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2024: Globale Kooperation in der Wissenschaft ist unverzichtbar

Der Präsident dankt in der Neujahrbotschaft allen Förder*innen und Geförderten und erläutert in Hinblick auf die anhaltenden globalen Herausforderungen die Schwerpunkte der Stiftung in 2024.

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Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freund*innen und Förder*innen,

nicht nur beim Zählen der Monate fangen wir im Januar mit frischem Schwung von vorne an. Mit diesem Schreiben wünsche ich Ihnen im Namen der Humboldt-Stiftung ein glückliches neues Jahr und lade Sie ein, mit Optimismus und Zuversicht auf die kommenden Monate zu blicken. Zugegeben, die Welt ist dieselbe geblieben. Denn die globalen Herausforderungen begleiten uns weiter. Im 25. Jahr des 21. Jahrhunderts sind die Folgen der Erderwärmung spürbarer denn je und die Polarisierung der Welt schreitet fort. Die Zeitenwende hat auch Auswirkungen auf die Arbeit der Humboldt-Stiftung. Aufgrund des engen Bundeshaushalts stehen weniger Ressourcen zur Verfügung. Es gilt daher: Konsolidieren und Fokussieren. Mit der Setzung von weiteren Schwerpunkten in der Arbeit der Stiftung konzentrieren wir uns mit einer neuen Strategie 2024 auf unser Kerngeschäft.

Mit ihren Forschungsstipendien und -preisen für herausragende Forschende stärkt die Stiftung die Internationalisierung der deutschen Wissenschaft und schafft jenseits von Nationenzugehörigkeit ein Netzwerk des Vertrauens. Es mag eine Binsenweisheit sein, die aber nichts an Gültigkeit verloren hat: Die Herausforderungen der Welt sind nur durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und deren Anwendung zu bewältigen. Globale Zusammenarbeit in der Wissenschaft ist unverzichtbar und bedarf daher der andauernden Fortentwicklung. Dafür setzen sich alle Beschäftigten der Humboldt-Stiftung jeden Tag ein.

Durch gezielte Maßnahmen – vor allem im Georg Forster-Programm – wollen wir unser Netzwerk im sogenannten Globalen Süden ausbauen. Je nach Definition leben in diesen Regionen der Welt bis zu 85 Prozent der Weltbevölkerung. Es ist unsere vordringliche Aufgabe, mit den herausragenden Forschenden dieser Region gemeinsam Lösungen für Probleme zu entwickeln, die uns als Weltgemeinschaft alle betreffen. Dafür müssen wir daran arbeiten, dass der Wissensaustausch zwischen dem Globalen Norden und Süden besser gelingt. Im Humboldt Residency-Programm stellen wir daher im Sommer die Frage in den Mittelpunkt, wie lokale Akteur*innen besser in globale Strategien eingebunden werden können. Unser Ziel ist es, so viele wissenschaftliche Talente wie möglich zu fördern, damit sie langfristig vor Ort unter Einbindung von wertvollem lokalem Wissen die Rahmenbedingungen für klimaneutralen, technologischen und ökonomischen Fortschritt schaffen können.

Darüber hinaus werden wir verstärkt den Wert des Humboldt-Netzwerks in die deutsche Gesellschaft tragen. Die Stiftung porträtiert über eigene Kanäle regelmäßig Geförderte und ihre Arbeit und macht für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar, wie internationale Forschungskooperationen und Wissenschaft zum Wohle aller beitragen. In der Workshop-Reihe „ComLab“ kommen Geförderte und internationale Journalist*innen zusammen, um gemeinsam hervorragende Beispiele gelungener Wissenschaftskommunikation zu produzieren. 

Für die Menschen in der Ukraine, im Nahen Osten und den anderen Kriegs- und Krisengebieten dürfte sich dieser Jahresbeginn nicht von der Lebenswirklichkeit des Novembers oder Dezembers unterscheiden. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten all jenen, die unter Terror, Krieg und Flucht leiden. In der Hoffnung, dass uns das Jahr 2024 friedlichen Lösungen näherbringen wird, sind wir in der Humboldt-Stiftung froh, zumindest auf dem Gebiet der Wissenschaft mit der Philipp Schwartz-Initiative und dem EU-finanzierten MSCA4Ukraine-Programm geflüchtete und gefährdete Forschende weiterhin unterstützen zu können. Die Schutzprogramme sind und bleiben eine wichtige Säule in unserem Portfolio. 

Zu den Veränderungen des Jahres 2024 gehört die Tatsache, dass unser Generalsekretär Enno Aufderheide in den wohlverdienten Ruhestand gehen wird. Er hat in seiner 13-jährigen Amtszeit den Gedanken des Humboldt-Netzwerks und die Prämissen des Namensgebers gelebt und verkörpert. Ungezählt sind die Reisekilometer, die er zurückgelegt hat, um die Stiftung zu repräsentieren. Neben der administrativen und politischen Arbeit hat er Generationen von Humboldt-Stipendiat*innen für den Netzwerkgedanken begeistert, Kontakte geknüpft und gepflegt. Wir danken Enno Aufderheide für seinen unermüdlichen Einsatz und werden ihn als Person sowie als umsichtigen Leiter unserer Stiftung vermissen. Ich freue mich darauf, mit seiner Nachfolge und den Beschäftigten gemeinsam die Arbeit der Stiftung weiter zu gestalten und ihr Profil weiterzuentwickeln.

In einer Zeit, die von Krieg und Krisen bestimmt ist und in der sich Balancen und Machtverhältnisse im Großen wie im Kleinen verschieben, spielen Wissenschaft und vertrauensvolle Zusammenarbeit jenseits von Nationenzugehörigkeit eine größere Rolle denn je. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand. Als Wissenschaftsförderorganisation stehen wir täglich in Kontakt mit begabten, ehrgeizigen, in vielerlei Hinsicht herausragenden Persönlichkeiten aus aller Welt, die mit ihrer Forschung einen Beitrag leisten, Lösungen für globale Probleme zu finden. Ihre Arbeit macht uns zuversichtlich.

Lassen Sie uns also gemeinsam im Austausch und im Dialog bleiben. An jedem Tag des Jahres können wir einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unseres Landes und ein wenig auch der Weltgemeinschaft leisten.

Mit den besten Grüßen

Prof. Dr. Robert Schlögl

Porträt Robert Schlögl
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