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Forschen in Deutschland: In voller Blüte

Wie sich die Entwicklung von Pflanzen positiv beeinflussen lässt, erforschte Biotechnologin und Molekularbiologin Alba Lloret Compañ als Humboldt-Stipendiatin am Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung in Köln. Ein Aufenthalt, der sie persönlich wachsen ließ und ihre wissenschaftliche Karriere voranbrachte.

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Alba Lloret Compañ in einem weißen Laborkittel in einem Labor mit rosa Beleuchtung. Sie hält einen durchsichtigen Behälter mit einer Pflanze darin und betrachtet ihn mit einem Lächeln. Im Hintergrund sind Regale mit ähnlichen Behältern und Proben zu erkennen.

Jeden Morgen schaute Biotechnologin und Molekularbiologin Alba Lloret Compañ gleich als Erstes nach ihren Pflanzen im Forschungsgewächshaus des Max-Planck-Instituts für Pflanzenzüchtungsforschung (MPIPZ) in Köln. „Ich war gespannt zu sehen, ob mein Experiment funktionierte und meine Versuchspflanze Arabidopsis thaliana, auch Acker-Schmalwand genannt, blühte.“

Als Humboldt-Stipendiatin untersuchte Alba Lloret Compañ im MPIPZ-Forschungsbereich Entwicklungsbiologie der Pflanzen in der Gruppe ihres Hosts George Coupland molekulare Mechanismen, mit denen Pflanzen ihr Wachstum und ihre Blüte regulieren. „Wenn wir es schaffen, Pflanzen genetisch so zu beeinflussen, dass sie früher blühen und Früchte tragen, etwa schon nach zwei Jahren und nicht erst nach sieben, wäre das für Pflanzenzüchter*innen, Landwirt*innen und Verbraucher*innen von Vorteil“, erklärt Lloret Compañ das Ziel ihrer Grundlagenforschung.

George Coupland und sein Team waren für mich ein entscheidender Grund dafür nach Deutschland zu gehen. Ebenso wie die guten Forschungsbedingungen.
Alba Lloret Compañ, Humboldt-Forschungsstipendiatin

Neue Perspektiven

Ihr Forschungsaufenthalt endete im März 2024. „George Coupland und sein Team waren für mich ein entscheidender Grund dafür nach Deutschland zu gehen. Ebenso wie die guten Forschungsbedingungen“, so Lloret Compañ. „In unserem Institut gab es 10 Konfokalmikroskope. Im 4.000 Quadratmeter großen Forschungsgewächshaus kümmerten sich Gärtner*innen um die Versuchspflanzen, sogar die Temperatur wurde auf Wunsch reguliert.“

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Ihr Forschungsaufenthalt brachte Alba Lloret Compañ neue Perspektiven – auf ihre Arbeit und auf sich selbst. „Als ich im Spätsommer 2021 nach Köln kam, war das für mich ein sehr großer Schritt. Ich hatte zuvor noch nie länger im Ausland gelebt und war sehr unsicher. Doch mein Team hieß mich herzlich willkommen und Köln ist eine lebenswerte Stadt mit internationaler Atmosphäre. Nach einigen Monaten wurde ich selbstbewusster, knüpfte Kontakte und nutzte die vielfältigen Forschungsmöglichkeiten im MPIPZ. In dieser Zeit habe ich mich persönlich und beruflich weiterentwickelt“, sagt die ehemalige Humboldt-Stipendiatin rückblickend.

Die Kontakte zu Humboldtianer*innen weltweit und die Möglichkeit für weitere Forschungsaufenthalte nach Deutschland zurückzukehren, sind sehr wertvoll für mich.
Alba Lloret Compañ, Humboldt-Forschungsstipendiatin

Seit März 2024 forscht sie nun im Institut für Molekular- und Zellbiologie der Pflanzen, das zum Spanischen Nationalen Forschungsrat (CSIC), der größten öffentlichen Forschungseinrichtung Spaniens, gehört. Eine Stelle, die sie ihrer Einschätzung nach vor allem durch ihre Auslandserfahrung und das Humboldt-Stipendium bekam. Dort untersucht sie den Einfluss steigender Temperaturen auf Pflanzen. Mit Blick auf den Klimawandel und steigende Temperaturen könnten solche Züchtungen Ernten und Lebensmittelsicherheit eines Tages verbessern.

Ein Netzwerk fürs Leben

Dass sie auch nach ihrem Stipendium Teil des Humboldt-Netzwerks ist, ist für sie von zentraler Bedeutung. „Die Kontakte zu Humboldtianer*innen weltweit und die Möglichkeit für weitere Forschungsaufenthalte nach Deutschland zurückzukehren, sind sehr wertvoll für mich.“ Humboldtianerin auf Lebenszeit zu sein, gibt ihr ein Stück Sicherheit in einem Beruf, der durch befristete Verträge von Ungewissheit geprägt ist. „Egal wie viel man arbeitet oder wie erfolgreich man ist, es ist nie ganz sicher, ob man für immer in der Wissenschaft bleiben kann.“ Trotz aller Herausforderungen: Wissenschaftlerin ist ihr Traumberuf. „Ich kann meiner Neugierde nachgehen, kann logisch und kreativ denken, um wissenschaftliche Rätsel zu lösen. Das erfüllt mich sehr.“

Offene Gemeinschaft

Als Jugendliche begeisterte sie die Biografie von Marie Curie. Eine Biologielehrerin vermittelte ihr die Faszination fürs Fach – zwei Vorbilder, die ihren Berufswunsch maßgeblich prägten. „Ich finde es wichtig, dass wir künftig mehr Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen sehen. In einer diversen Wissenschaftswelt sollten sich jedoch auch etwa non-binäre Menschen, Menschen aus dem Globalen Süden oder alleinerziehende Mütter als gleichberechtigter Teil der Gemeinschaft fühlen.“ Was sich Alba Lloret Compañ wünscht: Dass Menschen in der Wissenschaft einander unvoreingenommen begegnen und individuelle Herausforderungen berücksichtigen. Und dass sich die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft spürbar verbessern: „Ich möchte für immer Wissenschaftlerin sein und ohne Unsicherheit forschen.“

Text: Esther Sambale

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