Pressemitteilung

Haushaltskürzungen: Humboldt-Stiftung muss Stipendien und Programme streichen

Ein Drittel weniger Stipendien in diesem und im nächsten Jahr. Stopp für Forschungshubs in Afrika.

  • vom
Schriftzug der Humboldt-Stiftung
Saturn-ähnliches Dekortationsbild

Kontakt

Presse, Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 228 833-144
Fax: +49 228 833-441
presse[at]avh.de

Die Haushaltsplanungen der Bundesregierung für das laufende und kommende Jahr zwingen die Alexander von Humboldt-Stiftung zu starken Einschnitten. Während der Koalitionsvertrag der Bundesregierung für die Stiftung einen jährlichen Budgetzuwachs von drei Prozent vorsah, sinkt die vom Auswärtigen Amt geleistete institutionelle Finanzierung der Stiftung in diesem Jahr um 3,3 Prozent. Zusätzlich ist für dieses Jahr eine weitere Kürzung um bis zu drei Prozent als globale Minderausgabe geplant. Für das Haushaltsjahr 2023 ist ein Minus von 7,8 Prozent avisiert.

Bereits für das laufende Jahr hat die Stiftung ihre Bewilligungszahlen in vom Auswärtigen Amt finanzierten Programmen um bis zu 30% gesenkt, im Forschungsstipendienprogramm etwa bedeutet dies einen Rückgang von 116 Stipendien, von 380 Stipendien im Jahr 2021 auf 264 im Jahr 2022. Die Zahlen aus dem Kabinettsentwurf für das Jahr 2023 zwingen die Stiftung nun zusätzlich ganze Programme einzustellen: Dies betrifft das Residency-Programm, das Politik und Gesellschaft Wissen aus dem Humboldt-Netzwerk zur Verfügung stellt, die Vergabe von Forschungspreisen für Geisteswissenschaftler und insbesondere das erst 2021 eingeführte Programm der Forschungshubs, die erstmals die Federführung für deutsch-afrikanische Kooperationsprojekte in afrikanische Hände legen. Auch in der Philipp Schwartz-Initiative, die durch Krieg und Verfolgung bedrohten Forschenden eine Arbeit in Deutschland ermöglicht, wird es im kommenden Jahr zu schmerzhaften Einschnitten kommen.

Saturn-ähnliches Dekortationsbild
MPI-Direktorin und Huboldt-Gastgeberin Serena DeBeer in der FAZ zu den Budgetplänen
Interview mit Auschussmitglied Antje Schwalb über Konsequenzen der Kürzungen

Stiftungspräsident Hans-Christian Pape warnt vor den Folgen für das Ansehen der Stiftung und der deutschen Wissenschaftsdiplomatie: „Unser weltweites Netzwerk erleichtert der Diplomatie ebenso wie der Wissenschaft und der Wirtschaft die internationale Kooperation. Die Stiftung und damit Deutschland wurden in den letzten bald 70 Jahren immer als fairer und verlässlicher Partner gesehen“, so Pape. „Die Einschnitte jetzt werden uns zwingen, diese Verlässlichkeit aufzukündigen. Wir werden herausragend fähige Personen, die mit unseren Stipendien nach Deutschland kommen möchten, absagen müssen, ohne dass wir dies inhaltlich begründen könnten. Wir verprellen damit nicht nur diese Menschen, die uns sonst so sehr von Nutzen wären. Wir verlieren an Reputation und das schwächt für alle, auch die bisherigen Verbündeten Deutschlands, die Motivation, sich für unser Netzwerk zu engagieren“, betont Pape.
Pape fordert, die Kürzungen mit Blick auf ihre im Verhältnis zum eingesparten Geld überproportional negative Wirkung zurückzunehmen: „Natürlich sehen auch wir die enormen Herausforderungen, vor denen Deutschland steht. Es ist selbstverständlich, dass auch die Wissenschaft ihren Beitrag leisten muss. Aber über die Prioritäten darf gestritten werden. Ich meine nicht, dass wir um Größenordnungen mehr Geld für die pauschale Subventionierung von Treibstoff ausgeben sollten als für die Konfliktprävention, wie sie mit der Wissenschaftsaußenpolitik betrieben wird. Wir müssen den internationalen Vertrauensverlust und die Ausdünnung unserer internationalen Netzwerke verhindern“, betonte Pape auch mit Blick auf die geplanten Kürzungen anderer Organisationen wie den DAAD oder das Goethe-Institut.

Besonders schmerzlich seien die Kürzungen für die Philipp Schwartz-Initiative, so Pape. Während in diesem Jahr Sondermittel für den Schutz Forschender aus der Ukraine vorhanden sind, müssen diese im nächsten Jahr weiterlaufenden Stipendien dann zu Lasten von Bewerbungen aus anderen Ländern finanziert werden. „Der Schutz für Forschende aus der Ukraine geht auf Kosten von genauso schutzbedürftigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus anderen Ländern. Was ein starkes Signal der Solidarität sein sollte, wird so in der Mehrheit der Länder zu einer Schwächung der Wissenschaftsfreiheit führen“, sagte Pape.

(Pressemitteilung 21/2022)

Jährlich ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung über 2.000 Forscher*innen aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. In weltweit über 140 Ländern pflegt die Stiftung ein fächerübergreifendes Netzwerk von mehr als 30.000 Humboldtianer*innen – unter ihnen 61 mit Nobelpreis.

vorherige Pressemitteilung „Putins Krieg lähmt uns nicht“: Bundespräsident Steinmeier bei der Jahrestagung der Humboldt-Stiftung
nächste Pressemitteilung Humboldt-Stiftung setzt EU-Programm für gefährdete Forschende aus der Ukraine um