Kontakt
Presse, Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 228 833-144
Fax: +49 228 833-441
presse[at]avh.de
Die Jahrestagung 2024 der Alexander von Humboldt-Stiftung am 27. und 28. Juni in Berlin stand unter dem Motto #AvHBridgeBuilders. Sie war ein Fest der Begegnung, das den Geförderten der Stiftung und ihren begleitenden Familien das persönliche Treffen und Kennenlernen anderer Forschender ermöglichte. Mehr als 560 Wissenschaftler*innen aus 70 Nationen diskutierten über Wissenschaft, tauschten Erfahrungen aus Deutschland und ihren Heimatländern aus und gewannen neue Perspektiven.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief in seiner Ansprache zum Schutz der Wissenschaftsfreiheit auf. Die Freiheit der Wissenschaft werde in immer mehr Ländern rund um den Globus nicht nur angefeindet und verächtlich gemacht, sondern vielerorts auch massiv eingeschränkt. In liberalen Demokratien gelte es, auf Angriffe von innen zu reagieren: „Es ist an uns, Wissenschaft als ergebnisoffenen Prozess zu respektieren, zu ermöglichen und zu schützen! Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind im Forschungsprozess keinem politischen Ziel und keiner wie auch immer gearteten Gesinnung verpflichtet.“ Diese Freiheit entbände Forschende allerdings nicht von der Verantwortung für die Welt und für die Gesellschaft. „Im Gegenteil: Aus dieser Freiheit erwächst Verantwortung. Und zu dieser Verantwortung gehört auch, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich als Bürgerinnen und Bürger für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einsetzen!“
Steinmeier dankte der Humboldt-Stiftung für ihren kontinuierlichen Einsatz für die Freiheit der Wissenschaft und den grenzüberschreitenden Austausch auch in schwierigen Zeiten: „Ihre Stiftung ist eine herausragende Botschafterin für unser weltoffenes und zukunftsorientiertes Wissenschaftsland.“ Und er betonte, wie sehr die internationalen Gäste Deutschland mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen bereicherten. „Sie helfen mit, Brücken zu bauen, und Sie führen uns vor Augen, dass wir eine bessere Zukunft gestalten können, wenn wir weltweit zusammenarbeiten. Sie stiften Zuversicht in einer Zeit, in der es wohl niemandem leichtfällt, zuversichtlich zu sein.“
Bei seinem Empfang der Humboldtianer*innen zeichnete Bundespräsident Steinmeier außerdem den japanischen Forscher Naoki Yoshida mit dem Philipp Franz von Siebold-Preis 2024 aus für seine hervorragende wissenschaftliche Arbeit und besondere Verdienste um den deutsch-japanischen Austausch.
Am Donnerstag eröffnete der Präsident der Humboldt-Stiftung, Robert Schlögl, die Jahrestagung. In seiner Rede erläuterte er das diesjährige Motto #AvHBridgeBuilders und verwies auf dessen aktuelle Relevanz. „Getrenntheit hat Hochkonjunktur. Risse ziehen sich durch die Gesellschaften. Demokratien sind von Populismus bedroht – daher ist Brücken zu bauen wichtiger denn je geworden“, so Schlögl. Er ermutigte das Publikum: „Lassen Sie uns gemeinsam aktiv und hörbar das Abgleiten in Populismus, Nationalismus und Unfreiheit verhindern.“ Es sei auch eine Aufgabe der Wissenschaft, Ideologie und Falschinformation als Elemente der Spaltung unserer Gesellschaft sichtbar sowie Meinung und Wissen unterscheidbar zu machen.
Mit Verweis auf aktuelle Kriege und Konflikte könnten Humboldtianer*innen Verbindungen pflegen und halten, selbst wenn an anderer Stelle das Trennende größer zu sein scheine als das Vereinende: „Sie sind Brückenbauerinnen und Brückenbauer zwischen den Nationen, Brückenbauer zu Deutschland. Wir als science diplomats müssen uns bewähren und durch Diskurs und Dialog dazu beitragen, dass verfeindete Parteien aus ihren Verstrickungen wieder herausfinden.“
Das Grußwort zur Eröffnung der Tagung sprach Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt. Auch sie betonte den Wert individueller Beziehungen und Kooperationen: „Kein Regierungsabkommen der Welt wird die globalen Herausforderungen allein bewältigen. Es braucht Menschen, die Brücken bauen und gemeinsam nach Lösungen suchen.“ Mit ihrem Engagement für Bildung und Wissenschaft trage die Stiftung ganz entscheidend zur außenpolitischen Arbeit bei. „Das Netzwerk sucht weltweit seinesgleichen und ist ein Leuchtturm unserer auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik“, so Keul. Der von Humboldt-Stiftung und Auswärtigem Amt ins Leben gerufenen Philipp Schwartz-Initiative für gefährdete Wissenschaftler*innen sagte sie mit Blick auf weltweite Einschränkungen der akademischen Freiheit weitere Förderung zu: „Die steigende Zahl von Forschenden, die auf Unterstützung ihrer Arbeit in Deutschland hoffen, spricht traurige Bände. Daraus folgt: die Philipp Schwartz-Initiative ist wichtiger denn je und kann weiter auf unsere Unterstützung zählen.“
Der Physiker Jochen Guck, Professor an der FAU und Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, schlug mit seinem Festvortrag „What is a physicist doing in biology and medicine?“ interdisziplinäre Brücken. Von Hause aus Physiker, forscht Guck an der Schnittstelle von Biologie und Biomedizin, mit einem Schwerpunkt auf den mechanischen Eigenschaften von Zellen und Geweben. 2012 war Guck mit einer Alexander von Humboldt-Professur an der TU Dresden ausgezeichnet worden und deswegen aus Großbritannien zurück nach Deutschland gekommen.
Die Eröffnungsveranstaltung der Jahrestagung ist hier nachzusehen.
(Pressemitteilung 13/2024)
Jährlich ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung über 2.000 Forscher*innen aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. In weltweit über 140 Ländern pflegt die Stiftung ein fächerübergreifendes Netzwerk von mehr als 30.000 Humboldtianer*innen – unter ihnen 61 mit Nobelpreis.