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Humboldt Communication Lab
Wissenschaft und Medien im Dialog: Zweimal im Jahr treffen zehn Geförderte der Humboldt-Stiftung auf zehn Nachwuchsjournalistinnen und Nachwuchsjournalisten. Das Ziel: voneinander lernen.
ComLab#4
Künstliche Intelligenz, Robotik und neue digitale Technologien verändern unser Leben. In welchem Ausmaß, zu welchem Nutzen oder zu welchen Kosten ist für Regulierungsbehörden, Zivilgesellschaft und Medien oft schwer zu fassen. Während transformative Technologien in der Medizin, der Industrie, der Logistik oder der Stadtplanung ein großes Potenzial bergen, gibt es kaum andere wissenschaftliche Bereiche, die so viele Spekulationen auslösen.
Gemeinsam können Journalist*innen und Wissenschaftler*innen Forschungstrends und Entwicklungslinien von KI, Robotik und digitalen Innovationen aufzeigen, Entwürfe und mögliche Anwendungen bewerten und deren ethische Implikationen diskutieren. Und das ist keine leichte Aufgabe, denn die Erwartungen an zukünftige Technologien sind hoch. Sie sollen sich innovativ und effektiv auf die Gesellschaft auswirken und gleichermaßen dem Gemeinwohl zugutekommen. Die soziale Komplexität wirft wichtige Fragen auf:
- Wurden Vielfalt und Teilhabe bei technologischen Entwicklungen, insbesondere in den Bereichen Medizin, öffentliche Gesundheit und vernetztes Leben, ausreichend berücksichtigt?
- Wie sehen die digitalen Menschenrechte der Zukunft aus?
- Und wie muss der digitale Wandel gestaltet werden, um einer Monopolisierung von Wissen und globaler Ungleichheit entgegenzuwirken?
Sprecher*innen
Prof. Dr. Cristian Becker-Asano, Universität der Medien Stuttgart; Dr. Annegret Burkert, Science Media Center Germany; Vito Cecere, Auswärtiges Amt; Dr. Federico Cugurullo, Trinity College Dublin; Alok Jha, The Economist; Prof. Dr. Kristian Kersting, TU Darmstadt; Dr. Jens Radü, Der Spiegel, Prof. Dr. Iyad Rahwan, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung; Prof. Dr. Joacim Rocklöv, Umeå Universität; Prof. Dr. Flora Salim, RMIT Universität; Hazel Sheffield, farnearer.org; Albert Steinberger, Deutsche Welle; Rebecca Winkels, Wissenschaft im Dialog
Teilnehmende
Humboldtianer*innen: Dr. Utku Culha, Prof. Dr. Henrique Fernandes, Priya Goswami, Ivan Jimenez, Daphnee Iglesias, Dr. Veronika Magdanz, José Renato de Pereira, Dr. Nelson Rosa, Dr. Robert Sidall, Teng Teng
IJP-Alumni/Journalist*innen: Lamiya Adilgizi Guliyava, Wella Andany, Ivan Andrejic, Fabian Franke, Nantke Garrelts, Alexandra Eul, Karsten Lemm, Mikiko Miyakawa, Slivia Prahl, Martin Schlak
Die Gewinner*innen und Ergebnisse
Zum vierten Mal hat das Humboldt Communication Lab (ComLab) zehn Forschende und zehn Journalist*innen zusammengebracht, um sich über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen auszutauschen. In zehn Wochen haben sie in Tandems gemeinsam best practices der Wissenschaftskommunikation entwickelt. Die Alexander von Humboldt-Stiftung und die Internationalen Journalisten-Programme e. V. haben im Rahmen der Siegerehrung am 4. März 2022 vier Beiträge mit einem Geldpreis von jeweils 500 Euro ausgezeichnet. Die Ehrungen für die besten vier Projekte gingen an:
Presseveröffentlichungen zum ComLab#4
Silvia Plahl und Dr. Henrique Fernandes für ihr Projekt „Brustthermografie – Kann KI helfen, Krebs zu erkennen?"
Allein der Gedanke an Brustkrebs kann furchterregend sein. Im Jahr 2020 litten weltweit 2,3 Millionen Frauen daran. Eine neue KI-basierte Software könnte den Weg zu weniger invasiven Methoden ebnen, um Brustkrebs in einem frühen Stadium zu erkennen. In ihrem Podcast und den begleitenden Instagram-Posts stellt die Radiojournalistin Silvia Plahl die Arbeit des Datenwissenschaftlers Henrique Fernandes vor, dessen Forschung an einer neuen ergänzenden Screening-Methode, der „Mamma-Thermografie", die Wirksamkeit der Infrarot-Analyse in Zukunft deutlich verbessern könnte. Im Gespräch mit einer Patientin und durch die Verknüpfung ihrer Perspektive mit der Forschung von Fernandes und den Positionen anderer Expert*innen wägt Plahl die verschiedenen Erfahrungen mit KI-basierten Technologien in der Medizin ab. Der Podcast zeigt das Potenzial und die Grenzen der „Mamma-Thermografie" und bietet Frauen eine Möglichkeit, proaktiv Hilfe zu suchen. Das Projekt geht zudem über den digitalen Bereich hinaus: Mit seinem „Café com Bit“ lädt Henrique Fernandes Frauen zu einer informellen Diskussionsrunde über die Vorteile der „Mamma-Thermografie“ ein (auch über YouTube zugänglich). Ein ehrgeiziges und vielversprechendes Projekt, das zeigt, wie Wissenschaftler*innen durch authentische und einfühlsame Kommunikationsstrategien Vertrauen in neue Technologien schaffen können.
Wella Andany und Teng Teng für ihren Multimedia-Beitrag „In Konkurrenz mit intelligenten Maschinen“
Wie wird die Zukunft von Arbeit in unserer „intelligenten neuen Welt" aussehen? Welche Ängste und Sorgen haben Arbeiter*innen, die in ihrem Alltag zunehmend mit Maschinen konfrontiert werden? In ihrem Multimedia-Beitrag untersuchen Teng Teng, Experte für Organisationsentwicklung, und die Journalistin Wella Andany die Auswirkungen neuer Technologien auf Arbeiter*innen in Indonesien und bieten eine aufschlussreiche Analyse der Herausforderungen, denen diese bei der Anpassung an Automatisierung und Digitalisierung gegenüberstehen. Durch die Verflechtung von wissenschaftlichem Fachwissen, Infografiken und visuellen Darstellungen zeichnet der Beitrag ein komplexes und schlüssiges Bild von Arbeitskräften, die noch nicht auf den Übergang in ein neues Jahrzehnt vorbereitet sind. Der Beitrag wirft die wichtige Frage auf, wie Kompetenzen aufgebaut und Technologien in einen bereits ohnehin stark wettbewerbsorientierten Arbeitsmarkt integriert werden können. Der Artikel lädt dazu ein, eine globale Perspektive einzunehmen, da die Situation der Arbeitnehmenden weltweit auf dem Spiel steht, wenn wir uns in eine neue, hoffentlich menschenorientierte „smarte Welt“ wagen.
Alexandra Eul und Priya Goswami für ihre Artikelserie “Technologie wird das (nicht) lösen“
Wenn wir über Innovationen in der KI-gesteuerten Forschung und Anwendung sprechen, ist die Berücksichtigung ethischer Implikationen und Auswirkungen auf verschiedene gesellschaftliche Gruppen noch verbesserungswürdig. Insbesondere die Bedürfnisse und Sorgen von Frauen werden oft vernachlässigt, wie die Aktivistin und Unternehmerin Priya Goswami und die Journalistin Alexandra Eul in ihrem eindringlichen Plädoyer für einen Perspektivwechsel in der Technologieentwicklung argumentieren. In ihrer dreiteiligen Artikelserie über Visionärinnen im Tech-Bereich, erinnern sie uns daran, dass die Versprechen innovativer Technologien nur dann erfüllt werden können, wenn die Lebenswirklichkeit von Frauen weltweit in die Forschung, das Design und die Anwendung intelligenter Technologien einbezogen wird. Ausgehend von einem sehr persönlichen Blick auf Priya Goswamis Weg von einer Filmemacherin zur App-Entwicklerin erkundet die Journalistin Alexandra Eul verschiedene Positionen in der Forschung und sozialem Unternehmertum in ihrem Kampf gegen geschlechtsspezifische Ungerechtigkeit. Goswamis App Mumkin, eine Chatbot-basierte, KI-gesteuerte App, die Überlebenden hilft, mit ihren Erfahrungen und dem „Verlust der Sprache“ fertig zu werden, dient als Ausgangspunkt für eine globale Perspektive auf eine gerechte Repräsentation bei der Entwicklung und Verbreitung von intelligenten Technologien.
Ein Teil der Artikelserie wurde im Juli 2022 in der EMMA veröffentlicht: „Hilfe aus dem Handy“ EMMA, Juli 2022, S. 54.
Fabian Franke und Dr. Robert Siddall mit ihrem Projekt „Build Nature from Scratch“ und dem „Natural Robotics Wettbewerb“
Obwohl Feldforschung oft aufregend klingt, kann das Sammeln von Daten in der Natur mühsam sein und viel Geduld erfordern. Robert Siddall, Robotik-Ingenieur an der University of Surrey, will seinen Kolleg*innen das Leben leichter machen. Siddalls technische Nachbildungen der Natur, z. B. Roboterreptilien, werden die Art und Weise, wie Forscher*innen in Zukunft Ökosysteme navigieren und überwachen, verändern. Der Journalist Fabian Franke wird Robert Siddall begleiten – vom Labor in die freie Wildbahn. Der Artikel wird von einem interaktiven Wettbewerb begleitet, der vor allem ein jüngeres Publikum anspricht. Robert Siddall und seine Kolleg*innen laden Schüler*innen und die breite Öffentlichkeit ein, ihre Entwürfe für einen von der Natur inspirierten Roboter einzureichen, der dann tatsächlich gebaut wird und dabei helfen soll, unsere gemeinsame Umwelt besser zu verstehen. Durch die Kombination von Artikel und Wettbewerb werden Wissenschaftler*innen und wissenschaftliche Methoden greifbar und erlebbar gemacht. Und noch wichtiger: Das Tandem zeigt, dass Wissenschaft eine Menge Spaß machen kann.