Nachgefragt

Yuzhu Pearl Li, wie gehen wir den Küstenschutz an?

Durch die globale Erwärmung steigt der Meeresspiegel. Sturmfluten, Überschwemmungen und Erosionen nehmen zu und bedrohen Küstenregionen. Die Umweltingenieurin Yuzhu Pearl Li aus Singapur will dem vorbeugen – und prüft den Einsatz von Austernriffen für den Küstenschutz.

  • vom 
  • Text: Till Hein
Eine Frau steht im flachen Wasser, trägt Gummistiefel und hält ein Tablet, während sie die Umgebung beobachtet.
Saturn-ähnliches Dekortationsbild

Dr. Yuzhu Pearl Li von der National University of Singapore ist seit 2023 Humboldt- Forschungsstipendiatin am Leichtweiß-Institut für Wasserbau der TU Braunschweig. Sie untersucht etwas eher Ungewöhnliches als Maßnahme für den Küstenschutz: Austern.

Alexander von Humboldt-Professur
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Küstenschutz mit Austernpower

Manchmal kommt von unerwarteter Seite Hilfe: Im Wattenmeer breiten sich seit rund 20 Jahren Austern immer stärker aus. Inzwischen bilden diese Muscheln ganze Riffe. Ein Segen. Denn angesichts des Klimawandels stehen Küsteningenieur*innen vor gewaltigen Herausforderungen. Das Risiko für Überflutungen und Erosion steigt, auch und gerade in den flachen Ufergebieten der Nordsee. Küstenschutz wird damit zur immer dringlicheren Aufgabe.


Wie genau wirken die Austernriffe?

Die neu entstandenen Riffe verhindern, dass Sedimente weggespült werden und die Küstenlinie abgetragen wird. Mit ihrer rauen Oberfläche halten diese Strukturen starken hydromechanischen Belastungen stand. „Austernriffe sind natürliche Wellenbrecher“, sagt Yuzhu Pearl Li. Durch das Wachstum der Muscheln verstärke sich die Schutzwirkung ständig.

„Zudem sind solche Riffe wichtige Lebensräume für Meerestiere und tragen durch natürliche Filterung zur Verbesserung der Wasserqualität bei“, erklärt sie. „Wellenbrecher aus Stein oder Beton bieten solche Vorteile nicht.“ 

3D-Druck und Mathe für innovativen Küstenschutz

Yuzhu Pearl Li arbeitet daran, diese Vorteile im Küstenschutz nutzbar zu machen: Für ihre Experimente bildet sie mit ihren Kolleg*innen Austernriffe mithilfe eines 3D-Druckers nach, ordnet sie in einem Wellenkanal unterschiedlich an und misst die Effekte. Mit mathematischen Modellen skalieren sie die Ergebnisse so, dass sich die großflächigen Auswirkungen auf dem Meeresgrund abschätzen lassen.

Das Ziel: „Sobald wir die ideale Anordnung gefunden haben, wollen wir künstliche Strukturen entwerfen, um die Ansiedlung von Austern fördern“, erklärt sie. Vor den Küsten von Deutschland – und von Singapur.

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