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Global Health – Warum Kommunikation der Schlüssel ist

Wie steht es um die Kommunikation von globalen Gesundheitsthemen? Wo bedarf es mehr Ressourcen, aber auch der strategischen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Medien? Dies diskutierten Forschende und Journalist*innen beim World Health Summit 2024.

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Eine 3D Erde mit einem Stethoskop
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Im Rahmen des World Health Summit 2024 haben sich am 10. Oktober Global-Health-Expert*innen aus dem Humboldt-Netzwerk mit Wissenschaftler*innen und Journalist*innen aus Berlin über blinde Flecken in der Gesundheitskommunikation und effektive Kooperationswege zwischen Wissenschaft und Medien ausgetauscht. Mit dabei waren Forschende und Studierenden aus dem Fachbereich Global Health der Charité Universitätsmedizin, der Akkon Hochschule (Global Health Seminar), des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie sowie Vertreter*innen der Deutschen Welle Ressort Wissenschaft und des Tagesspiegel Background Gesundheit und E-Health.

Der Präsident des World Health Summit, Prof. Dr. Axel Radlach Pries, hielt das Grußwort und mahnte: „Gesundheit ist ein enormer wirtschaftlicher Motor, Gesundheit ist auch ein außenpolitisches Thema und dennoch schenken wir der strategischen Seite der globalen Gesundheitskommunikation nicht genug Aufmerksamkeit. Dabei kann Kommunikation die Dinge erheblich verändern“. Pries sprach auch das Problem der konkurrierenden Expert*innen-Stimmen und die Rolle von Desinformation an.

In der gegenwärtigen Infodemie, aber auch angesichts der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten in der Welt, stellt die Gesundheitskompetenz eine zunehmende Herausforderung dar. Wie können wir also mehr Sichtbarkeit für Expert*innen aus verschiedenen Bereichen der Gesundheitsversorgung schaffen? Wie können wir die Forschung zugänglicher und offener für Fragen machen, die mit dem Leben der Menschen verbunden sind? Wie beeinflusst der lokale Kontext die Wahl und Nutzung geeigneter Kanäle und Sprachen, um das Bewusstsein für Gesundheitsthemen zu schärfen? Zentrale Ergebnisse des Workshops:

Strategische Kommunikation

  • Es braucht verbindliche Leitlinien und international geltende Umsetzungsmaßnahmen zum Thema „Global Health Communication“. 
  • Globale Gesundheitskommunikation muss die unterschiedlichen Zugangsbedingungen zu Gesundheitsversorgung und -bildung ernst nehmen. Es bedarf einer inklusiven Bottom-up-Kommunikation, die verschiedene Diversitätsaspekte mit bedenkt. 
  • Die Erfahrungen aus der Kommunikation während der Corona-Pandemie müssen stärker in die gemeinschaftliche Bewältigung zukünftiger Gesundheitskrisen einbezogen werden. 
  • Es bedarf schnellerer und direkterer Zugänge und Kommunikationswege zwischen Gesundheitsexpert*innen und den verschiedenen Öffentlichkeiten.
Afrikanische Gesundheitsarbeiterin spricht mit einer Frau. Im Hintergrund eine Lehmhütte
„Es geht nicht nur darum, was wir kommunizieren, sondern eher für wen wir kommunizieren.“
Dan Bromberg, Humboldt Research Fellow, Yale University / Charité Universitätsmedizin Berlin

Kontext- und adressatengebundene Kompetenzbildung 

  • Benötigt werden gezieltere Kommunikationskampagnen aber auch Ressourcen für den ländlichen Raum. 
  • Die Förderung von Gesundheitskompetenz sollte die Digitalkompetenz miteinschließen. Neue Technologien ermöglichen einen fairen und schnellen Zugang zur Gesundheitsversorgung – vor allem in infrastrukturell schwachen Gegenden der Welt. 
  • Gerade in politisch instabilen und krisengebeutelten Regionen, muss die Rolle von global agierenden Institutionen wie der WHO gestärkt werden.  
  • Die Rolle von Mediator*innen – von Sozialarbeiter*innen über Gesundheitspersonal bis hin zu Ärzt*innen und Berater*innen – sollte gestärkt werden: finanziell, personell und infrastrukturell.
„Die Art und Weise, wie in den verschiedenen Ländern der Welt über psychische Gesundheit gesprochen wird, ist sehr unterschiedlich. Wir müssen die lokalen Kulturen und das spezifische Vokabular zur Beschreibung von Symptomen verstehen, um Lösungen effektiv zu vermitteln.“
Shuyan Liu, Professorin für Global Mental Health, Gastgeberin im Humboldt-Netzwerk, Charité Universitätsmedizin Berlin

Aufgabe und Zusammenarbeit von Wissenschaft und Medien

  • Die Forschung im Bereich Globale Gesundheit sollte sich noch stärker an den Lebensrealitäten der Menschen orientieren. Sie sollte nahbar und kontextbezogen sein.  
  • Wünschenswert ist der Ausbau und die Finanzierung von Cross-Border-Reporting zum Thema Gesundheit, um die globalen Wechselwirkungen aber auch Best Practices sichtbarer zu machen. 
  • Es bedarf des regelmäßigen Austausches durch Workshops und Hospitanzen zwischen Forschenden und Journalist*innen, um die Zusammenarbeit und das Verständnis zu Methoden und Arbeitsweisen im Bereich Globale Gesundheit gezielt zu fördern. 
  • Das Wissen zu lokalen Praktiken, Werten und Einstellungen ist zentral für eine erfolgreiche Gesundheitskommunikation. Sowohl Forschung als auch Medien sollten lokale Kontexte in die Vermittlung von Gesundheitsthemen stärker integrieren. 

Darüber hinaus regten einige der Teilnehmenden an, eine digitale Plattform des gegenseitigen Lernens aufzubauen, in der neben Best Practices der Kommunikation auch Tipps im Umgang mit verschiedenen Zielgruppen geteilt werden können.

„Infektionskrankheiten machen nicht an Grenzen halt, und Kommunikation sollte es auch nicht.“
Nantke Garrelts, Tagesspiegel Background Gesundheit und E-Health

Der World Health Summit bringt jährlich Akteure aus Politik, Wissenschaft, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft aus der ganzen Welt zusammen, um die Agenda für eine gesündere Zukunft zu setzen. Er steht unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Olaf Scholz, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus. Im Jahr 2024 fand der Gipfel vom 13. bis 15. Oktober in Berlin und online unter dem Motto „Vertrauen schaffen für eine gesündere Welt“ statt.

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