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Schutz für internationale Forschende, die vor Krieg und Verfolgung fliehen
Die Initiative vergibt Fördermittel an deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen, mit denen diese ausländische Wissenschaftler*innen zwei Jahre lang finanzieren können. Die Humboldt-Stiftung hat das Programm gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen. Hochschulen, die eine Förderung durch die Philipp Schwartz-Initiative beantragen, müssen unter anderem ein Konzept zum Umgang mit gefährdeten Forschenden und ihrer wissenschaftlichen Einbindung vorlegen.
„Die Humboldt-Stiftung setzt sich bereits seit vielen Jahren sehr konkret für gefährdete Forschende und die Wissenschaftsfreiheit ein“, betont der Präsident der Humboldt-Stiftung Robert Schlögl. „Dieses Engagement ist mir sehr wichtig, denn Exzellenz muss auch mit Menschlichkeit einhergehen.“
Geförderte | Land |
---|---|
39,2 % | Türkei |
23,2 % | Ukraine |
13,0 % | Syrien |
24,6 % | 24 weitere * |
Geförderte | Fachgebiet |
---|---|
40,3% | Naturwissenschaften |
24,1% | Sozialwissenschaften |
23,5% | Geisteswissenschaften |
12,1% | Ingenieurswissenschaften |
Netzwerk und Vorbild für weitere Schutzprojekte
Neben der Förderung von Personen ist es ein weiteres Ziel der Initiative, eine Plattform für den Austausch zur Situation gefährdeter Forschender zu organisieren. Dabei arbeitet die Humboldt-Stiftung mit internationalen Partnerorganisationen wie dem Scholars at Risk Network, dem Scholar Rescue Fund und dem Council for At-Risk Academics zusammen. Bis März 2022 übernimmt die Alexander von Humboldt-Stiftung auch das Sekretariat der 2016 gegründeten deutschen Sektion des Scholars at Risk Network.
Die Initiative ist Vorbild für andere Programme in Europa. So entwickelte das Collège de France sein eigenes Hilfsprogramm für gefährdete Forschende, PAUSE, nach dem Modell der Philipp Schwartz-Initiative. PAUSE ist auch Partner der Humboldt-Stiftung beim EU-Projekt InSPIREurope. In diesem Projekt haben sich zehn Organisationen aus neun europäischen Ländern zusammengeschlossen, um sich unter Federführung des neu aufgebauten europäischen Büros von Scholars at Risk für die Belange gefährdeter Wissenschaftler*innen in Europa einzusetzen.
Der Pathologe Philipp Schwartz (*19.7.1894) war seit 1927 Professor für Pathologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde der Wissenschaftler, der einer jüdischen Familie entstammte, im Jahr 1933 fristlos aus dem Universitätsdienst entlassen. Er floh in die Schweiz, wo er im gleichen Jahr die Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland gründete. Deren Ziel war die Vermittlung von Arbeitsplätzen im Ausland an verfolgte Forschende. Die Organisation vermittelte mehrere Hundert vertriebene Forschende. Die meisten von ihnen gingen in die Türkei, wo Kemal Atatürk gerade das Hochschulsystem nach westeuropäischem Vorbild reformieren ließ. Schwartz verhandelte persönlich mit Vertretern der türkischen Regierung und erreichte direkt zu Anfang die Vermittlung von 30 in Deutschland entlassenen Forschenden in das Land. Die Notgemeinschaft kooperierte bei ihrer Arbeit auch mit dem Academic Assistance Council, dem Vorläufer des Council for At-Risk Academics. Schwartz selbst nahm 1934 einen Lehrstuhl an der neu gegründeten Universität Istanbul an und wurde Direktor des dortigen Pathologischen Instituts. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb ihm die von ihm gewünschte Rückkehr an die Universität Frankfurt als Professor verwehrt. Er emigrierte Anfang der 1950er Jahre in die Vereinigten Staaten und arbeitete fortan als Pathologe am Warren State Hospital in Pennsylvania. Ab 1967 leitete er dort ein eigenes Forschungsinstitut für Geriatrie. Schwartz verstarb 1977 in den USA.