Pressemitteilung

Allianz der Wissenschaftsorganisationen zur Reform des WissZeitVG

Stellungnahme der Allianz der Wissenschaftsorganisationen zu den Eckpunkten für eine Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes

  • vom
Saturn-ähnliches Dekortationsbild

Kontakt

Presse, Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 228 833-144
Fax: +49 228 833-441
presse[at]avh.de

Die zukünftige Leistungsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems hängt wesentlich von attraktiven Arbeitsbedingungen für Forschende in frühen und mittleren Karrierephasen ab. Gleichzeitig ist es erforderlich, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Wissenschaftseinrichtungen so zu gestalten, dass eine starke Dynamik in Forschung, Lehre und Transfer erhalten bleibt. Die hohen Erwartungen, die sich in der aktuellen Diskussion um die Zukunft des Wissenschaftssystems widerspiegeln, können nur sehr bedingt durch eine Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) erfüllt werden, da sie strukturelle und finanzielle Rahmenbedingungen betreffen. Vermieden werden sollte aber unbedingt, bestehende Spielräume zu Lasten der Beschäftigten einzuschränken. Eine Novelle des WissZeitVG sollte die berechtigten Anliegen der verschiedenen Betroffenen – die der Einrichtungen, der Professorinnen und Professoren sowie der Promovierenden und Postdoktoranden – angemessen berücksichtigen. Leitmotiv der Reform des WissZeitVG sollte es sein, transparente, verlässliche Karrierewege zu schaffen und gleichzeitig den Wissenschaftsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb attraktiv zu positionieren.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen begrüßt es daher ausdrücklich, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) einen der kritischsten Punkte aus dem Eckpunkte-Papier für die Reform des WissZeitVG zur Diskussion gestellt hat. Eine Begrenzung der Postdoc-Phase auf drei Jahre behindert Forschende auf ihrem Karriereweg und würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Verlust hochqualifizierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen und mittleren Karrierephasen führen. Dies würde den Wissenschaftsstandort Deutschland und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands enorm schwächen.

In diesem Zusammenhang sind bereits Vorschläge geäußert worden, wie bei der Gesetzesreform die Transparenz und Vielfalt wissenschaftlicher Karrierewege gestärkt und die besonderen Profile wissenschaftlicher Einrichtungen berücksichtigt werden können. Die Postdoc-Phase dient zum einen einer grundsätzlichen Orientierung im Hinblick auf unterschiedliche wissenschaftliche und wissenschaftsnahe Aufgabenfelder und muss den Beschäftigten zugleich Zeit und Möglichkeit zum Kompetenzerwerb und zur Profilierung geben, um sich im Anschluss erfolgreich in Auswahlverfahren innerhalb oder außerhalb der Wissenschaft zu beweisen. Dabei müssen sie sich auf transparente und besser planbare Karrierewege und eine aktive Laufbahnunterstützung verlassen können. Zugleich soll die internationale Wettbewerbs- und Anschlussfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems für die talentiertesten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gesichert werden.

Ein novelliertes WissZeitVG sollte den unterschiedlichen Bedürfnissen der Hochschulen und der außenuniversitären Forschungseinrichtungen aufgrund ihrer funktionalen Differenzierung Rechnung tragen. Unterschiedliche Fachkulturen müssen beachtet werden, um nicht einzelne Disziplinen oder Institutionen systematisch zu benachteiligen. Dazu bedarf es insbesondere für die Regelung der Qualifizierungsphase nach der Promotion neben einem weitgefassten Qualifizierungsbegriff auch einer wissenschaftsadäquaten Höchstbefristungsdauer sowie geänderter Personalstrukturen mit einem definierten Befristungsanteil, anderer Personalkategorien und Karriereziele ohne Professur. Zudem sind neben mehr Dauerstellen eine bessere Grundfinanzierung oder die Möglichkeit erforderlich, aus befristeten Projektmitteln unbefristete Beschäftigungsverhältnisse finanzieren zu dürfen. Ebenfalls muss die Möglichkeit der Mobilität von Forscherinnen und Forscher zwischen den Wissenschaftseinrichtungen aufrechterhalten werden. Eine weitere Öffnung der Tarifklausel hält die Allianz daher für problematisch und möchte deutlich unterstützen, dass eine länderübergreifend einheitliche Lösung gefunden wird.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen wird sich sehr gerne aktiv in die angekündigten Gespräche mit dem BMBF einbringen.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen hat am 30. März eine weitere Stellungnahme zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) veröffentlicht. Der Text ergänzt die am 23. März publizierte Veröffentlichung zum Thema. Sie finden die Stellungnahme auf der Internetseite der Allianz: www.allianz-der-wissenschaftsorganisationen.de und hier.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ist ein Zusammenschluss der bedeutendsten Wissenschafts- und Forschungsorganisationen in Deutschland. Sie nimmt regelmäßig Stellung zu wichtigen Fragen der Wissenschaftspolitik. Sie nimmt regelmäßig zu Fragen der Wissenschaftspolitik, Forschungsförderung und strukturellen Weiterentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems Stellung.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat für 2023 die Federführung der Allianz übernommen. Weitere Mitglieder sind die Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und der Wissenschaftsrat.

The Alliance of Science Organisations is an association of the most important science and research organisations in Germany. It regularly issues statements on issues of science policy, research funding and the structural development of the German science system.

Medienkontakt
Anne Lange, M.A.
Wissenschaftliche Referentin des Präsidenten
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina
+49 (0)345 472 39-880
anne.lange[at]leopoldina.org

(Pressemitteilung 6/2023)

Jährlich ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung über 2.000 Forscher*innen aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. In weltweit über 140 Ländern pflegt die Stiftung ein fächerübergreifendes Netzwerk von mehr als 30.000 Humboldtianer*innen – unter ihnen 61 mit Nobelpreis.

vorherige Pressemitteilung Ein Jahr nach dem Überfall: Humboldt-Stiftung unterstützt Forschende aus der Ukraine mit umfassenden Maßnahmen
nächste Pressemitteilung Für attraktive wissenschaftliche Karrieren in Deutschland