Nachgefragt

Herr Stevens, wie präzise können Supercomputer Starkregen vorhersagen?

Mit Computersimulationen können Forschende sowohl das Klima der kommenden Jahrzehnte als auch kurzfristig das Wetter für bestimmte Regionen vorhersagen. Die Präzision ist bislang allerdings begrenzt. Um die komplexen Vorgänge in der Atmosphäre durchzukalkulieren und beispielsweise frühzeitig lokale Extremwetterlagen wie Starkregen zu erkennen, braucht es enorme Rechenkapazitäten. Neue Supercomputer können sie liefern. Der US-amerikanische Atmosphärenphysiker Bjorn Stevens arbeitet daran.

  • vom 
  • Text: Jan Berndorff
Foto von Bjorn Stevens in Regenkleidung, während er seine Brille abnimmt
Saturn-ähnliches Dekortationsbild

BJORN STEVENS

Professor Dr. Bjorn Stevens kam 1998 mit einem Humboldt-Forschungsstipendium ans Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, wo er heute Geschäftsführender Direktor ist.

Humboldt-Forschungsstipendium

2022 ging an seinem Institut in Hamburg beispielsweise „Levante“ in Betrieb. Der Supercomputer bewältigt 14 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde. „Er wird langfristige Simulationen mit Klimamodellen ermöglichen, die eine Gitterauflösung von zum Beispiel 3 Kilometern haben“, sagt Stevens. Der Forscher modifiziert den Code von Levante so, dass die Simulationen optimal laufen. Globale Simulationen, die auf Modellen mit solch feinen Gittern basieren, waren bisher nur für bis zu einigen Monaten möglich. Levante hingegen wird sie für mehrere Jahre ermöglichen.

Doch um etwa zu verstehen, wie sich Starkregenfälle mit der Erderwärmung verändern werden, braucht man Computer, die noch Hunderte Male leistungsfähiger sind als Levante. Stevens und einige Kolleg*innen fordern, dass sich Klimarechenzentren international zusammenschließen, um Zugang zu dieser neuen Generation Supercomputer zu erlangen. 2024 soll ein solches Gerät am Forschungszentrum Jülich in Betrieb gehen. 

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