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Vom 5. bis 6. November und 12. bis 13. November 2021 diskutierten die Teilnehmenden, wie Künstliche Intelligenz, Robotik und innovative digitale Technologien unser Leben verändern und zukünftig prägen könnten. In den kommenden zehn Wochen werden sie in Tandems gemeinsam best practices der Wissenschaftskommunikation entwickeln.
Das Verhältnis von Mensch und Maschine fasziniert seit jeher. Doch während transformative Technologien in der Medizin, der Industrie oder der Stadtplanung großes Potenzial haben, wird dieses noch wenig öffentlich diskutiert. Dabei braucht es eine realistische Berichterstattung zu den Anwendungsmöglichkeiten und sozialen Implikationen, um ein differenziertes Verständnis für die Interaktion von Menschen und Maschinen zu entwickeln. Journalist*innen und Forschenden kommt dabei eine besondere Mittlerrolle zu.
In seinem Grußwort zum Auftakt des vierten Communication Lab betonte Vito Cecere, Beauftragter für Außenwissenschafts-, Bildungs- und Forschungspolitik im Auswärtigen Amt, die Verantwortung von Forschung und Medien für eine aufgeklärte Gesellschaft. Zugleich sei die Informationsvermittlung kein Selbstläufer. „Wissenschaft und evidenzbasiertes Wissen sind nicht immer selbsterklärend. Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen auf effektive Weise vermittelt werden, damit sie möglichst viele Menschen erreichen“, so Cecere. Innovation sei nicht das alleinige Kriterium für einen erfolgreichen digitalen Wandel, fügte Cecere hinzu. Er unterstrich: „Wir werden nur dann Lösungen finden können, wenn wir auf die Expert*innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft hören und die internationale Zusammenarbeit in Fragen des Zugangs, der Sicherheit, der Transparenz, der sozialen Gerechtigkeit und der Teilhabe stärken. Der globale Dialog und die Kommunikation über diese Themen sind äußerst wichtig.“
In diesem Sinne argumentierte auch Iyad Rahwan, Leiter des Zentrums für Mensch und Maschine am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und Keynote-Speaker des vierten Communication Lab. Im Umgang mit neuen Technologien fordert er einen neuen sozialen Vertrag, der die ethischen Dilemmata berücksichtigt. Die Humboldtianerin Flora Salim, Professorin an der School of Computing Technologies, RMIT University Melbourne, erklärte, dass sich die KI-Forschung in den letzten Jahren verstärkt mit Fragen von Repräsentation und Gerechtigkeit – speziell in der Erhebung und Nutzung von Daten – auseinander gesetzt hat. Doch auch hier gelte es, weiterzudenken.
In den vier Tagen lernten die Teilnehmenden verschiedene Anwendungsbereiche von KI-Systemen kennen. Wie kann maschinelles Lernen dabei helfen, die Wechselwirkungen von Klimawandel und öffentlicher Gesundheit, speziell der Verbreitung von ansteckenden Krankheiten, zu verstehen und zu verhindern? Antworten darauf gab der Humboldt-Professor Joacim Rocklöv. Inwiefern können Roboter als soziale Agenten betrachtet werden? Und was passiert, wenn robotische Systeme menschenähnliche Eigenschaften annehmen und im Gesundheitsbereich eingesetzt werden? Humboldtianer Christian Becker-Asano gab Einblicke in seine aktuelle Forschung. Auch in der Stadtentwicklung spielt die Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle, von der smarten Architektur bis hin zur Vernetzung von Arbeitsräumen und nachhaltiger Mobilität, wie Elisa Rönkä, Leiterin der Abteilung Digital Market Development bei Siemens Smart Infrastructure, und der Soziologe Federico Cugurullo vom Trinity College Dublin berichteten. Im Mittelpunkt der Reflektionen stand die nachhaltige, menschenzentrierte und inklusive Nutzung von KI-Systemen.
Eine erfolgreiche Kommunikation lebt nicht zuletzt von der Wahl der Mittel. Rebecca Winkels von Wissenschaft im Dialog stellte verschiedene Formate der Wissenschaftskommunikation vor; Jens Radü vom Spiegel erarbeitete mit den Teilnehmenden Richtlinien einer effektiven Multimedia-Geschichte. Dabei ging es nicht zuletzt auch immer wieder um Fragen der Qualitätssicherung. Diese diskutierten die Teilnehmenden unter anderem mit Annegret Burkert vom Science Media Center Deutschland.
Die eingeladenen Expert*innen agierten dabei immer wieder als Brückenbauer*innen zwischen Wissenschaft und Medien. Kristian Kersting, KI-Experte an der TU Darmstadt, warnte bei der Vermittlung neuer Technologien davor, diese zu überhöhen. Es brauche einen offenen, interdisziplinären und ehrlichen Dialog dazu, welche Aufgaben KI-Systeme zukünftig übernehmen sollen. KI sei eine wissenschaftliche Disziplin, deren Wirkweise es zunächst einmal zu erklären gelte. Wissenschaftler*innen sollten keine Angst davor haben, die Ambiguitäten und Unsicherheiten in der eigenen Forschung offen zu legen. Dazu riet auch Alok Jha, Wissenschaftskorrespondent des Economist. Gerade in der Authentizität der Forschenden liege die Glaubwürdigkeit der Geschichte, so der Journalist. Zudem ermutigte der Gastjuror die Teilnehmenden zu mehr Kreativität und der Anwendung einer altbewährten Formel: „Menschen schätzen Nachrichten, die ihnen durch Geschichten vermittelt werden. Sie werden sich eher an etwas erinnern, wenn es ihnen als Geschichte erzählt wird, als an chronologische Fakten.“
Der Grundstein für innovative Ansätze ist gelegt. Am Ende des Workshops präsentierten die Teilnehmenden erste Projektideen. In den nächsten zehn Wochen werden sich die Tandem-Teams noch intensiver kennenlernen und zusammen ihre Geschichten entwickeln. Die Ergebnisse des vierten ComLabs werden im Frühjahr 2022 hier vorgestellt.
Das Communication Lab for Exchange between Research and Media wird zweimal im Jahr in Kooperation mit der Organisation „Internationale Journalisten-Programme“ (IJP e.V.). organisiert.