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Konrad Adenauer-Forschungspreis 2023 für Expertin der Queer History

Jennifer Victoria Evans, eine ausgewiesene Expertin im Bereich der europäischen Queer History, erhält den diesjährigen Forschungspreis zur Stärkung der wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Kanada und Deutschland.

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Jennifer Evans
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Mit Jennifer Victoria Evans zeichnet die Humboldt-Stiftung eine international anerkannte Expertin für die deutsche und europäische Queer History mit dem Konrad Adenauer-Forschungspreis 2023 aus. Evans ist seit 2017 Professorin an der Carleton University in Ottawa und seit 2016 Mitglied der Royal Society of Canada. Auf der Grundlage von Kultur- und Sozialtheorien untersucht Evans die Beziehungen zwischen queeren und trans Personen, dem Staat und gesellschaftlichen Vorstellungen von Gemeinschaft. Ihr Forschungsfokus ist breit: von der transnationalen Geschichte der Sexualität, des täglichen Lebens und der visuellen Kultur über Formen des Populismus bis hin zur Geschichte der Homosexualität im Nachkriegsdeutschland.

Gerade Evans' Arbeit über das geteilte Deutschland war bahnbrechend in der Art und Weise, wie sie auf einen großen Korpus von Archivunterlagen, einschließlich Polizei- und Gerichtsakten, zurückgriff, um die Regulierung von Moral und Verhalten in Ost- und Westdeutschland nachzuvollziehen. Ihre Werke „Bahnhof Boys“ (2003) und „The Moral State“ (2005) gehörten zu den ersten englischsprachigen Studien über die polizeiliche und rechtliche Verfolgung von Homosexualität im besetzten und geteilten Deutschland. Zudem hat sie einige der zentralen Texte im Bereich der Queer History veröffentlicht, darunter Queer Cities, Queer Cultures (2013, mit Matt Cook), ein Kompendium mit Fallstudien aus ganz Europa.

Während ihres Aufenthalts in Deutschland wird Jennifer Victoria Evans zwei Forschungsprojekte verfolgen: Mit der „Short History of Drag“ verortet sie das Cross-Dressing in der Geschichte Deutschlands ab 1945 und fragt, welche Rolle Drag in der queeren Geschichte und in der Geschichte der schwul/lesbischen/queer/transsexuellen/transgender Identitätsbildung spielt. Das zweite Projekt befasst sich mit Fotografie und der sexuellen Revolution. Es untersucht die Rolle der sich verändernden ästhetischen, bildgebenden und kuratorischen Praktiken bei der Liberalisierung der sozialen und sexuellen Sitten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Jennifer Evans wird ihre Forschung am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin im Mai 2023 aufnehmen. Der Geschichtsdidaktiker Martin Lücke hat sie für den Konrad von Adenauer-Forschungspreis nominiert.

Mit dem Konrad Adenauer-Forschungspreis zeichnet die Alexander von Humboldt-Stiftung Wissenschaftler*innen aus Kanada aus, deren grundlegende Entdeckungen und Erkenntnisse das eigene Fachgebiet auch über das engere Arbeitsgebiet hinaus geprägt haben und die durch ihre Persönlichkeit und Forschung zur Stärkung der wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Kanada beitragen. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert. Die Preisträger*innen werden zusätzlich eingeladen, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkolleg*innen durchzuführen.

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