Pressemitteilung

Reimar Lüst-Preise 2020: Herausragende Forschung zu politischer Gewalt und zeitgemäßem Verwaltungsrecht ausgezeichnet

Gemeinsamer Forschungspreis für internationale Wissenschafts- und Kulturvermittlung von Humboldt-Stiftung und Fritz Thyssen Stiftung vergeben

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Robert Gerwarth (l.) und Sung-Soo Kim

Der deutsche Historiker Robert Gerwarth und der südkoreanische Rechtswissenschaftler Sung-Soo Kim erhalten die diesjährigen Reimar Lüst-Preise. Die Auszeichnung wird an internationale Forscherinnen und Forscher aus den Geistes- und Sozialwissenschaften verliehen, die die akademischen und kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und ihrem Herkunftsland geprägt haben. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert. Die Alexander von Humboldt-Stiftung vergibt gemeinsam mit der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung jährlich bis zu zwei Reimar Lüst-Preise.

Robert Gerwarth ist Professor für Modern History am University College Dublin, Irland, sowie Gründungsdirektor des dortigen Zentrums für Kriegsstudien. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte der politischen Gewalt in Deutschland und Europa im 20. Jahrhundert. Dazu hat er viel beachtete und in über 30 Sprachen übersetzte Monographien vorgelegt. Seine Arbeiten beispielsweise über die deutsche Novemberrevolution von 1918 oder das Erbe des Ersten Weltkriegs haben durch ihre Neuinterpretationen wissenschaftliche Diskussionen ausgelöst und die Bewertungen des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik verändert.

Zusammen mit dem deutschen Historiker Sönke Neitzel begründete Gerwarth den Masterstudiengang International War Studies, den Studierende in Potsdam und Dublin absolvieren. Als Reimar Lüst-Preisträger plant er eine Kooperation mit Kollegen am Lehrstuhl für Militärgeschichte und die Kulturgeschichte der Gewalt der Universität Potsdam. Dort will er an einer großen Studie über Bürgerkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts arbeiten.

Der Rechtswissenschaftler Sung-Soo Kim ist Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht an der Yonsei Law School in Seoul, Südkorea. Er ist Verfasser des koreanischen Standardwerks zum Allgemeinen Verwaltungsrecht, hat sich darüber hinaus aber auch mit anderen Themen wie dem Steuer-, Umwelt- oder Wasserrecht befasst. Insbesondere hat er sich in Korea einen herausragenden wissenschaftlichen Ruf erarbeitet mit seiner Forschung zur Entwicklung von einem paternalistischen hin zu einem partnerschaftlichen Staatsverständnis sowie zum Konzept der Public Private Partnership. Den gesellschaftlichen Wandel Koreas begleitet Kim mit juristischer Expertise.

Seine Forschung ist dabei stets international ausgerichtet. Er wurde nicht nur in Deutschland promoviert, sondern fördert als Brückenbauer bis heute die Zusammenarbeit deutscher und koreanischer Rechtswissenschaftler, indem er Konzepte des deutschen Verwaltungsrechts nach Korea vermittelt. Seine Zusammenarbeit als Reimar Lüst-Preisträger mit Kollegen der Friedrich-Schiller-Universität Jena soll beide Seiten bereichern: Die Rezeption des deutschen Rechts in Ostasien sowie deutsche Untersuchungen zum koreanischen Recht sollen gemeinsam diskutiert werden. Auch in Hinblick auf die Teilungsgeschichte beider Länder ist ein Austausch von Bedeutung.

Der Astrophysiker Reimar Lüst war von 1989 bis 1999 Präsident der Humboldt-Stiftung und ist am 31. März 2020 im Alter von 97 Jahren verstorben. In Würdigung seines lebenslangen Wirkens für den internationalen Wissenschaftleraustausch lobt die Humboldt-Stiftung bereits seit 2006 gemeinsam mit der Fritz Thyssen Stiftung den nach ihm benannten Reimar Lüst-Preis für internationale Wissenschafts- und Kulturvermittlung aus.

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(Pressemitteilung 15/2020)

Jährlich ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung über 2.000 Forscher*innen aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. In weltweit über 140 Ländern pflegt die Stiftung ein fächerübergreifendes Netzwerk von mehr als 30.000 Humboldtianer*innen – unter ihnen 61 mit Nobelpreis.

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