Deutschland im Blick

KI in Deutschland – ein schnell lernendes System

Deutschlands Forschung hat zum Thema Künstliche Intelligenz viel zu bieten. Damit das auch in Zukunft so bleibt, hat die Bundesregierung eine Nationale KI-Strategie auf den Weg gebracht. Sie sieht unter anderem die Einrichtung von bis zu dreißig Alexander von Humboldt-Professuren vor, die in den nächsten Jahren zu besetzen sind.

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  • Text: Lilo Berg (Illustrationen: Karo Rigaud)

Internetplattformen machen Vorschläge für den nächsten Einkauf, Siri & Co sprechen mit uns, Computer unterstützen Ärzte, z. B. bei der Diagnose von Hautkrebs. Künstliche Intelligenz hat schon vielfach Einzug in unseren Alltag gehalten. Und weitere Anwendungen werden folgen. Die Welt erlebt derzeit einen noch nie dagewesenen KI-Boom, angeheizt durch immer schnellere Computer, ausgefeiltere Algorithmen und exponentiell wachsende Datensammlungen. Aufgrund der raschen technologischen Entwicklung könnte das gelingen, wovon KI-Forscher seit den 1950er-Jahren träumen: Maschinen zu bauen, die selbstständig Probleme lösen, automatisch dazulernen und flexibel auf neue Bedingungen reagieren. Eine Entwicklung, die in Zukunft weltweit alle Lebensbereiche der Menschen verändern wird. Im internationalen Wettbewerb geht es für Deutschland darum, auf dem KI-Markt mitzuhalten und Deutschland als Industriestandort fit für die Zukunft zu machen. Gleichzeitig müssen individuelle Freiheitsrechte, Persönlichkeitsrechte und die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen geschützt werden.

Nachrichten aus der Stiftung 

„KI erkennt Krankheiten, die das menschliche Auge nicht sieht.“
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Vor diesem Hintergrund veröffentlichte die Bundesregierung im Herbst 2018 erstmals eine nationale KI-Strategie, die die Rahmenbedingungen für den technologischen Megatrend setzt und Entwicklung befördern will. Sie sieht unter anderem vor, die bundesweit verteilten Kompetenzzentren für KI-Forschung und Lehre (siehe Deutschlandkarte) zu vernetzen und auszubauen. Deutschland soll, so das erklärte Ziel der Politik, in allen Bereichen zu einem führenden KI-Standort und „KI made in Germany“ zu einem Gütesiegel werden. Auf dem Gebiet der Wissenschaftsförderung sollen in den nächsten fünf Jahren bis zu 30 Alexander von Humboldt-Professuren für Künstliche Intelligenz besetzt werden. Neben den technologischen Aspekten sollen sie auch die sozioökonomischen, ethischen und rechtlichen Aspekte von KI abdecken.

Heiß umworbene KI-Expertise

Hochkarätige KI-Experten aber sind rar und werden überall intensiv umworben. Doch es gibt gute Gründe, sich für Deutschland zu entscheiden: „Hier arbeiten viele starke Forscherpersönlichkeiten, die Lust auf stimulierende Kooperationen haben“, sagt der Robotik-Experte Oliver Brock, der vor zehn Jahren aus den USA nach Deutschland zurückkehrte (siehe Berlin). „Unsere Stärken sind die exzellente Grundlagenforschung und das fantastische Ökosystem angewandter Forschung“, sagt die Dortmunder Informatik-Professorin Katharina Morik (siehe Rhein/ Ruhr). KI-Pionier Wolfgang Wahlster unterstreicht den engen Bezug zur Wirtschaft: „Wer Künstliche Intelligenz in die Praxis bringen will, ist in Deutschland richtig“ (siehe „DFKI“). Und Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie, betont die Bedeutung der Datenschätze hiesiger Forschungseinrichtungen zu Themen wie Klima, Gesundheit und Umwelt: „Das sind echte Trümpfe für KI-Forscher.“

In Abgrenzung zu den USA und China gehen Deutschland und Europa einen dritten Weg, indem sie bewusst auf Datenschutz, Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung setzen. Im Grunde gehe es darum, mithilfe von KI eine bessere, gerechtere Welt zu schaffen, sagen Politiker in visionären Reden.

Interaktive Karte:

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aus Humboldt Kosmos 111/2020

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