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Presse, Kommunikation und Marketing
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Vom 4.- 6. September 2025 trafen sich 20 Forschende und 20 Journalist*innen in Berlin, um die neuesten Forschungstrends und Ideen für ein gesundes und langes Leben zu diskutieren. In Panel-Gesprächen, Deep Dives und Gruppenarbeiten mit Expert*innen aus Wissenschaft und Medien standen Entwicklungen in Medizin und Gesundheit, Ernährung und nachhaltiger Stadtplanung im Mittelpunkt. Wie wird ein gesundes Leben in Zukunft aussehen? Welche Ideen werden richtungsweisend sein? Wie können Wissenschaft und Medien zusammenarbeiten, um in einer vernetzten Welt Lösungen zu finden?
Kern aller Aktivitäten bildete das gemeinsame Lernen und der kritische Austausch zwischen Wissenschaft und Journalismus: Wie vermittelt man Wissenschaftsthemen klar und zugleich ansprechend für verschiedene Zielgruppen? Wie entwickelt man eine gute (Multimedia)-Story? Wie werden Medien-Redaktionen auf eine gute Science Story aufmerksam? Und welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in der Wissenschaftskommunikation?
In ihrer Eröffnungsrede betonte Anke Reiffenstuel (Beauftragte für Außenwissenschaftspolitik, Auswärtige Bildungs- und Forschungspolitik im Auswärtigen Amt): „Angesichts gesellschaftlicher Veränderungen, die sich auf unsere Gesundheitssysteme und die Beziehungen zwischen den Generationen auswirken, wenden wir uns der Forschung zu, um Wege zu einem gerechten und nachhaltigen gesunden Leben aufzuzeigen.“ Dabei räumte Reiffenstuel ein: „Wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht immer selbsterklärend. Sie müssen auf effektive Weise vermittelt werden, um sicherzustellen, dass sie möglichst viele Menschen erreichen. Plattformen wie das Communication Lab bieten eine Gelegenheit für Forschende und Medienexpert*innen, sich auf Augenhöhe zu begegnen und vertrauensvolle Partnerschaften aufzubauen.“
Von Zellen zu Städten, von Behandlung zu Prävention
In ihrer Keynote „KI und Longevity” sprach sich Tina Woods (CEO von Collider Health und Geschäftsführende Direktorin des International Institute of Longevity) für einen stärkeren Fokus auf Fragen von globaler Gerechtigkeit aus: „Eine Gesellschaft der Langlebigkeit und eine präventionsorientierte Wirtschaft ist keine Gesellschaft, in der einige wenige Privilegierte dank ausgefallener Eingriffe, teurer Technologien und Medikamente 120 oder sogar 150 Jahre und älter werden. Es ist eine Gesellschaft, in der jede*r, unabhängig von der Herkunft, die Chance hat, bei guter Gesundheit bis ins hohe Alter zu leben. Eine Gesellschaft, in der Stadtplanung, Sozialpolitik und Technologie darauf ausgerichtet sind, nicht nur die Lebensdauer, sondern auch die Lebensfreude und so die Gesundheitsspanne zu verlängern (…). Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Paradigma – weg von Zellen hin zu Städten, weg von Behandlung hin zu Prävention, weg von Ungleichheit hin zu Gleichheit.“ Die ganze Keynote ist hier nachzulesen (auf Englisch).
Mehr Informationen
Nachhaltige Innovationen brauchen lösungsorientiertes Storytelling
Humboldt-Professor Arnim Wiek sprach über die Rolle der Ernährungswirtschaft für einen nachhaltigen Lebenswandel. Dabei zeigte er auf, wie nachhaltige Innovationen in mittelständischen Unternehmen zu Multiplikatorinnen für ein nachhaltiges Ernährungssystem werden können – wenn diese Unternehmen ausreichend Unterstützung erhalten: „Politische Maßnahmen, Förderprogramme, Schulungen, Vernetzung und Medienarbeit können zur Verbreitung und Beschleunigung sozialer Innovationen beitragen“, so Wiek. Vor allem aber, so der Nachhaltigkeitsexperte, brauche es einen positiven Ansatz – weg von einer reinen De-Konstruktion der Probleme hin zu einem lösungsorientierten Forschungsparadigma, das Hand in Hand mit einem lösungsorientierten Journalismus gehen müsse: „Wir müssen unsere Obsession mit Problemen in Wissenschaft und Medien überwinden.“
Gene oder Lebensstil? Ernährung, Bewegung und soziale Verbindungen sind ausschlaggebend
Joris Deelen, Humboldtianer und Molekular-Epidemiologe am Leiden University Medical Center, sprach über den Einfluss der Gene auf ein gesundes Leben. Er betonte: Auch wenn sich über die biomedizinische Forschung noch einiges über die genetischen Grundlagen der Langlebigkeit herausfinden lasse, so hänge ein langes Leben vor allem von der kardiometabolischen Gesundheit eines Menschen ab. Ein gesunder Lebenswandel – Ernährung, Bewegung, gute soziale Kontakte – könnten unsere Lebensspanne um 20 Jahre verlängern. Aber der wahre game changer, so Deelen, sei der gesellschaftliche Wandel: „Die Ernährungsindustrie verändern, dafür sorgen, dass Regierungen daran arbeiten, den sozioökonomischen Status zu verbessern, unsere Umwelt lebenswerter zu gestalten und sicherzustellen, dass wir mehr mit den gesunden Aspekten des Lebens in Berührung kommen.“
Science-Media-Tandems – Vertrauen wächst durch Gespräche
Interdisziplinäre Arbeit braucht Vertrauen, einen sicheren Raum und Menschen, die Kooperationen möglich machen. Wenn Wissenschaft und Medien aufeinandertreffen, geht es nicht nur um den inhaltlichen Austausch, sondern auch um unterschiedliche Arbeitsweisen, Stile und Prinzipien. Ein authentischer Dialog wird erst dann möglich, wenn man nicht nur über das „Was“, sondern auch über das „Wie“ spricht. Und diese Fragen lassen sich am besten in einem gemeinsamen Projekt angehen. Angeleitet von Mentor*innen aus den internationalen Medien, Jens Radü (Chef vom Dienst, DER SPIEGEL), Damian Carrington (Environmental Editor, The Guardian) und Gemma Terés Arilla (Direktorin, taz Panter Stiftung), entwickelten die Teilnehmenden in Science-Media-Tandems innovative Projektideen zum Thema Longevity. Die besten vier Ideen wurden mit einem Preisgeld von 2000 Euro ausgezeichnet. Außerdem wurde ein Peer Prize von 500 Euro vergeben.
Wir gratulieren fünf Tandems, deren Projektideen durch einen besonderen Fokus auf gesellschaftlichen Nutzen und innovatives Storytelling überzeugt haben:
- Aaron Niederman (Forscher*in) & Trisha Husada (Journalistin) und ihr Projekt zur Rolle sozialer Technologien für Arbeiter*innenbündnisse.
- Martyna Krajewska (Forscherin) & Florian Sturm (Journalist) für ihr Projekt über sauberes Trinkwasser.
- Kirsten Traynor (Forscherin) & Jenna Kunze (Journalistin) für ihr Projekt darüber, wie die Natur militarisierte Landschaften zurückerobert.
- Amritesh Kumar (Forscher) & Tabitha Taylor Buck (Journalistin) für ihr Projekt über weniger invasive medizinische Implantate in der Parkinsonforschung.
- Der Peer-Award ging an Shuyan Liu (Forscherin) & Sofia Christensen (Journalistin) für ihr Projekt über Einsamkeit unter jungen Menschen in Afrika.
Die Projekte werden nach der Veröffentlichung auf der Website der Humboldt-Stiftung präsentiert.
Communication Lab: Einmal im Jahr treffen Stipendiat*innen der Humboldt-Stiftung auf Journalist*innen aus aller Welt – Fellows der Internationalen Journalisten-Programme. Gemeinsam entwickeln sie während eines dreitägigen Workshops in Science-Media-Tandems ein innovatives journalistisches Projekt. Ausgewiesene Mentor*innen begleiten den Entstehungsprozess. Im Zentrum der Arbeit steht das gegenseitige Lernen. Welche Erwartungen gibt es aneinander? Wie gelingt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit? Und was macht gute Wissenschaftskommunikation aus?
Das Communication Lab wird aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert und ist eine Kooperation der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Internationalen Journalisten-Programme.