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Professor Dr. Frank Trentmann von der University of London, Vereinigtes Königreich, kooperiert als Humboldt-Forschungspreisträger mit der Universität Konstanz.
Jahrelang recherchierte Trentmann zur Geschichte des Konsums für sein Buch „Herrschaft der Dinge“. Politisch wurde es demnach schon Ende des 19. Jahrhunderts. Die Bürger identifizierten sich als Konsumenten; entdeckten, dass sie den Markt beeinflussen können und Verantwortung für das Gemeinwohl tragen. „In den Städten Europas und Amerikas schlossen sich Bürger zu Käuferligen und Konsumvereinen zusammen und starteten Kampagnen“, sagt er. „Ihr Motto: Leben ist Kaufen, Kaufen ist Macht, und Macht ist Pflicht.“ Man führte etwa schwarze Listen von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter ausbeuteten. In den 1970er Jahren setzte sich dann aber der Gedanke durch, Markt und Wettbewerb seien die besten Garanten des Konsumenteninteresses – nicht organisierte Verbraucherräte. Allerdings hatten die Konsumenten bis dahin vor allem heimische Produzenten im Blick; die Zustände in fernen Ländern weckten erst seither das Interesse. Auch wenn Konsumenten heute ihre Macht wiederentdecken: „Sie ist begrenzt“, sagt Trentmann. „Politik und Firmen haben auch Macht. Nur wenn sie mitziehen, das Thema Konsum mehr in die Bildung einfließt, finanzielle Anreize und neue Strukturen für einen anderen Lebensstil geschaffen werden, gelingt die Wende zur nachhaltigen Konsumgesellschaft.“
aus Humboldt Kosmos 109/2018