Dossier Philipp Schwartz-Initiative

Die Philipp Schwartz-Initiative ermöglicht seit 2016 deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen, ausländische Wissenschaftler*innen, denen in ihren Heimatländern Krieg oder Verfolgung drohen, für zwei Jahre bei sich aufzunehmen.

Symbolbild Philipp-Schwartz-Initiative: Drei gelbe Kreise mit einer Figur, die von einem zerstörten Tempel zu einem intakten Tempel läuft
Saturn-ähnliches Dekortationsbild

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Schutz für internationale Forschende, die vor Krieg und Verfolgung fliehen

Die Initiative vergibt Fördermittel an deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen, mit denen diese ausländische Wissenschaftler*innen zwei Jahre lang finanzieren können. Die Humboldt-Stiftung hat das Programm gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen. Hochschulen, die eine Förderung durch die Philipp Schwartz-Initiative beantragen, müssen unter anderem ein Konzept zum Umgang mit gefährdeten Forschenden und ihrer wissenschaftlichen Einbindung vorlegen.

Ein neuer Anfang für gefährdete Forschende Broschüre zum fünfjährigen Jubiläum der Philipp Schwartz-Initiative im Jahr 2021 (PDF, 8 MB) 

„Die Humboldt-Stiftung setzt sich bereits seit vielen Jahren sehr konkret für gefährdete Forschende und die Wissenschaftsfreiheit ein“, betont der Präsident der Humboldt-Stiftung Robert Schlögl. „Dieses Engagement ist mir sehr wichtig, denn Exzellenz muss auch mit Menschlichkeit einhergehen.“

531
Philipp Schwartz-Fellows aus 27 Herkunftsländern an 134 aufnehmenden Einrichtungen
Geförderte Land
39,2 % Türkei
23,2 % Ukraine
13,0 % Syrien
24,6 % 24 weitere *
* u.a. Afghanistan, Belarus, Irak, Iran, Jemen, Kamerun, Myanmar, Russland, Venezuela
56,1 % männlich
43,7 % weiblich
0,2 % divers
Geförderte Fachgebiet
40,3% Naturwissenschaften
24,1% Sozialwissenschaften
23,5% Geisteswissenschaften
12,1% Ingenieurswissenschaften

Philipp Schwartz-Initiative: Programmwebsite mit Informationen und Dokumenten zur Bewerbung 

Netzwerk und Vorbild für weitere Schutzprojekte

Neben der Förderung von Personen ist es ein weiteres Ziel der Initiative, eine Plattform für den Austausch zur Situation gefährdeter Forschender zu organisieren. Dabei arbeitet die Humboldt-Stiftung mit internationalen Partnerorganisationen wie dem Scholars at Risk Network, dem Scholar Rescue Fund und dem Council for At-Risk Academics zusammen. Bis März 2022 übernimmt die Alexander von Humboldt-Stiftung auch das Sekretariat der 2016 gegründeten deutschen Sektion des Scholars at Risk Network.

Die Initiative ist Vorbild für andere Programme in Europa. So entwickelte das Collège de France sein eigenes Hilfsprogramm für gefährdete Forschende, PAUSE, nach dem Modell der Philipp Schwartz-Initiative. PAUSE ist auch Partner der Humboldt-Stiftung beim EU-Projekt InSPIREurope. In diesem Projekt haben sich zehn Organisationen aus neun europäischen Ländern zusammengeschlossen, um sich unter Federführung des neu aufgebauten europäischen Büros von Scholars at Risk für die Belange gefährdeter Wissenschaftler*innen in Europa einzusetzen.

Philipp Schwartz
Die Philipp Schwartz-Initiative ist nach dem Pathologen jüdischen Glaubens Philipp Schwartz benannt, der selbst 1933 vor den Nazis aus Deutschland fliehen musste und die „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland“ gründete.

Der Pathologe Philipp Schwartz (*19.7.1894) war seit 1927 Professor für Pathologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde der Wissenschaftler, der einer jüdischen Familie entstammte, im Jahr 1933 fristlos aus dem Universitätsdienst entlassen. Er floh in die Schweiz, wo er im gleichen Jahr die Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland gründete. Deren Ziel war die Vermittlung von Arbeitsplätzen im Ausland an verfolgte Forschende. Die Organisation vermittelte mehrere Hundert vertriebene Forschende. Die meisten von ihnen gingen in die Türkei, wo Kemal Atatürk gerade das Hochschulsystem nach westeuropäischem Vorbild reformieren ließ. Schwartz verhandelte persönlich mit Vertretern der türkischen Regierung und erreichte direkt zu Anfang die Vermittlung von 30 in Deutschland entlassenen Forschenden in das Land. Die Notgemeinschaft kooperierte bei ihrer Arbeit auch mit dem Academic Assistance Council, dem Vorläufer des Council for At-Risk Academics. Schwartz selbst nahm 1934 einen Lehrstuhl an der neu gegründeten Universität Istanbul an und wurde Direktor des dortigen Pathologischen Instituts. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb ihm die von ihm gewünschte Rückkehr an die Universität Frankfurt als Professor verwehrt. Er emigrierte Anfang der 1950er Jahre in die Vereinigten Staaten und arbeitete fortan als Pathologe am Warren State Hospital in Pennsylvania. Ab 1967 leitete er dort ein eigenes Forschungsinstitut für Geriatrie. Schwartz verstarb 1977 in den USA.

Hintergrundthemen

Dr. Anan Alsheikh Haidar

Eine einzigartige Chance für mich

Anan Alsheikh Haidar floh im Jahr 2013 aus Syrien. Ihre Arbeit als Professorin für Strafrecht an der Universität von Damaskus hatte ihren Namen auf die schwarze Liste der Regierung Baschar al-Assads gebracht. Mit einer Förderung durch die Philipp Schwartz-Initiative kam sie an die Universität Köln.

Prof. Dr. Jeff Wilkesmann

Uns fehlte jegliche Perspektive

Jeff Wilkesmann musste sein Heimatland Venezuela 2017 verlassen. Seine Universität war nach einer Militärintervention geschlossen worden. Immer wieder verschwanden Professor*innen im Land. Dank einer Förderung durch die Philipp Schwartz-Initiative konnte er seine Arbeit an der Hochschule Mannheim fortsetzen.

Robert Quinn

Was ist Wissenschaftsfreiheit?

Wissenschaftsfreiheit muss geschützt werden! Robert Quinn, Executive Director des Scholars at Risk Network, hat zum fünfjährigen Jubiläum der Philipp Schwartz-Initiative im Jahr 2021 ein Essay über die Bedeutung von Wissenschaftsfreiheit verfasst.

Ghanya Al-Naqeb steht in einer herbstlichen Naturumgebung und blickt lächelnd in die Ferne.

Ich fürchtete um mein Leben

Ghanya Al-Nageb erlebte im Jemen, dass Wissenschaftler ihrer Fakultät verschwanden. Die Ernährungswissenschaftlerin konnte ihre Karriere an der Uni Würzburg fortsetzen. Mittlerweile forscht und lehrt sie in Italien.

Mahmod Muhsen steht hinter der Glasfassade eines modernen Gebäudes und blickt in die Kamera..

Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft schwindet nie

Der Tiermediziner Mahmod Muhsen konnte seine Forschung an der Uni Leipzig fortführen. Wegen des Kriegs hatte er nicht nach Syrien zurückkehren können.

Doppelporträt: Prof. Dr. Ulrike Freitag und Prof. Dr. Arnulf Quadt

Warum sich der Aufwand lohnt

Prof. Ulrike Freitag und Prof. Arnulf Quadt betreuen als Mentor*innen Philipp Schwartz Fellows. Hier sprechen sie über ihr Selbstverständnis als Betreuende, aber auch über Herausforderungen und bürokratische Hürden, die es zu überwinden gilt.

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