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Virtuelles Kolloquium Subsahara-Afrika: Netzwerke für die Post-Covid-Zeit

Welche Rolle spielt die Wissenschaft als Katalysator für Fortschrift in der Post-Covid-Zeit? Welche Forschungsthemen bewegen uns? Darüber tauschen sich auf dem Subsahara-Afrika-Kolloquium der Humboldt-Stiftung am 30. und 31. März 2022 Spitzenwissenschaftler*innen aus dem afrikanischen Netzwerk aus. Wir stellen vier herausragende Persönlichkeiten und ihre Arbeit vor.

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Oluwatoyin Odeku – Natürliche Ressourcen nutzbar machen

Bananen, Süßkartoffeln, Maniok, aber auch Getreidesorten wie Hirse sind Nutzpflanzen, die in den meisten afrikanischen Ländern ohne viel Zutun gedeihen, aber oft nur zur Selbstversorgung der Bevölkerung dienen. Oluwatoyin Odeku, Professorin für Pharmazie und pharmazeutische Technologie an der Universität Ibadan, Nigeria, setzt alles daran, auch das pharmakologische Potenzial dieser einheimischen Pflanzensorten bekannt zu machen. Sie plädiert dafür, sie gezielt für die heimische Pharmaindustrie anzubauen und zu vermarkten. Die Expertin für Biopharmazie hat innovative Methoden entwickelt, um die Dosierung von pflanzlichen Wirkstoffen zu standardisieren und zum Beispiel aus der Stärke der einheimischen Pflanzen Trägerstoffe für medizinische Wirkstoffe in Tabletten und Kapseln zu gewinnen. „Diese können teure pharmakologische Zusatzstoffe, die importiert werden müssen, ersetzen“, umreißt Odeku das volkswirtschaftliche Potenzial ihrer Forschung. „So stünde den Herstellern vor Ort ein billiger und leicht erhältlicher Rohstoff zur Verfügung, was zu billigeren Medikamenten und wirtschaftlichem Wachstum der lokalen Industrie führt.“
Oluwatoyin Odeku wirbt als Vertrauenswissenschaftlerin der Stiftung in Nigeria für das Netzwerk. Deutsch-Afrikanische Kooperation bedeutet für sie „brain exchange“ statt „brain drain“, das gewonnene Wissen bringe die Wissenschaft in Afrika voran, sagt sie. Deshalb setzt sich Odeku insbesondere auch für die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen ein.

Porträt von Oluwatoyin Odeku


Oluwatoyin Odeku ist Professorin am Institut für pharmazeutische und industrielle Pharmazie und Dekanin an der Universität von Ibadan, Nigeria. Seit ihrem Forschungsaufenthalt als Georg Forster-Stipendiatin am Institut für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Jahr 2005 ist sie Mitglied des Humboldt-Netzwerkes. Odekus Netzwerkinitiative Academic Excellence through Innovative Mentoring wurde im letzten Jahr mit dem Humboldt-Alumni-Preis prämiert.


Simeon Fogue Kouam – Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen

Auch der Naturstoffchemiker Simeon Fogue Kouam will die Ressourcen, die die ungeheure Biodiversität der afrikanischen Länder bietet, für die Wissenschaft und zum Wohl der Menschen nutzbar machen. Der Professor für Organische Molekülchemie an der Université de Yaoundé I., Kamerun, ist Experte für bioaktive Wirkstoffe, die in Pilzen enthalten sind. Der Mykologe konzentriert sich zurzeit auf „koprophile Pilze”. Unter diese Gattung fallen Pilzarten, die auf dem Dung von Tieren gedeihen. Simeon Fogue Kouam und sein Team wollen jene Stoffe und Verbindungen identifizieren und extrahieren, die antimikrobielle Eigenschaften haben und in Zukunft im Kampf gegen Infektionskrankheiten zum Einsatz kommen könnten. Und zwar sowohl in afrikanischen Ländern als auch weltweit. Simeon Fogue Kouam freut sich auf den Austausch, den das Kolloquium bietet. „Ich bin überzeugt, dass internationales Networking ein effektives Mittel für den konstruktiven Ideenaustausch zwischen Forschenden darstellt. Die Interaktion von Wissenschaftler*innen kann entscheidend dazu beitragen, komplexe nationale Probleme zu lösen, aber auch globale Herausforderungen anzugehen, die Entwicklung verhindern ”, schreibt Fogue Kouam aus Kamerun. 

Porträt von Simeon Fogue Kouam


Simeon Fogue Kouam ist Professor für Organische Molekülchemie an der Université de Yaoundé I., Kamerun. 2007 war er Georg Forster-Stipendiat an der Universität Paderborn. Im Jahr 2021 übernahm der die Leitung des neuen Humboldt-Forschungshubs „CEnter of Competence for the study of Antimicrobial NAtural PROducts from Fungi (CECANAPROF)“.

Abdullahi Ahmed Yusuf – der Matabele-Ameise auf der Spur

Die Gruppenjagdzüge der afrikanischen Matabele-Ameise verlangen ein hohes Organisationsvermögen. Sie senden Späher aus, die ein lohnendes Ziel für den nächsten Raubzug ausmachen. Diese führen dann Kolonnen von hunderten von Tieren durch die Savanne. Am Bestimmungsort angekommen, wartet die Gruppe bis alle Individuen eingetroffen sind. Erst dann brechen die großen Arbeiterinnen die Termitengalerien auf, die kleineren Tiere begeben sich hinein, um ihre Beute zu erlegen. Wie aber gelingt es der Megaponera Analis Artgenossen zu erkennen, obwohl sie kaum etwas sieht? Das hat der südafrikanische Entomologe Abdullahi Ahmed Yusuf in einem Forschungsprojekt gemeinsam mit Kolleginnen aus Côte d’Ivoire, Deutschland, der Schweiz, Kenia, Ruanda und Mozambique herausgefunden. Um allgemeingültige Aussagen über die Armeisenart zu treffen, wurden neben den chemischen Analysen Feldstudien in Südafrika und drei weiteren afrikanischen Ländern durchgeführt. Denn die Matabele-Ameise ist in ganz Subsahara Afrika verbreitet. Das Ergebnis: Das Tier erkennt Gruppenmitglieder am Geruch und kommuniziert auch über die Abgabe von chemischen Geruchsstoffen, insbesondere von Kohlenstoffketten, die in drei Populationen nachgewiesen werden konnten. „Vernetzung und Zusammenarbeit bedeuten für die Forschung dasselbe wie für den menschlichen Körper, dessen Organe unabhängig voneinander nicht existieren können. In Verbindung erreicht man so viel mehr, als wenn man allein da stünde “, so Abdullahi Ahmed Yusuf, der sich als Vertrauenswissenschaftler der Stiftung in Südafrika für das Humboldt-Netzwerk einsetzt.

Porträt von Abdullahi Ahmed Yusuf


Abdullahi Ahmed Yusuf lehrt am Department of Zoology and Entomology der University of Pretoria, Südafrika. Seine Initiative Behavioral and Ecological Principles of Biotic Interactions in Insects wurde 2019 mit dem Humboldt-Alumni-Preis ausgezeichnet. Dem Humboldt-Netzwerk trat er 2015 als Georg Forster-Stipendiat bei.

Yalemtsehay Mekonnen – Vorschläge für wissenschaftlichen Austausch

Konkrete Vorschläge für die Post-Covid-Ära hat die äthiopische Zoologin Yalemtsehay Mekonnen. Dank moderner Kommunikationstechnologien konnte der wissenschaftliche Austausch auch während der Covid-Pandemie weitergehen. „Wir sollten eine Datenbank afrikanischer Wissenschaftler*innen aller Fachgebiete aufbauen und wissen, wer an was forscht. Das würde die Zusammenarbeit sehr einfach und praktisch gestalten“, schlägt Mekonnen vor. Sie hat sich während ihrer einzigartigen Karriere immer für die Vernetzung afrikanischer Forschender, vor allem von Frauen eingesetzt. Mekonnen war die erste Frau, die in Äthiopien eine Professur erhielt. Frauenförderung ist für sie eine persönliche Herzensangelegenheit: „In Äthiopien und anderen Ländern Afrikas hat Frauenförderung nicht nur etwas mit ideellen Werten wie Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit und individueller Selbstbestimmung zu tun. Teilhabe an höherer Bildung ist schlichtweg eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Wir brauchen gut ausgebildete Frauen in qualifizierten Berufen, um unser Land technologisch und gesellschaftlich weiterzuentwickeln. Frauen sind unsere Zukunft!“, so Mekonnen im letzten Jahr im Humboldt Kosmos.

Porträt von Yalemtsehay Mekonnen


Yalemtsehay Mekonnen ist Professorin für Zell- und Humanphysiologie am College of Natural Sciences der Addis Ababa University, Äthiopien. Von 2001 bis 2002 war sie als Georg Forster-Forschungsstipendiatin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Für ihr Projekt „Creating a network of female academics and researchers in Ethiopia“ erhielt sie 2018 den Humboldt-Alumni-Preis.

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