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Das Henriette Herz-Scouting-Programm der Humboldt-Stiftung ermöglicht es Forschungspersönlichkeiten in Deutschland, in Eigenverantwortung bis zu drei exzellente Postdocs aus dem Ausland für ihr Team auszuwählen. Im Auswahlverfahren konnte sich nun Radioastronom Anton Zensus durchsetzen. Der Humboldt-Forschungspreisträger ist Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und international als einer der führenden Köpfe und Mitbegründer des Radioteleskop-Netzwerks Event Horizon Telescope (EHT) bekannt. Der Netzwerkverbund ermöglichte jüngst die zweite bahnbrechende Fotografie eines Schwarzen Lochs. Der Star der deutschen Radioastronomie über seine Pläne als Scout.
Humboldt-Stiftung: Herr Professor Zensus, was bewog sie, sich im Henriette Herz-Scouting-Programm als Scout zu bewerben?
Anton Zensus: Allein das Wort „Scout“ klingt für mich reizvoll: nach Abenteuer und unerforschtem Terrain. Für mich eine Einladung und Aufforderung, auch unkonventionelle Wege zu gehen, um Talente ausfindig zu machen. Dass das Ganze mit einem Minimum an Bürokratie vonstattengeht, macht das Programm umso reizvoller.
Das Programm zielt darauf, die Diversität des Netzwerkes zu erhöhen: Wie wollen Sie als Scout dazu beitragen?
Indem ich eben nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ anspreche, sondern bislang unerkannte Talente ausfindig mache. Solche, die sich bislang noch nicht getraut haben, sich an Eliteuniverstäten oder Forschungsinstituten zu bewerben. Da haben wir in unserem Radioastronomie-Netzwerk eine Anzahl von institutionellen Partnern, die vielleicht weniger sichtbar sind, aber doch hervorragende Wissenschaft betreiben. Dorthin will ich vor allem meine Fühler ausstrecken.
Gerade ging eine zweite sensationelle Fotografie eines Schwarzen Lochs um die Welt, die ohne internationale Zusammenarbeit undenkbar gewesen wäre. Sie arbeiten per se in einem diversen Netzwerk. Aber warum sollte auch in der Radioastronomie der Frauenanteil größer werden?
Ganz so divers, wie Sie es schildern, sind wir auch in unserem Netzwerk leider noch nicht. Noch gibt es zu wenige Frauen, gerade in Leitungsfunktionen. Das hat seine Gründe, nicht nur in den allseits beschworenen etablierten Netzwerken. In Deutschland kann man mit einer festen Anstellung in der Wissenschaft oft erst rechnen, wenn die Familienplanung bereits in trockenen Tüchern ist. Das trifft Frauen mehr als Männer.
Ich habe mir vorgenommen, mindestens zwei Frauen für das Stipendium vorzuschlagen. Ich bin zuversichtlich, dass ich damit auch einen Beitrag leisten kann, unsere Chancen im harten internationalen Wettbewerb um die besten Frauen für spätere Leitungsrollen in der Grundlagenforschung in Deutschland zu verbessern. Das ist mir auch wichtig, weil wir sie als Top-Forscherinnen und auch als Rollenmodelle für Schülerinnen und Studentinnen in Deutschland brauchen, die eine Karriere in der Forschung für sich in Betracht ziehen.
Wissen Sie schon, wen Sie ansprechen werden? Wie gehen Sie vor?
Wen ich ansprechen werde, weiß ich in der Tat noch nicht. Das gehört zum Abenteuer Scouting. Ich will mir die Zeit nehmen und unsere Partnerinstitute besuchen und mit den jungen Leuten selbst sprechen. Auf Konferenzen will ich mir die Talente anhören und zu unseren Gruppenseminaren einladen. Gerne auch persönlich. Denn sie müssen ja wissen, was sie bei uns am Max-Planck-Institut erwartet.