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Der Philipp Franz von Siebold-Preisträger 2023

Der japanische Experte für Geomikrobiologie Fumio Inagaki wird mit dem Philipp Franz von Siebold-Preis 2023 ausgezeichnet.

  • vom
Robert Schlögl, Siebold-Preisträger Fumio Inagaki mit Urkunde, Präsident Frank Walter Steinmeier
v.l.n.r.: Stiftungspräsident Robert Schlögl, Siebold-Preisträger Fumio Inagaki und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
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Fumio Inagaki ist einer der weltweit führenden Wissenschaftler in der Geomikrobiologie. Er untersucht, in welcher Beziehung geochemische Prozesse und mikrobielle Gemeinschaften im Meeres-Untergrund stehen. Nun wird er für seine Leistungen als Forscher und seine Verdienste um das gegenseitige Verständnis von Kultur und Gesellschaft in Deutschland und Japan mit dem Philipp Franz von Siebold-Preis der Humboldt-Stiftung ausgezeichnet.

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Rede des Bundespräsidenten zur Verleihung des Siebold-Preises 2023

Inagaki leistet seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag zur Förderung des akademischen und kulturellen Austauschs zwischen Japan und Deutschland, indem er zum Beispiel regelmäßig deutsche Nachwuchsforscher*innen in seinem Lab aufnimmt, zusammen mit Forschenden aus Deutschland publiziert, Vorträge in Deutschland hält oder Forschende aus Deutschland nach Japan einlädt. 2005-2006 war Inagaki als Humboldt-Forschungsstipendiat am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPIMM) in Bremen zu Gast. Seitdem hat er mit vielen Wissenschaftler*innen in Deutschland zusammengearbeitet, unter anderen am MPIMM, an der Universität Bremen, der Universität Oldenburg, dem Alfred-Wegener-Institut oder der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Im Rahmen des Siebold-Preises plant Fumio Inagaki nun eine erneute Zusammenarbeit mit der Universität Bremen, und zwar mit dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften MARUM.

Wo liegen die Grenzen des Lebens?

Als Forscher war Fumio Inagaki mit deutschen Partnerorganisationen an zahlreichen Meeres-Expeditionen maßgeblich beteiligt und hat dort immer wieder Entdeckungen gemacht, die viel zum Verständnis des Lebens unter dem Meeresboden und seiner Wechselbeziehungen mit geologischen und geochemischen Prozessen beitragen.
Sein Team und er haben neue Techniken zur Charakterisierung und Quantifizierung von mikrobiellen Gemeinschaften im Unterwasserboden entwickelt. Damit gelangen zum Beispiel genaue Messungen sehr niedriger Konzentrationen mikrobieller Zellen in Meeresbodenproben. Als erster konnte Inagaki Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen mikrobiellen Gemeinschaften und geochemischen Gegebenheiten über große Entfernungen im Ozean nachweisen.

Bei einer Expedition des International Ocean Discovery Program mit der Universität Bremen konnte bei Sedimentbohrungen das tiefste jemals dokumentierte mikrobielle Leben in einer Tiefe von fast 2,5 km unter dem Meeresboden beschrieben werden. Und auch ein Temperaturrekord konnte gemessen werden: Selbst bei Temperaturen von 120°C zirkulieren Mikroben unter dem Meeresboden noch Kohlenstoff.
In jüngster Zeit hat sich Inagaki mit der Erforschung der C0²-Speicherung im Unterwasserboden und deren Folgen sowie mit dem mikrobiellen Potenzial für die Umwandlung von C0² in Methan in Lebensräumen im Unterwasserboden beschäftigt.

Für seine Forschung wurde Fumio Inagaki bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit renommierten Preisen der Japanese Geoscience Union und der American Geophysical Union (2015 AGU Taira-Forschungspreis für Meeresbohrungen), der Kopernikus-Medaille 2019 der European Geosciences Union und dem AGU-Fellowship 2021. Er ist Fellow der Geochemical Society und der European Association of Geochemistry.

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Philipp Franz von Siebold-Preis


Philipp Franz von Siebold-Preis

Der Philipp Franz von Siebold-Preis würdigt renommierte japanische Wissenschaftler*innen aller Fachrichtungen und wird traditionell vom amtierenden deutschen Bundespräsidenten während der Jahrestagung der Humboldt-Stiftung in Berlin verliehen. Der Forschungspreis wurde 1978 vom damaligen deutschen Bundespräsidenten Walter Scheel anlässlich eines Staatsbesuches in Japan gestiftet. Er wird jährlich an eine japanische Wissenschaftlerin oder einen japanischen Wissenschaftler für besondere Verdienste um ein besseres gegenseitiges Verständnis von Kultur und Gesellschaft in Deutschland und Japan verliehen. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert.

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