft zu bieten. „Wir haben so viele talentierte junge Menschen hier in Afrika. Sie sind unser größtes Kapital. Und das gilt es zu nutzen.“ Er selbst habe zuletzt im Auftrag der Regierung an einer Waldinventur in Benin gearbeitet. Mit mehreren Postdocs und Studienabsolvent*innen ist er in die ländlichen Regionen des Landes gereist und hat den Baumbestand und dessen Zustand erfasst, um die verbliebenen Wälder des Landes gezielter schützen zu können. „Dabei kommt es vor, dass wir Menschen treffen, die meinen, wir seien auf ihrem Land und wollten ihnen ihren Wald wegnehmen. Es erfordert Fingerspitzengefühl und kulturelle Kenntnis, sie davon zu überzeugen, wie wichtig der Schutz der Wälder für sie selbst und alle anderen Menschen ist.“
Junge Forschende aus der Region, die sich dort auskennen und das Vertrauen der Menschen genießen, können diese Überzeugungsarbeit am besten leisten. Aus diesem Grund müsse man verhindern, dass Absolvent*innen der Universitäten dauerhaft ins Ausland gehen, um dort lukrativere Arbeit zu finden. Deshalb findet Glèlè Kakaï auch die Arbeit der Humboldt-Stiftung so wichtig: „Sie bietet Anreize dafür, dass afrikanische Postdocs nach dem Ende ihres Stipendiums in Deutschland wieder in ihr Heimatland zurückkehren, um dort die erworbenen Kenntnisse für die Entwicklung ihres Landes einzusetzen.“
Der nächsten Pandemie trotzen
Als Leiter eines Humboldt-Forschungshubs arbeitet Glèlè Kakaï ebenfalls mit jungen Forschungstalenten zusammen. „Indem wir die Ausbreitung von Covid-19 in Afrika erforschen, lernen wir, wie solche Pandemien in Zukunft noch besser zu managen sind.“ Zwar habe Covid-19 in Afrika nie eine solche Dynamik entwickelt wie in Südostasien, Europa oder Amerika. „Unter anderem wahrscheinlich, weil wir mit Pandemien wie Ebola und Lassa viel Erfahrung haben“, vermutet Glèlè Kakaï. „Außerdem waren andere Kontinente zuerst betroffen und wir hatten mehr Zeit, um uns darauf einzustellen.“ Dennoch gelte es jetzt, die Wirkung der verschiedenen Maßnahmen wie Impfungen und Kontaktbeschränkungen zu analysieren, um für kommende Pandemien noch besser gerüstet zu sein.
Glèlè Kakaï ist überzeugt: „Um die globalen Herausforderungen meistern zu können, muss die Wissenschaft international zusammenarbeiten. Dazu gehört aber auch, dass sich junge Forschende mit ihren Kenntnissen über die Gegebenheiten vor Ort in ihren Heimatregionen einbringen. Davon profitiert dann auch die internationale Wissenschaftsgemeinschaft.“