Stimmen der Teilnehmenden

Was treibt junge Wissenschaftler*innen an, mit der Öffentlichkeit kommunizieren zu wollen? Was erhoffen sie sich von der Summer School „Communicating Science“? An dieser Stelle berichten Humboldtianer*innen von ihrer Forschung und ihren Zielen für den gemeinsamen Workshop.

Internationale Summer School „Communicating Science“ Wissenschaftskommunikation kompakt und intensiv vom 2. bis 6. August 2021 in Berlin: Eine interdisziplinäre Veranstaltung für Nachwuchsforschende aus ganz Europa. 

Dr. Amadeo Gandolfo

Amadeo Gandolfo wurde in Argentinien geboren und ist derzeit Humboldt-Forschungsstipendiat am Lateinamerika-Institut (LAI) der Freien Universität Berlin. Er studierte Geschichte an der National University of Tucumán, Argentinien und promovierte in Sozialwissenschaften an der Universität Buenos Aires, wo er 2016 Assistant Professor wurde. Zusammen mit Pablo Turnes gab er „Revista Kamandi“ heraus, ein Magazin zur Comic-Kritik (www.revistakamandi.com). Er hat in Buenos Aires mehrere Comic-Ausstellungen kuratiert. Sein Spezialgebiet sind Comics, grafischer Humor und politische Karikatur in der Lateinamerikanischen Massenkultur. Er arbeitet auch journalistisch, hält Vorträge und kuratiert Comic-Ausstellungen.

Portrait Amadeo Gandolfo
Amadeo Gandolfo

Humboldt-Stiftung: Herr Gandolfo, was können wir von Comics in der Lateinamerikanischen Kultur lernen und warum ist es wichtig, Ihre Forschung einem breiteren Publikum zu kommunizieren?

Amadeo Gandolfo: Von Comics können wir vieles lernen: über die Arbeit in der Kreativindustrie, über Kunst und soziale Repräsentationen. Was Lateinamerika betrifft, glaube ich, dass die Schnittmenge zwischen unserer Geschichte und dieser Kunstform idiosynkratische Stile, Themen und Autoren hervorgebracht hat, die sich mit den politischen und sozialen Unruhen auseinandersetzen, die unser Kontinent erlebt hat. Und zeitgenössische lateinamerikanische Comics sind ein Lehrstück im Hinblick auf Lebendigkeit und Vielfalt im Angesicht von Widrigkeiten: Sehr viele Künstler*innen schaffen anspruchsvolle und schöne Comics, ohne finanzielle Sicherheit zu haben.

Es ist wichtig, meine Forschung zu kommunizieren, weil aus vielen Gründen Comics geringer geschätzt werden und auch weniger zugänglich sind als andere Kunstformen. Ich glaube daran, dass es für jeden Menschen den idealen Comic gibt – man muss ihn nur finden.

Wie planen Sie die Erkenntnisse aus der Summer School “Communicating Science” zu nutzen?

Ich will die Erkenntnisse aus der Summer School „Communicating Science“ nutzen, um meine eigene Forschung besser vermitteln zu können, aber auch die Kunstform, die mir am Herzen liegt. Ich möchte lernen, wie ich soziale Netzwerke besser nutzen kann, um ein unterhaltsamerer und umsichtigerer Kommunikator zu werden. Diese Fähigkeiten will ich in meinen neuen Projekten anwenden, die dann hoffentlich ein größeres und vielfältigeres Publikum erreichen. Denn für mich ist Forschen nur die halbe Miete und wer auf seinem Wissen sitzt, ohne es zu teilen, ist wie Smaug, der auf einem Berg von Gold sitzt.

Amadeo Gandolfo – Internationale Summer School „Communicating Science“ (Bewerbungsvideo)

Dr. Flavio Baccari

Flavio Baccari, geboren in Italien, ist derzeit Humboldt-Forschungsstipendiat am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching. Er studierte Theoretische Physik in Rom und promovierte in Barcelona. Forschungsaufenthalte führten ihn außerdem nach Wien und Basel. Seine Spezialgebiete sind Quanteninformation und Quanten-Computing. Er ist Administrator der Instagram-Seite „Computer di Schrödinger“, die Quantenmechanik und Quanteninformation für ein breiteres Publikum erklärt.

Portrait Flavio Baccari
Flavio Baccari

Humboldt-Stiftung: Herr Baccari, was sollten wir über Quantencomputer wissen und welche Aspekte Ihrer Forschung möchten Sie gerne einer breiteren Öffentlichkeit vermitteln?

Flavio Baccari: Quantencomputer sind Geräte, die Berechnungen auf eine völlig andere Weise durchführen als gewöhnliche Computer. Sie kodieren Informationen in Quantenteilchen und versuchen, die paradoxen Eigenschaften der Quantenphysik auszunutzen, um Probleme zu lösen, die kein normaler Computer in angemessener Zeit lösen kann. Die Technologie für einen perfekt funktionierenden Quantencomputer zu entwickeln ist eine große Herausforderung, aber das Feld schreitet schneller voran als erwartet. Inzwischen existieren einige kleine und unvollkommene Prototypen von Quantencomputern. Meine Forschung konzentriert sich darauf, Anwendungen für sie zu finden. Ich glaube, dies ist eine der spannendsten und zugleich verwirrendsten Herausforderungen unserer Zeit: Wir haben völlig neue Rechenleistungen zur Verfügung und sind immer noch dabei herauszufinden, welche Aspekte unseres Lebens sie für immer revolutionieren werden. Dieser Zwiespalt der Gefühle ist in Hinblick auf meine Forschung der wichtigste Punkt, den ich kommunizieren will.

Wie planen Sie die Erkenntnisse aus der Summer School “Communicating Science” zu nutzen?

Quantencomputer erregen derzeit große Aufmerksamkeit in der Industrie und im öffentlichen Sektor sowie bei privaten Investoren. Viele Unternehmen und Start-Ups behaupten, dass die Technologie so weit sei, von Verbraucher*innen genutzt zu werden. Gleichzeitig stimmen die Versprechungen dieser Unternehmen oft nicht mit den realistischen Erwartungen der Forscher*innen überein. Ich denke, dass eine solche Situation viele Herausforderungen für Wissenschaftskommunikator*innen im Bereich des Quantencomputing mit sich bringt. Ich hoffe, die bei der Summer School erworbenen Fähigkeiten nutzen zu können, um die faszinierenden Eigenschaften und Verheißungen von Quantencomputern einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und gleichzeitig die Unsicherheit und Komplexität eines sich noch entwickelnden Forschungsfeldes zu verdeutlichen.

Flavio Baccari – International Summer School „Communicating Science“ (Bewerbungsvideo)