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HINTERGRUND
Bei der Online-Befragung am Ende ihres im Durchschnitt eineinhalb Jahre dauernden Forschungsaufenthalts bewerten die Geförderten der Stiftung unterschiedliche Aspekte auf vorgegebenen Skalen und haben die Möglichkeit, freie Kommentare abzugeben. Alle Antworten wurden anonymisiert ausgewertet, die Kommentare mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse. Mehr als 94 Prozent der Geförderten nahmen an der Befragung teil. Die Ergebnisse spiegeln damit ein umfassendes und repräsentatives Bild, welches sich die Stipendiat*innen der Stiftung von Deutschland machen.
Wie offen und tolerant begegnen die Deutschen Gastforschenden aus dem Ausland? Wie fortschrittlich ist man hierzulande, wie bürokratisch, wie gastfreundlich? Wie gut sind die Labore ausgestattet und die Bibliotheken? Wie steht es um Arbeitszeiten, Kinderbetreuung oder die Karrierechancen für den wissenschaftlichen Nachwuchs?
Die Humboldt-Stiftung hat das Feedback von mehr als 1.800 Stipendiat*innen aus 119 Ländern ausgewertet, die von August 2018 bis Mai 2022 an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen zu Gast waren. Die Befragung zeigt, wie Deutschland im Vergleich zum eigenen Herkunftsland abschneidet.
Forschung und Finanzierung top
Als Wissenschaftsstandort bekommt Deutschland hierbei ausnahmslos gute Noten im Vergleich mit den Herkunftsländern. Auf einer Skala von null bis zehn gibt es Topbewertungen in puncto Infrastruktur, Qualität der Forschung, Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte, Internationalität und Kinderbetreuung. Die Ergebnisse unterscheiden sich jedoch je nach Herkunftsregion. So bewerten etwa die Geförderten aus Asien die Qualität der Forschung besser als jene aus Nordamerika. Dennoch zeigt die Auswertung, dass Deutschland auf diesen Feldern positiv abschneidet, gleichgültig mit welchem Land es verglichen wird.
Immer noch positiv, aber schwächer sind die Bewertungen zu Dual-Career-Angeboten, Nachwuchsförderung und beruflichen Perspektiven.
Nach ihren Assoziationen zu Deutschland auf einer Skala von minus bis plus fünf befragt, erschien Deutschland als sehr wissenschaftsfreundlich, demokratisch, geschlechtergleichberechtigt, gastfreundlich und tolerant. In puncto Humor und Offenheit waren die Rückmeldungen weniger positiv.
Den einzigen negativen Wert gibt es für die Bürokratie. Allein Stipendiat*innen aus Asien kommt Deutschland eher unbürokratisch vor. Am schlechtesten bewerten Geförderte aus Nordamerika diese Eigenschaft. Gegenüber der letzten Befragung aus den Jahren 2012 bis Mitte 2018 hat sich dieser Wert nochmal um 0,6 Punkte verschlechtert.
Auch in den freien Kommentaren wird die Bürokratie häufig kritisiert (27 Prozent), gefolgt von Sprachbarrieren (26 Prozent). Individuelle Hinweise auf Diskriminierung und Rassismus machen sechs Prozent der Gesamtkommentare aus. Besonders oft berichten hiervon Geförderte aus der Region Subsahara-Afrika (10 Prozent der Befragten dieser Region), am seltensten Geförderte aus europäischen Ländern (4 Prozent).