„Mit meiner Forschung will ich aufzeigen, welchen direkten Einfluss der Mensch auf die Artenvielfalt von Ameisen hat“, so Marion, die sich schon für ihre Promotion mit den Auswirkungen von Klimawandel und Urbanisierung auseinandersetzte. „Damals habe ich viel Zeit auf den Mittelinseln der Kreisverkehre in Lyon und Umgebung verbracht. Inmitten von Motorenlärm sammelte ich Nester der Rasenameise, um den genetischen Austausch innerhalb dieser Art zu untersuchen.“
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Frühe Begeisterung für die Natur
Dass sie Ökologin werden will, wusste Marion schon als Kind. „Ich komme aus einer Familie begeisterter Naturforscher. Mein Vater war Ornithologe, mein Onkel war Ökologie-Professor. Als ich klein war, verbrachten wir viel Zeit an Seen und hielten Ausschau nach Wasservögeln.“ Später machte sie Bildungsarbeit, erklärte Kindern und Erwachsenen, wie man die Umwelt schützt. Ein Motiv, dass sie bis heute antreibt.
Als ihr Mann, der auch Ökologe ist, eine Stelle in einem bayerischen Nationalpark antrat, bewarb sich Marion für das Humboldt-Stipendium und kontaktierte ihren jetzigen Host. „Das Humboldt-Forschungsstipendium wurde mir als das beste in Deutschland empfohlen, also bewarb ich mich. Mit Jürgen Heinze, einem der bedeutendsten Verhaltens- und Evolutionsbiologen Europas zu arbeiten ist wissenschaftlich und menschlich bereichernd.“
Unterstützung für Forschung und Familie
Kurz nach Beginn ihres Forschungsaufenthaltes wurde Marion 2021 überraschend schwanger. Was ihr sofort klar war: „Ich will aus tiefstem Herzen Mutter und Forscherin sein.“ Dabei unterstützten sie Heinze und ihre Kolleg*innen. „Wegen der verwendeten Chemikalien konnte ich viele Analysen nicht selbst durchführen. Doch meine Kolleg*innen ermöglichten mir, in der Schwangerschaft weiter zu forschen.“ Was ihr diese Zeit zudem wesentlich erleichterte, war die Unterstützung der Humboldt-Stiftung. „Ich konnte Elternzeit nehmen, mein Stipendium wurde um drei Monate verlängert, ich erhielt eine monatliche Familien-Förderzulage und als ich mich um die weitere einjährige Verlängerung meines Stipendiums bewarb, erhielt ich sie. Das war sehr entlastend“, so Marion. Insbesondere im ersten Jahr, als es noch keinen Kita-Platz gab und ihr Sohn, der Epilepsie und Asthma hat, medikamentös eingestellt wurde.
Gleiche Möglichkeiten für alle
Inzwischen pendelt Marion dreimal in der Woche von ihrem Wohnort ins 120 Kilometer entfernte Labor, an zwei Tagen arbeitet sie im Homeoffice. „Dass Mutterschaft und Forschung nun gleichermaßen zu meinem Leben gehören, macht mich sehr froh. Ich hatte Angst, dass das unmöglich sein würde.“ In ihrem Umfeld erlebt sie Frauen, die die Wissenschaft verlassen, um eine Familie zu gründen oder sich gegen eine Familie entscheiden, um in der Forschung zu bleiben. „Es sollte einfacher werden, Mutter und Wissenschaftlerin zu sein.“ Ein Anfang wären laut Marion unbefristete Verträge. „Die Forschungsbedingungen in Deutschland sind exzellent. Alle PostDocs, die ich kenne, würden gern für immer hier arbeiten, wenn es nicht geradezu unmöglich wäre, eine feste Stelle zu bekommen. Ich kenne keine einzige Frau, die einen unbefristeten Vertrag hat.“ Das ist auch der Grund, warum Marion zurück nach Frankreich gehen wird.
Ginge es nach ihr, gäbe es nur noch anonymisierte Bewerbungsverfahren. Dann hätten mehr Frauen unbefristete Verträge und alle die gleichen Chancen, glaubt Marion. „Ich bin sicher, dann wäre die Wissenschaft voll von Menschen aller Geschlechter und Nationalitäten und von Menschen mit Behinderung. Jedem Menschen sollten alle Möglichkeiten offenstehen.“
Autorin: Esther Sambale