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Kontakt
Dr. Stephanie Siewert
Programmleiterin
Communication Lab
Alexander von Humboldt-Stiftung
Berlin-Büro
Markgrafenstr. 37
10117 Berlin
Deutschland
Science Communication?
Barcamp, Science Slam, Pecha Kucha, Meet the Scientist – die Möglichkeiten der Wissenschaftskommunikation sind vielfältig. Neben dem klassischen Wissenschaftsjournalismus macht die steigende Zahl an unterschiedlichen Formaten Forschung zusehends präsenter, greifbarer und zugleich sehr unterhaltsam. In Form von Podcasts oder TED Talks und via Social Media findet Wissenschaft ihren Weg in unseren Alltag. Doch was macht ein gutes Format aus? Welche Art von Kommunikation verlangen unterschiedliche Medienkulturen? Wie steht es um die Beziehung von Wissenschaftsjournalismus und Forschung? Diesen und vielen anderen Fragestellungen ging die International Summer School zum Thema „Communicating Science“ vom 2. bis 6. August 2021 in Berlin auf den Grund.
Ziele, Zielgruppen und Inhalte
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft richtet sich die interdisziplinäre Veranstaltung an Promovierende und Postdocs*, die derzeit und zum Zeitpunkt der Summer School an einer europäischen Hochschule oder Forschungsinstitution promovieren und/oder forschen - unabhängig von Herkunft und Nationalität der Nachwuchswissenschaftler*innen. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. (*Postdocs sollten ihre Promotion vor nicht mehr als 6 Jahren abgeschlossen haben, wobei Erziehungs- oder Krankheitszeiten etc. nicht mitzurechnen sind)
Zunächst sollen die Teilnehmer*innen einen Überblick über Rahmenbedingungen und Kommunikationskulturen erhalten und sich mit Formen und Methoden der Wissenschaftskommunikation auseinandersetzen. In interaktiven Sessions wird das erlernte Wissen praktisch vertieft, es werden Kommunikationsstrategien entwickelt und diese aus interkultureller sowie ethischer Sicht kritisch geprüft.
Im Rahmen der Summer School sollen die Nachwuchswissenschaftler*innen verschiedene Formate kennenlernen, die ihnen zur Verfügung stehen, um ihre Forschung anschaulich und unterhaltsam zu präsentieren. Schließlich ist jede Form der Wissenschaftskommunikation abhängig von individuellen Vorlieben, Stärken und Interessen.
Darüber hinaus steht auch die Bedeutung strategischer Kommunikation mit unterschiedlichen Stakeholdern im Fokus. Spannende Keynotes von Expert*innen sowie Praktiker*innen aus der Wissenschaftskommunikation sorgen für neue Erkenntnisse. Anschließende Diskussionsrunden bieten reichlich Raum für Fragen und Networking. Öffentliche Abendveranstaltungen laden dazu ein, verschiedene Formate live zu erleben.
Auf Basis der gesammelten Erkenntnisse und Fähigkeiten formulieren die Teilnehmer*innen abschließend gemeinsame Impulse, die zur Stärkung der Wissenschaftskommunikation in ganz Europa dienen und deren Sichtbarkeit kontinuierlich erhöhen sollen.
Ergebnisse der Summer School
Am 6. August 2021 haben die Teilnehmenden der Summer School „Communicating Science“ den ersten Entwurf ihrer gemeinsamen Empfehlungen zur Zukunft der Wissenschaftskommunikation an Dr. Clemens Escher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung übergeben. Das Impulspapier soll Anstoß für weitere Debatten innerhalb der Wissenschaft liefern.
Die Nachwuchswissenschaftler*innen fordern unter anderem adäquate Förderung, bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und mehr Diversität und Interdisziplinarität im Bereich Wissenschaftskommunikation.
Stimmen der Teilnehmenden
Summer School Diary
Was passierte während der Summer School „Communicating Science“ in Berlin? Im Tagebuch erfahren Sie alles über die spannenden Themen und die Erfahrungen der Teilnehmenden.
Aus der Ferne klingt es wie ein Bienenstock, aber wenn man näher kommt, sind es 50 junge Forscher*innen, die gerade ihren fünftägigen Workshop über Wissenschaftskommunikation in Berlin begonnen haben. Es fühlt sich an wie eine dieser „erstmaligen“ Erfahrungen. Nach Monaten der virtuellen Müdigkeit ist da ein Gegenüber aus Fleisch und Blut, und die positive Energie beginnt den ganzen Raum zu erfüllen.* Die persönliche Begegnung ist belebend und inspirierend. Auf die Frage, was sie erreichen wollen, formulieren die Teilnehmer*innen hohe Erwartungen: „Wie kann man Menschen erreichen, die sich nicht für Wissenschaft interessieren?“
Das ist die 100-Dollar-Frage für jeden Forschenden und jede(n) Kommunikator*in da draußen, und die Teilnehmer*innen wollen dieser Frage auf den Grund gehen. Doch damit verbunden ist eine weitere Frage: „Sind Forscher*innen für die Wissenschaftskommunikation verantwortlich? Ist es ihre Aufgabe, ihre Ergebnisse zu kommunizieren?“ Ja und nein – die Diskussionen darüber haben gerade erst begonnen. Doch wenn man sich den „Wunschbaum“ der Teilnehmer ansieht, gibt es vielleicht noch andere Ziele, die in fünf Tagen leichter zu erreichen sind: „die anfängliche Nervosität zu überwinden“ und „das Selbstvertrauen zu stärken“. Und das ist wirklich ein guter Ausgangspunkt, ein erster Schritt auf dem Weg zu einem/einer guten Wissenschaftskommunikator*in. Daran werden wir in den nächsten Tagen arbeiten.
*Alle Teilnehmer*innen der Summer School sind auf Covid-19 getestet oder haben einen Impfnachweis.
Der erste Tag endete mit einem Krimi, einem Gedicht aus der Perspektive einer Plastiktüte, einem lyrischen Blick auf den wissenschaftlichen Wert von Abwasser, einem Mini-Workshop zum Bau eines Teleskops und vielen weiteren spannenden Themen. Die Vielfalt der Disziplinen und Perspektiven, die in der Sommerschule zusammengetragen wurden, ist beeindruckend, und die Teilnehmer*innen haben großartige Ideen, wie sie ihre Forschung auf verschiedenen Wegen präsentieren können. Einige haben bereits ihre eigenen interdisziplinären Netzwerke zur Förderung der Wissenschaft in der Gesellschaft gegründet, wie @Sci_Comm_Ladies oder @sciencebasement.
Der zweite Tag der Sommerschule knüpft an erste Überlegungen zu effektiven Kommunikationsstrategien an und beleuchtet verschiedene Möglichkeiten: von digitalen Tools bis hin zu partizipativen Formaten. Und ein Thema ist in allen diskutierten Aspekten präsent: die Vielfalt in der Wissenschaftskommunikation. Wie können Wissenschaftler*innen ihr eigenes Bewusstsein für Vielfalt schärfen und auf die unterschiedlichen sozialen und kulturellen Realitäten und Bedürfnisse ihres Publikums eingehen? Aber auch: Wie kann die Wissenschaft selbst vielfältiger werden? Die Hauptrednerin Jess Wade vom Imperial College London ist Expertin für chirale Systeme und engagiert sich für mehr Vielfalt in der Wissenschaft. Die Studien zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Vielfalt in der Wissenschaft zeigen, dass es noch viel zu tun gibt. Wade ermutigt die Teilnehmer*innen, aktiv zu werden und die Wissenschaftskommunikation zu nutzen, um die Gleichstellung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft voranzubringen: „Ihr habt die Macht, Ihr habt die Möglichkeit, jemand anderen zu ermächtigen“. Und wie lässt sich dies erreichen? Wade empfiehlt: „Denkt effektiv und kreativ über Wissenschaftskommunikation nach!“
Bereits der dritte Tag der Sommerschule „Wissenschaft kommunizieren“! Heute erhielten die Teilnehmer*innen nützliche Tipps von Philipp Schrögel (Universität Heidelberg) und Josef Zens (GFZ Potsdam), wie sie ihre individuellen Kommunikationsstrategien entwickeln können: Was sind ihre Ziele und wen wollen sie erreichen? In einem nächsten Schritt wurden diese Ziele auf den Prüfstand gestellt. Es war Zeit für praktische Übungen zur Kommunikation in den sozialen Medien (Rebecca Winkels, WiD) und zum Thema Videoproduktion (Johanna Barnbeck).
Und wieder wurden die Forscher*innen daran erinnert, an ihr Publikum zu denken. Aber wer ist diese „allgemeine Öffentlichkeit“, mit der sie kommunizieren sollen? Es ist sehr wichtig, die Zielgruppe, die man ansprechen möchte, möglichst genau zu definieren und die Instrumente entsprechend auszuwählen. Die Hauptrednerin Sieglinde Gruber (ehemalige Generaldirektion für Forschung und Innovation, Europäische Kommission) ging auf die Frage ein, wie man die Öffentlichkeit aus der Sicht der Europäischen Kommission einbinden kann und konzentrierte sich dabei auf Citizen-Science-Projekte, bei denen sich Laien an wissenschaftlichen Projekten beteiligen und selbst zu Forscher*innen werden.
Ausgestattet mit theoretischem und praktischem Wissen gingen die Teilnehmer*innen in das erste Brainstorming zu ihrer gemeinsamen Erklärung über gute Wissenschaftskommunikation.
Und wenn wir schon dabei sind das Publikum kennenzulernen: Der Tag endet mit einer öffentlichen Fishbowl-Diskussion über die Rolle des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Wissenschaftskommunikation im SO36 in Berlin. Wir freuen uns auf eine lebhafte Debatte. Mehr dazu morgen früh.
Fishbowl-Diskussion
In der Wissenschaftskommunikation sollte es um die Forschung und den Forschenden gehen – das war eine der Botschaften aus der gestrigen Fishbowl-Diskussion. Es geht nicht nur um die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern auch um Methoden und Prozesse, um das Leben und die Arbeit von Wissenschaftler*innen. Forschung ist harte Arbeit, und die Gesellschaft muss verstehen, wie Wissenschaftler*innen zu ihren Ergebnissen kommen. Es braucht Zeit und Ressourcen, um eine zuverlässige Quelle für die Öffentlichkeit zu sein.
Im Austausch mit Georg Scholl (Leiter Presse, Kommunikation und Marketing der Humboldt-Stiftung), Markus Weißkopf (Geschäftsführer, Wissenschaft im Dialog) und Sieglinde Gruber (ehemalige Generaldirektion für Forschung und Innovation, EU- Kommission) befassten sich die Teilnehmer*innen auch noch mit anderen wichtigen Aspekten: Wie kann man mehr Diversität in die Wissenschaft bringen? Und wie können die Geisteswissenschaften noch stärker in die Praxis der Wissenschaftskommunikation integriert werden? Junge Forscher*innen müssen befähigt werden, auf verschiedenen Ebenen in die Wissenschaftskommunikation einzusteigen. Es braucht mehr Ausbildung, Lobbyarbeit für die Wissenschaftskommunikation, bessere Finanzierung, aber auch Anerkennung und attraktive Belohnungssysteme. Die Teilnehmer*innen der Sommerschule haben viele gute Vorschläge, um die Situation für junge Forscher*innen zu verbessern, und sie sind selbst ein gutes Beispiel für kreative transdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit – etwas, das gebraucht und gefordert wird. Wir werden die Denkanstöße mit in den vierten Tag der Sommerschule nehmen.
Stühle werden beiseite gerückt, Stifte gezückt und los geht es. Auf großen Blättern finden die Ideen der Teilnehmer*innen Platz. Schnell reicht ein Papier nicht mehr aus. Die Köpfe rauchen. Tag vier der Summer School steht ganz im Zeichen der kollaborativen Arbeit. Die Nachwuchswissenschaftler*innen entwickeln in Arbeitsgruppen ihre Ideen einer praktisch orientierten und zugleich visionären Wissenschaftskommunikation. Was sind die Schwerpunkte ihrer gemeinsamen Überlegungen? Es geht um Förderung, Training, Qualitätssicherung, Interdisziplinarität, Diversität und neue kreative Formate. Und zu all diesen Aspekten finden die Teilnehmer*innen eine Menge guter Umsetzungsvorschläge. Wissenschaftskommunikation ist wichtig, und die Forscher*innen haben überzeugende Argumente, um sie zu einer der obersten Prioritäten von Fördereinrichtungen, Universitäten, Wissenschaftler*innen und der Gesellschaft insgesamt zu machen. Morgen soll der erste Draft der Empfehlungen an das Deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung übergeben werden. Ein ambitioniertes Unterfangen? Ja, aber wenn man diese Gruppe erlebt hat und das Engagement der jungen Forscher*innen, dann weiß man, alles ist möglich.
Es war eine ganz schöne Reise: Fünf Tage voller Input, Diskussionen und gemeinsamer Arbeit, praktischer Übungen und Mini-Workshops. Lange Tage für alle, aber wenn man sie mit einer so inspirierenden Gruppe verbringt, vergeht die Zeit wie im Flug. Da war viel Freude, es wurde viel gelacht. Und die Expertise, die diese Gruppe mitbrachte, war außergewöhnlich. Wie oft hat man - besonders in diesen Zeiten - die Gelegenheit, sich mit 50 jungen Forscher*innen über nationale und fachliche Grenzen hinweg über die Dos and Don'ts der Wissenschaftskommunikation auszutauschen? Die gemeinsame Erklärung ist ein Zeugnis für das Potenzial der transdisziplinären und interkulturellen Zusammenarbeit in diesem Bereich.
Die Arbeitsgruppen haben Überlegungen zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in Bezug auf Finanzierung, Ausbildung, Diversität, kreative Formate, kulturellen Wandel, Qualität und Zielsetzung sowie Interdisziplinarität angestellt. Gleichzeitig brachten sie ihre Sorgen und Forderungen für eine effektive Wissenschaftskommunikation in den jeweiligen Bereichen zum Ausdruck. Was sind die nächsten Schritte zur Verbesserung der Situation junger Forscher*innen, um ihnen die Freiheit und Flexibilität zu geben, die sie brauchen, um die Kommunikation von und für die Wissenschaft zu fördern? Auch wenn die Erklärung noch überarbeitet werden muss und einige Aspekte weiterer Diskussion bedürfen, ist die Gruppe gewillt, zu einem gemeinsamen Verständnis zu gelangen und etwas für die Gemeinschaft von Nachwuchsforscher*innen zu bewirken.
Der erste Entwurf der Erklärung wurde anschließend an Dr. Clemens Escher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung übergeben. Dieser zeigte sich beeindruckt und dankte den Teilnehmer*innen für ihr Engagement.
Wenn sie es nicht bereits sind, so werden die Teilnehmer*innen sicher zu Botschafter*innen der Wissenschaftskommunikation. Wir sind gespannt auf die vielen großartigen Projekte zur Wissenschaftskommunikation, die aus der Sommerschule hervorgehen werden.
Fotogalerie
Die International Summer School ist ein vom BMBF gefördertes und von der Alexander von Humboldt-Stiftung und Wissenschaft im Dialog durchgeführtes Projekt.