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Scouting-Programm: Gezielt Expertise gewinnen

Regionale Perspektiven für die globale Islamwissenschaft. Als Scout der Humboldt-Stiftung hat Islamwissenschaftlerin Johanna Pink gezielt sprachliche und regionale Expertisen für ihr Forschungsteam gewinnen können. Hier stellt sie mit den ausgewählten Stipendiatinnen ihr Projekt vor.

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Johanna Pink
Humboldt-Scout Johanna Pink
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Wie wurde der Koran in verschiedenen Regionen übersetzt? Unter welchen historischen Umständen geschah das und welche Funktionen hatten diese Übersetzungen? Transnationale Dimensionen von Koranübersetzungen sind Gegenstand des internationalen Forschungsprojekts „The Global Qur’an“ der Islamwissenschaftlerin Johanna Pink. Ein Projekt, das durch einen Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats gefördert wird. Für ihr internationales Team an der Universität Freiburg hat Johanna Pink als Scout der Humboldt-Stiftung im Rahmen des Henriette Herz-Scouting-Programms zwei interessante Perspektiven gewinnen können. Sie konnte mit ihren Vorschlagsberechtigungen zwei Islamwissenschaftlerinnen, die Tatarin Elmira Akhmetova und die Italienerin Margherita Picchi, als Humboldt-Forschungsstipendiatinnen nach Freiburg holen. Ein perfect match für die globale Islamwissenschaft:

Humboldt-Stiftung: Frau Pink, wie konnten Sie Ihre Rolle als Scout für die globale Islamwissenschaft einsetzen?

Johanna Pink: Nur wenigen Menschen ist bewusst, wo in der Welt überall der Koran übersetzt worden ist. Vor allem in der Moderne. Meistens assoziiert man nur bestimmte Regionen mit dem Islam; die islamische Textproduktion ist aber viel diverser, als man denkt. Ich hätte mir natürlich Forschende aus klassischen Forschungs-Hochburgen in den USA oder Großbritannien suchen können. Diesen stehen aber viele Möglichkeiten offen. Das Scouting-Programm ermöglicht es, Wissenschaftlerinnen einzustellen, die sich von allein nicht bei der Humboldt-Stiftung beworben hätten, und das Netz in Ländern und Regionen zu stärken, wo bisher noch nicht viele Humboldtianer*innen tätig sind, wie zum Beispiel Malaysia, wo Frau Akhmetova zuletzt tätig war.

Das Henriette Herz-Scouting-Programm 

Frau Akhmetova, Sie arbeiten mit Quellen aus Archiven des Russischen Zarenreichs, Was genau untersuchen Sie?

Elmira Akhmetova: Unter der Herrschaft des Russischen Zarenreich und in der Sowjetunion lebten Millionen von vorwiegend muslimischen Tataren mit einer langen Geschichte. Auf der Krim, in Kleinasien, an der Wolga. Das ist bis heute so. Koran-Übersetzungen ins Russische, die oft gar nicht aus dem Arabischen Original angefertigt worden waren, gab es seit der Zeit Peter I. Ich aber werde mir in diesem Projekt anschauen, aus welchen Gründen es für die Tataren im Russischen Zarenreich ab dem 19. Jahrhundert immer wichtiger wurde, eine tatarische Übersetzung des Korans zu haben, was die Voraussetzungen dafür waren, unter welchen Grundbedingungen  und Einflüssen die Übersetzungen entstanden und wie diese den Koran auslegten. Dafür arbeite ich mit Quellen aus den Archiven des Russischen Reichs. Die Koranexegese im Russischen Zarenreich ist kaum erforscht, mein Thema passt also sehr gut zur Arbeit von Johanna Pink in Freiburg.

War Ihnen das Humboldt-Forschungsstipendium ein Begriff, bevor Frau Pink Sie ansprach?

Vom Humboldt-Forschungsstipendium hatte ich schon mal gehört. Ich hätte niemals das Selbstbewusstsein gehabt, mich zu bewerben, aber Johanna Pink ermutigte mich zur Bewerbung und nun bin ich hier und habe mein Projekt schon begonnen.

Elmira Akhmetova

Elmira Akhmetova


Frau Picchi, Sie forschen zur Auslegung des Korans in Südafrika, was genau ist Ihr Fokus?

Margherita Picchi: Ich konzentriere mich darauf, wie der Koran in einer Moschee, der Claremont Main Road Mosque, in Kapstadt ausgelegt wird, und zwar in der Endphase der Apartheit und danach. Die Predigt ist eine Form von tafsir, der Exegese des Korans. Die mündlichen Formen der Koranauslegung werden in der Forschung oft vernachlässigt. Zu meiner Überraschung stützten sich die Prediger auf eigene Übersetzungen des Koran, um die progressive Auslegung des Korans in ihrer Gemeinde zu legitimieren. In den Predigen geht es um Jihad gegen die Armut, Umweltgerechtigkeit, Solidarität, und sogar gender jihad, den Kampf für Frauenrechte und eine Neuauslegung des Korans.

War Ihnen die Humboldt-Stiftung ein Begriff?

Ich habe Johanna Pink über meine Forschungsarbeit kennengelernt, aber hatte zuvor noch nichts von den Stipendien der Humboldt-Stiftung gehört. Umso glücklicher war ich von ihr davon zu erfahren und diese Chance wahrnehmen zu können.

Margeherita Picchi

Margherita Picchi
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