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Am 11. Februar ist der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft. Ins Leben gerufen von den Vereinten Nationen, würdigt dieser Tag die Rolle von Frauen und Mädchen in der Wissenschaft und macht gleichzeitig auf die immer noch fehlende Chancengleichheit im Wissenschaftssystem aufmerksam.
Wir richten heute den Fokus auf die Forscherinnen, die den Karriereweg unserer Humboldt-Professor*innen entscheidend geprägt haben – sei es als Lehrerin, die schon zu Schulzeiten das Interesse an Physik weckte, oder als „Seelenverwandte“, die gleichzeitig Weggefährtin und Inspirationsquelle war.
Humboldt-Professorin Andrea Bréard über ihre „Seelenverwandte“ Tian Miao
Tian Miao ist meine akademische „Schwester“. Wir haben gleichzeitig an einer Promotion zur chinesischen Mathematikgeschichte gearbeitet – ich in Peking, Berlin und Paris mit einem Stipendium, sie in viel einfacheren Verhältnissen in Peking, ohne finanzielle Ressourcen. Dies änderte nichts an ihrer Motivation und Leidenschaft für die Wissenschaftsgeschichte, die mich stark beeindruckt haben. Nach ihrer Promotion erhielt sie viel Anerkennung für ihre fundierten Arbeiten und kam als Postdoc nach Berlin zu meinem Doktorvater. Wir begegnen uns seither regelmäßig in China, Deutschland und weltweit. Es ist wichtig, im Laufe der Karriere nicht nur Protektor*innen zu haben – es gilt auch, Seelenverwandte zu finden!
Humboldt-Professor J. Daniel Prades über seine Mathematiklehrerin Victoria Sacanella
Victoria Sacanella war in der 10. Klasse meine Mathematiklehrerin. Sie ist studierte Physikerin und unterrichte an einer Schule, nachdem sie aus familiären Gründen ihr Doktorat in Kosmologie abbrechen musste. Sie lehrte mich Grundlagenkenntnisse in Differenzialrechnung und Algebra, die die Basis für alle später erlernten Feinheiten bildeten und auf die ich im Zweifelsfall immer wieder zurückgreife. Ihr kristallklarer Unterrichtsstil und ihr besonderes Talent, auf die individuellen Bedürfnisse aller Schüler*innen einzugehen, machten sie für mich zu einem lebendigen Vorbild. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich bereits über eine Zukunft in der Physik nach. Als sie davon erfuhr, reagierte sie schnell: „So sehr ich Physik auch liebe, ich glaube, du wirst als Ingenieur glücklicher sein“. Ich ignorierte ihren Rat – natürlich – und stürzte mich in mein Physikstudium. Aber ihre Botschaft drang durch. Die Zeit verging, und zu Beginn meiner Doktorarbeit interessierte ich mich schon viel mehr für Elektronik und Ingenieurwesen, die bis heute die Schwerpunkte meiner Forschung sind.
Humboldt-Professorin Tina Malti über die Psychologin Nancy Eisenberg
Nancy Eisenberg ist eine renommierte Entwicklungspsychologin und Empathieforscherin und darüber hinaus eine liebenswerte Person. Sie hat meinen beruflichen Werdegang und die Art und Weise, wie ich über die von mir untersuchten wissenschaftlichen Konzepte nachdenke, tiefgreifend beeinflusst. Im ersten Jahr meines Studiums entdeckte ich ihre Schriften über Empathie. Ich wusste sofort, dass ich mich näher mit diesem Forschungsfeld befassen wollte. Ein paar Jahre später hatte ich das Privileg, sie auf einer Konferenz zu treffen. Es war so aufregend, dass ich mich noch an jedes einzelne Wort unseres ersten Gesprächs erinnere. Sie war meine akademische Mentorin, als ich Assistenzprofessorin an der Universität von Toronto wurde. Diese Beziehung half mir, als unabhängige Wissenschaftlerin zu wachsen und zu lernen, wie man sich im akademischen System zurechtfindet. Von ihrer bahnbrechenden Arbeit und ihrem scharfen Verstand bis hin zu ihrer fürsorglichen Persönlichkeit – ich bin dankbar, dass ich das Privileg hatte, mit ihr zu arbeiten.
Humboldt-Professorin Catherina Becker über ihre Mentorin Christiane Richter-Landsberg
Vorbilder sind ein schwieriges Konzept. Allerdings haben mich auf meinem Karriereweg viele verschiedene Frauen inspiriert. Besonders beeindruckt hat mich Christiane Richter-Landsberg. Sie war die erste Forscherin, die für mich sichtbar und sehr selbstbewusst ihre eigene Forschungsrichtung in der Neurobiologie verfolgte und ihre eigene Arbeitsgruppe leitete. Aktiv hat sie mir gezeigt und auch in einem kurzen Mentoring-Gespräch „zwischen Tür und Angel“ ausdrücklich gesagt, dass eine Frau Forscherin und Mutter sein kann und dass Kinder der wissenschaftlichen Mobilität und Karriere nicht im Weg stehen. Noch heute, 30 Jahre später, steht auf ihrer Webseite „verheiratet, zwei Kinder“. Das macht Mut.
Humboldt-Professor Thorsten Wagener über die Hydrologin Malin Falkenmark
Malin Falkenmark hat revolutionäre Ideen in die Hydrologie eingeführt – zum Beispiel das Trennen von sogenanntem blauem und grünem Wasser. Grünes Wasser entsteht durch Verdunstung durch Vegetation und blaues Wasser ist das Wasser in Flüssen, Seen und im Grundwasser. Sie zu trennen, macht die Landnutzung zum Teil des Wassermanagements, da diese die Größe der Verdunstung mitbestimmt. In trockenen Regionen kann die Verdunstung bis zu 90% des Niederschlages ausmachen. Falkenmarks Arbeiten prägen nach wie vor viele Aspekte der Hydrologie und ihre Ideen haben mich sehr stark beeinflusst.