Seit 1953 bringt die Humboldt-Stiftung die besten Forschenden aus aller Welt nach Deutschland. Damit ist die Stiftung ein Katalysator für Fortschritt und Verständigung. Unsere Geförderten stellen sich den globalen Herausforderungen – sie verfolgen ihre Ideen und produzieren wertvolles Wissen. Über 30.000 Forschende des Humboldt-Netzwerks schlagen Brücken, leisten Pionierarbeit, gestalten das Morgen. Einige von ihnen lernen Sie hier kennen. Menschen, die den Unterschied machen.
Pandemien der Zukunft bekämpfen: Forschungshubs in Afrika
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt Covid-19 weiterhin eine weltweite Bedrohung dar. Neben der Gefahr neuer Varianten, steigt auch die Wahrscheinlichkeit weiterer Pandemien, die häufig durch Zoonosen verursacht werden. Nicht zuletzt der Eingriff des Menschen in Ökosysteme, die Effekte von Massentierhaltung und der globale Wildtierhandel befördern die Übertragung von Krankheiten vom Tier auf den Menschen und somit auch die Entstehung von neuen Infektionskrankheiten. Die Forschung zu den Coronavirus-Impfstoffen hat gezeigt, dass die Wissenschaft eine zentrale Rolle in der Bekämpfung von Pandemien einnimmt.
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Mit sechs Humboldt-Forschungshubs in fünf afrikanischen Ländern fördert die Humboldt-Stiftung wissenschaftliche Projekte, die zur Bewältigung von heutigen und zukünftigen Pandemien beitragen und zugleich die deutsch-afrikanischen Forschungskooperationen stärken. Die Forschungszentren sind breit aufgestellt. Sie untersuchen unter anderem die Rolle sozialer Faktoren in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten, die Möglichkeiten der Eindämmung von Covid-19, die Auswirkungen des Coronavirus auf Co-Infektionen wie Malaria, HIV und Tuberkulose sowie das Aufkommen endemischer und neuer arboviraler Bedrohungen.
Die Forschungshubs in Afrika seien ein wichtiges Instrument der Nachwuchsförderung, um Brain Drain in den Regionen zu vermeiden und junge Führungskräfte im Land zu halten, so die Georg Forster-Forschungspreisträgerin Francine Ntoumi. Sie leitet das Humboldt-Forschungshub in Brazzaville, Republik Kongo. 48 Nachwuchswissenschaftler*innen, davon 22 Frauen, sind derzeit an den sechs Forschungszentren tätig. Das Ziel: mehr Perspektiven und Weiterbildungsmöglichkeiten für junge Forschende schaffen.
Besonders die Anwerbung von Frauen für die Forschung soll weiter intensiviert werden. Dies beginne schon an den Schulen und in der kulturellen Bildung, so Ntoumi: „In vielen Ländern ist es notwendig, schon in einem viel früheren Alter einen Mentalitätswandel herbeizuführen. Deshalb gehen wir in die Schulen, um das Bewusstsein zu schärfen und die Stereotype in den Köpfen der Mädchen zu verändern, damit sie sehen, dass es für Frauen etwas sehr Positives ist, Wissenschaftlerin zu werden. Das wird auch der Wissenschaft im Allgemeinen helfen. Aber wir brauchen auch wissenschaftliche Führungsprogramme, damit die Frauen bestimmte Fähigkeiten erlernen können, um ihre Karriere voranzutreiben .“
Steffen Borrmann, Professor am Institut für Tropenmedizin am Universitätsklinikum Tübingen und deutscher Kooperationspartner von Francine Ntoumi plädierte für vereinfachte Förderverfahren und mehr Sensibilität hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie: „Wenn für höhere Positionen weniger Überstunden erforderlich wären, könnte dies auch mehr Frauen in die Wissenschaft locken.“
Zugleich stellt die Förderung durch die Humboldt-Stiftung sicher, dass Forschende überhaupt arbeiten können. James Olukayode Olopade, Leiter des Humboldt-Forschungshubs in Ibadan, Nigeria, betonte, dass häufige Stromausfälle den Alltag von Forscher*innen in Nigeria und vielen anderen afrikanischen Ländern erheblich beeinträchtigen. In Ibadan wurde diese Herausforderung gelöst, indem die Fördergelder für die Installation von zwei solarbetriebenen Wechselrichtern genutzt wurden. Dies ist eine wichtige Infrastruktur für die Kühlkettenlagerung von Proben im Hub und hilft anderen Forschenden an der Universität, die Hilfe bei der kurzfristigen Kühllagerung benötigen. Es sei aber auch die innerafrikanische Zusammenarbeit, die neue Wege aufzeige und zur Bündelung von Expertisen beitrage, so Olopade.
Die afrikanischen Leitungen und deutschen Kooperationspartner der Humboldt-Forschungshubs kamen daher im Juni 2023 in Berlin zusammen und tauschten sich über ihre Erfahrungen und zukünftige Kooperationen aus. Neben den lokalen Herausforderungen an den einzelnen Forschungshubs, ging es um Süd-Süd-Kooperationen sowie eine gezielte Nachwuchs- und insbesondere Frauenförderung. Darüber hinaus wurden Ideen für eine gemeinsame Netzwerkkonferenz aller sechs Humboldt-Forschungshubs in Afrika gesammelt.
Derzeit ist keine neue Ausschreibung von Humboldt-Forschungshubs möglich. Eine Weiterfinanzierung des Programms wird angestrebt.
Forschungshubs in Afrika
Ein Humboldt-Forschungshub ermöglicht es Alumni der Humboldt-Stiftung, die an afrikanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen in wissenschaftlichen Leitungspositionen tätig sind, langfristige Forschungskonzepte mit besonderer Relevanz für die Bewältigung von Pandemien durchzuführen. Die Alumni und Alumnae wählen hierzu Kooperationspartner*innen in Deutschland aus. Möglich ist zudem die Einbindung einer*eines weiteren in wissenschaftlicher Leitungsposition tätigen Kooperationspartners*in in einem afrikanischen Land. Die Alumni sollen als Leiter*innen von Humboldt-Forschungshubs erfolgreiche internationale Kooperationen gestalten und zur Durchführung ihrer Forschungskonzepte an Partnerinstitute in Deutschland eingeladen werden. In die wechselseitigen Austauschaktivitäten sollen auch Nachwuchsforschende als potenzielle Antragstellende für ein Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung integriert werden. Weitere Informationen zu den bestehenden Forschungshubs finden Sie hier.